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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Fortunat.
Fortunat.
Weh, Unglückselger! was hast Du gethan?
Leopold.
Im Finstern mißt sich's schwer, das Schwerdt
ist ihm
Zu tief die Schelmengurgel eingedrungen.
Abel.
Laßt mich nur los, ich sterb', entrinn' Euch
nicht, --
Mir widerfährt mein Recht, -- o weh mir! weh!
So unvermuthet muß ich enden -- -- hier,
Im Frevel, -- weil ich selbst ein Mörder bin:
Der gute alte Rittersmann in London
Herr Oldfield, den ich um Kleinod' erschlug --
Er mahnt mich jezt mit seinem Silberhaupt!
Fortunat.
Ihr wart der Mörder jenes guten Herrn,
Weshalb Hieronymus unschuldig litt?
Abel.
So kennt Ihr die Geschichte? Wohl, ich war's,
Und floh geängstet aus Europa fort,
Ward Muselmann in Alexandria,
Doch fand ich nirgend Glück: so kehrt' ich nun,
Fand hier Beschützer, Freunde, die mich wieder
Zu Wohlstand brachten, doch des Herzens Tücke --
Fortunat.
Er ist schon todt! O weh! kein Zeuge hier
Seines Geständnisses, wir fremd und freundlos!
So muß denn immer Unheil mich verfolgen?
Nun bin ich selbst hier wie Hieronymus,
Fortunat.
Fortunat.
Weh, Ungluͤckſelger! was haſt Du gethan?
Leopold.
Im Finſtern mißt ſich's ſchwer, das Schwerdt
iſt ihm
Zu tief die Schelmengurgel eingedrungen.
Abel.
Laßt mich nur los, ich ſterb', entrinn' Euch
nicht, —
Mir widerfaͤhrt mein Recht, — o weh mir! weh!
So unvermuthet muß ich enden — — hier,
Im Frevel, — weil ich ſelbſt ein Moͤrder bin:
Der gute alte Rittersmann in London
Herr Oldfield, den ich um Kleinod' erſchlug —
Er mahnt mich jezt mit ſeinem Silberhaupt!
Fortunat.
Ihr wart der Moͤrder jenes guten Herrn,
Weshalb Hieronymus unſchuldig litt?
Abel.
So kennt Ihr die Geſchichte? Wohl, ich war's,
Und floh geaͤngſtet aus Europa fort,
Ward Muſelmann in Alexandria,
Doch fand ich nirgend Gluͤck: ſo kehrt' ich nun,
Fand hier Beſchuͤtzer, Freunde, die mich wieder
Zu Wohlſtand brachten, doch des Herzens Tuͤcke —
Fortunat.
Er iſt ſchon todt! O weh! kein Zeuge hier
Seines Geſtaͤndniſſes, wir fremd und freundlos!
So muß denn immer Unheil mich verfolgen?
Nun bin ich ſelbſt hier wie Hieronymus,
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[183/0193] Fortunat. Fortunat. Weh, Ungluͤckſelger! was haſt Du gethan? Leopold. Im Finſtern mißt ſich's ſchwer, das Schwerdt iſt ihm Zu tief die Schelmengurgel eingedrungen. Abel. Laßt mich nur los, ich ſterb', entrinn' Euch nicht, — Mir widerfaͤhrt mein Recht, — o weh mir! weh! So unvermuthet muß ich enden — — hier, Im Frevel, — weil ich ſelbſt ein Moͤrder bin: Der gute alte Rittersmann in London Herr Oldfield, den ich um Kleinod' erſchlug — Er mahnt mich jezt mit ſeinem Silberhaupt! Fortunat. Ihr wart der Moͤrder jenes guten Herrn, Weshalb Hieronymus unſchuldig litt? Abel. So kennt Ihr die Geſchichte? Wohl, ich war's, Und floh geaͤngſtet aus Europa fort, Ward Muſelmann in Alexandria, Doch fand ich nirgend Gluͤck: ſo kehrt' ich nun, Fand hier Beſchuͤtzer, Freunde, die mich wieder Zu Wohlſtand brachten, doch des Herzens Tuͤcke — Fortunat. Er iſt ſchon todt! O weh! kein Zeuge hier Seines Geſtaͤndniſſes, wir fremd und freundlos! So muß denn immer Unheil mich verfolgen? Nun bin ich ſelbſt hier wie Hieronymus,

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/193>, abgerufen am 27.11.2024.