Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Die manches tausend Mark, manch Landgut zehr-ten! Die Wichte, die mit unserm Glück erkauft sind! O wär' uns doch der Himmel nur so gütig, Daß wir den Uebermuth, den Hohn, die Falsch- heit, Einst ihnen eben so vergelten könnten! Theodor.. O ja, mein Herz! Wenn ich durch Glück und Fügung Doch gleich in unserm Garten Schätze fände, Uraltes Gold, daß wir's mit Scheffeln mäßen! Und gegen über mir der Herr Graf Nimian, Verarmt, voll Schulden, wüßt' nicht aus und ein, Getraute mir nicht ins Gesicht zu sehn, So nähm' ich denn so hundert tausend Mark, Ging' zu ihm, sagte: kann Euch das hier retten? Da ist's! Und somit fort, ohn' Dank und Quit- tung, Daß er sich schämen und bereuen müßte. Gratiana. Du bleibst der Alte. Sahst du nicht die Vet- tern? Theodor.. Zum letztenmal; das ist noch schlimmer Volk; Den Blick, den so ein reicher Kaufmann hat, Wenn er verarmte Borger wittert! jedes Zwinkeln Des Auges schüttet wie Dukaten hin, Jedwede Mien' ist schwer wie Beutel Golds, Der Athem klingt nach Münze, und man fühlt Daß die Gedanken drinn Mark Silber sind: Fortunat. Die manches tauſend Mark, manch Landgut zehr-ten! Die Wichte, die mit unſerm Gluͤck erkauft ſind! O waͤr' uns doch der Himmel nur ſo guͤtig, Daß wir den Uebermuth, den Hohn, die Falſch- heit, Einſt ihnen eben ſo vergelten koͤnnten! Theodor.. O ja, mein Herz! Wenn ich durch Gluͤck und Fuͤgung Doch gleich in unſerm Garten Schaͤtze faͤnde, Uraltes Gold, daß wir's mit Scheffeln maͤßen! Und gegen uͤber mir der Herr Graf Nimian, Verarmt, voll Schulden, wuͤßt' nicht aus und ein, Getraute mir nicht ins Geſicht zu ſehn, So naͤhm' ich denn ſo hundert tauſend Mark, Ging' zu ihm, ſagte: kann Euch das hier retten? Da iſt's! Und ſomit fort, ohn' Dank und Quit- tung, Daß er ſich ſchaͤmen und bereuen muͤßte. Gratiana. Du bleibſt der Alte. Sahſt du nicht die Vet- tern? Theodor.. Zum letztenmal; das iſt noch ſchlimmer Volk; Den Blick, den ſo ein reicher Kaufmann hat, Wenn er verarmte Borger wittert! jedes Zwinkeln Des Auges ſchuͤttet wie Dukaten hin, Jedwede Mien' iſt ſchwer wie Beutel Golds, Der Athem klingt nach Muͤnze, und man fuͤhlt Daß die Gedanken drinn Mark Silber ſind: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#GRATIANA"> <p><pb facs="#f0019" n="9"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> Die manches tauſend Mark, manch Landgut zehr-<lb/><hi rendition="#et">ten!</hi><lb/> Die Wichte, die mit unſerm Gluͤck erkauft ſind!<lb/> O waͤr' uns doch der Himmel nur ſo guͤtig,<lb/> Daß wir den Uebermuth, den Hohn, die Falſch-<lb/><hi rendition="#et">heit,</hi><lb/> Einſt ihnen eben ſo vergelten koͤnnten!</p> </sp><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/> <p>O ja, mein Herz! Wenn ich durch Gluͤck und<lb/><hi rendition="#et">Fuͤgung</hi><lb/> Doch gleich in unſerm Garten Schaͤtze faͤnde,<lb/> Uraltes Gold, daß wir's mit Scheffeln maͤßen!<lb/> Und gegen uͤber mir der Herr Graf Nimian,<lb/> Verarmt, voll Schulden, wuͤßt' nicht aus und ein,<lb/> Getraute mir nicht ins Geſicht zu ſehn,<lb/> So naͤhm' ich denn ſo hundert tauſend Mark,<lb/> Ging' zu ihm, ſagte: kann Euch das hier retten?<lb/> Da iſt's! Und ſomit fort, ohn' Dank und Quit-<lb/><hi rendition="#et">tung,</hi><lb/> Daß er ſich ſchaͤmen und bereuen muͤßte.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRATIANA"> <speaker><hi rendition="#g">Gratiana</hi>.</speaker><lb/> <p>Du bleibſt der Alte. Sahſt du nicht die Vet-<lb/><hi rendition="#et">tern?</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/> <p>Zum letztenmal; das iſt noch ſchlimmer Volk;<lb/> Den Blick, den ſo ein reicher Kaufmann hat,<lb/> Wenn er verarmte Borger wittert! jedes Zwinkeln<lb/> Des Auges ſchuͤttet wie Dukaten hin,<lb/> Jedwede Mien' iſt ſchwer wie Beutel Golds,<lb/> Der Athem klingt nach Muͤnze, und man fuͤhlt<lb/> Daß die Gedanken drinn Mark Silber ſind:<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [9/0019]
Fortunat.
Die manches tauſend Mark, manch Landgut zehr-
ten!
Die Wichte, die mit unſerm Gluͤck erkauft ſind!
O waͤr' uns doch der Himmel nur ſo guͤtig,
Daß wir den Uebermuth, den Hohn, die Falſch-
heit,
Einſt ihnen eben ſo vergelten koͤnnten!
Theodor..
O ja, mein Herz! Wenn ich durch Gluͤck und
Fuͤgung
Doch gleich in unſerm Garten Schaͤtze faͤnde,
Uraltes Gold, daß wir's mit Scheffeln maͤßen!
Und gegen uͤber mir der Herr Graf Nimian,
Verarmt, voll Schulden, wuͤßt' nicht aus und ein,
Getraute mir nicht ins Geſicht zu ſehn,
So naͤhm' ich denn ſo hundert tauſend Mark,
Ging' zu ihm, ſagte: kann Euch das hier retten?
Da iſt's! Und ſomit fort, ohn' Dank und Quit-
tung,
Daß er ſich ſchaͤmen und bereuen muͤßte.
Gratiana.
Du bleibſt der Alte. Sahſt du nicht die Vet-
tern?
Theodor..
Zum letztenmal; das iſt noch ſchlimmer Volk;
Den Blick, den ſo ein reicher Kaufmann hat,
Wenn er verarmte Borger wittert! jedes Zwinkeln
Des Auges ſchuͤttet wie Dukaten hin,
Jedwede Mien' iſt ſchwer wie Beutel Golds,
Der Athem klingt nach Muͤnze, und man fuͤhlt
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