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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Fortunat.

Gesegnet sey der Augenblick, die Stunde,
Der Tag, da ich von meinem Gastwirth lief.

(ab.)
Leopold.
So wären wir in Cypern angelangt,
Und mehr, wie dieser Narr, bin ich erstaunt.
Ich glaubte, daß er Güter hier besäße,
Von altem reichem Stamme, Freund' und Eltern,
Doch scheint's, ihn kennt hier auf der Insel Nie-
mand,
Er hat kein Haus, er kaufte diesen Pallast,
Den er mit Gold und Silber fürstlich schmückt,
Nichts ist so theuer, kein Geräth zu reich,
Mit fremdem Namen zieht er prachtvoll auf,
Die schönsten Rosse, Libereyen, Falken,
Und was nur selten herrlich ist zu nennen
Das nennt er sein, kauft es zu jedem Preis;
Täglich sieht er als Freund des Landes König,
Und ihm, seiner Gemahlinn, hat er Perlen
Und Edelsteine zum Geschenk gesandt,
So hohen Werths, daß Beide drob erstaunten;
Was er als Reichthum auf den Reisen zeigte
Ist Armuth nur und kahle Bettelei
Gegen des Glanzes reiche Wunderwelt,
Die jezt wie goldnes Traumbild um ihn schwebt:
Doch sank er leblos, todt darnieder einst
Als er die wenigen Zechinen mißte;
Ich darf, ich will darüber nimmer sinnen,
Er ist der gütigste, der beste Herr,
Der Armuth Engel, der Verwaisten Trost,
Und mich hat er mit Wohlthat überschüttet.

Fortunat.

Geſegnet ſey der Augenblick, die Stunde,
Der Tag, da ich von meinem Gaſtwirth lief.

(ab.)
Leopold.
So waͤren wir in Cypern angelangt,
Und mehr, wie dieſer Narr, bin ich erſtaunt.
Ich glaubte, daß er Guͤter hier beſaͤße,
Von altem reichem Stamme, Freund' und Eltern,
Doch ſcheint's, ihn kennt hier auf der Inſel Nie-
mand,
Er hat kein Haus, er kaufte dieſen Pallaſt,
Den er mit Gold und Silber fuͤrſtlich ſchmuͤckt,
Nichts iſt ſo theuer, kein Geraͤth zu reich,
Mit fremdem Namen zieht er prachtvoll auf,
Die ſchoͤnſten Roſſe, Libereyen, Falken,
Und was nur ſelten herrlich iſt zu nennen
Das nennt er ſein, kauft es zu jedem Preis;
Taͤglich ſieht er als Freund des Landes Koͤnig,
Und ihm, ſeiner Gemahlinn, hat er Perlen
Und Edelſteine zum Geſchenk geſandt,
So hohen Werths, daß Beide drob erſtaunten;
Was er als Reichthum auf den Reiſen zeigte
Iſt Armuth nur und kahle Bettelei
Gegen des Glanzes reiche Wunderwelt,
Die jezt wie goldnes Traumbild um ihn ſchwebt:
Doch ſank er leblos, todt darnieder einſt
Als er die wenigen Zechinen mißte;
Ich darf, ich will daruͤber nimmer ſinnen,
Er iſt der guͤtigſte, der beſte Herr,
Der Armuth Engel, der Verwaiſten Troſt,
Und mich hat er mit Wohlthat uͤberſchuͤttet.

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[191/0201] Fortunat. Geſegnet ſey der Augenblick, die Stunde, Der Tag, da ich von meinem Gaſtwirth lief. (ab.) Leopold. So waͤren wir in Cypern angelangt, Und mehr, wie dieſer Narr, bin ich erſtaunt. Ich glaubte, daß er Guͤter hier beſaͤße, Von altem reichem Stamme, Freund' und Eltern, Doch ſcheint's, ihn kennt hier auf der Inſel Nie- mand, Er hat kein Haus, er kaufte dieſen Pallaſt, Den er mit Gold und Silber fuͤrſtlich ſchmuͤckt, Nichts iſt ſo theuer, kein Geraͤth zu reich, Mit fremdem Namen zieht er prachtvoll auf, Die ſchoͤnſten Roſſe, Libereyen, Falken, Und was nur ſelten herrlich iſt zu nennen Das nennt er ſein, kauft es zu jedem Preis; Taͤglich ſieht er als Freund des Landes Koͤnig, Und ihm, ſeiner Gemahlinn, hat er Perlen Und Edelſteine zum Geſchenk geſandt, So hohen Werths, daß Beide drob erſtaunten; Was er als Reichthum auf den Reiſen zeigte Iſt Armuth nur und kahle Bettelei Gegen des Glanzes reiche Wunderwelt, Die jezt wie goldnes Traumbild um ihn ſchwebt: Doch ſank er leblos, todt darnieder einſt Als er die wenigen Zechinen mißte; Ich darf, ich will daruͤber nimmer ſinnen, Er iſt der guͤtigſte, der beſte Herr, Der Armuth Engel, der Verwaiſten Troſt, Und mich hat er mit Wohlthat uͤberſchuͤttet.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/201>, abgerufen am 13.05.2024.