Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Die Wäsche thun, und noch dazu vor allenNachbarn, mich meiner Müh und Arbeit schämen, Als wenn der Müßiggang was Edles wäre, Da kommt das Silber wie ein Feind mir vor, Der mich verlacht und höhnisch nach mir deutet, Wenn Sonnenschein das Glänzen zu mir spiegelt. Theodor.. Das sind doch Vorurtheile, liebe Frau; Wir wollen mit dem Lauf der Welt uns trösten, Auch andern geht es schlecht, Graf Nimian Ist trotz des Hochmuths bald in unsrer Lage, Was sein war hat er alles schon verkauft. Graziana. Das tröstet nicht, daß andre elend sind. Theodor.. Der fremde Graf ist mir vorher begegnet: Das nenn' ich doch noch leben, was der treibt; Den größten Pallast hat er sich gekauft, Ihn so möblirt, wie's selbst kein König kann, Die schönsten Hengste reitet er und wechselt Mit Rappen, Schimmeln oder seinem Goldfuchs, Arabisch sind die meisten und das Zeug, Die Sättel, Decken, Zäum', das glänzt von Gold: Dann zieht er wieder auf die Falkenjagd, Kleidt sich des Tages drei bis viermal um, Und immer prächtger, köstlicher als erst. Er hat den König und die Königinn Beschenkt, wie kaum der Mogul es vermag, Die größten Perlen aus dem Orient, Die reinsten Diamanten. Unser Herr Erzeigt ihm drum auch solche Gnad' und Freundschaft, Fortunat. Die Waͤſche thun, und noch dazu vor allenNachbarn, mich meiner Muͤh und Arbeit ſchaͤmen, Als wenn der Muͤßiggang was Edles waͤre, Da kommt das Silber wie ein Feind mir vor, Der mich verlacht und hoͤhniſch nach mir deutet, Wenn Sonnenſchein das Glaͤnzen zu mir ſpiegelt. Theodor.. Das ſind doch Vorurtheile, liebe Frau; Wir wollen mit dem Lauf der Welt uns troͤſten, Auch andern geht es ſchlecht, Graf Nimian Iſt trotz des Hochmuths bald in unſrer Lage, Was ſein war hat er alles ſchon verkauft. Graziana. Das troͤſtet nicht, daß andre elend ſind. Theodor.. Der fremde Graf iſt mir vorher begegnet: Das nenn' ich doch noch leben, was der treibt; Den groͤßten Pallaſt hat er ſich gekauft, Ihn ſo moͤblirt, wie's ſelbſt kein Koͤnig kann, Die ſchoͤnſten Hengſte reitet er und wechſelt Mit Rappen, Schimmeln oder ſeinem Goldfuchs, Arabiſch ſind die meiſten und das Zeug, Die Saͤttel, Decken, Zaͤum', das glaͤnzt von Gold: Dann zieht er wieder auf die Falkenjagd, Kleidt ſich des Tages drei bis viermal um, Und immer praͤchtger, koͤſtlicher als erſt. Er hat den Koͤnig und die Koͤniginn Beſchenkt, wie kaum der Mogul es vermag, Die groͤßten Perlen aus dem Orient, Die reinſten Diamanten. Unſer Herr Erzeigt ihm drum auch ſolche Gnad' und Freundſchaft, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Graziana"> <p><pb facs="#f0221" n="211"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> Die Waͤſche thun, und noch dazu vor allen<lb/> Nachbarn, mich meiner Muͤh und Arbeit ſchaͤmen,<lb/> Als wenn der Muͤßiggang was Edles waͤre,<lb/> Da kommt das Silber wie ein Feind mir vor,<lb/> Der mich verlacht und hoͤhniſch nach mir deutet,<lb/> Wenn Sonnenſchein das Glaͤnzen zu mir ſpiegelt.</p> </sp><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/> <p>Das ſind doch Vorurtheile, liebe Frau;<lb/> Wir wollen mit dem Lauf der Welt uns troͤſten,<lb/> Auch andern geht es ſchlecht, Graf Nimian<lb/> Iſt trotz des Hochmuths bald in unſrer Lage,<lb/> Was ſein war hat er alles ſchon verkauft.</p> </sp><lb/> <sp who="#Graziana"> <speaker><hi rendition="#g">Graziana</hi>.</speaker><lb/> <p>Das troͤſtet nicht, daß andre elend ſind.</p> </sp><lb/> <sp who="#THEO"> <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/> <p>Der fremde Graf iſt mir vorher begegnet:<lb/> Das nenn' ich doch noch leben, was der treibt;<lb/> Den groͤßten Pallaſt hat er ſich gekauft,<lb/> Ihn ſo moͤblirt, wie's ſelbſt kein Koͤnig kann,<lb/> Die ſchoͤnſten Hengſte reitet er und wechſelt<lb/> Mit Rappen, Schimmeln oder ſeinem Goldfuchs,<lb/> Arabiſch ſind die meiſten und das Zeug,<lb/> Die Saͤttel, Decken, Zaͤum', das glaͤnzt von Gold:<lb/> Dann zieht er wieder auf die Falkenjagd,<lb/> Kleidt ſich des Tages drei bis viermal um,<lb/> Und immer praͤchtger, koͤſtlicher als erſt.<lb/> Er hat den Koͤnig und die Koͤniginn<lb/> Beſchenkt, wie kaum der Mogul es vermag,<lb/> Die groͤßten Perlen aus dem Orient,<lb/> Die reinſten Diamanten. Unſer Herr<lb/> Erzeigt ihm drum auch ſolche Gnad' und Freundſchaft,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [211/0221]
Fortunat.
Die Waͤſche thun, und noch dazu vor allen
Nachbarn, mich meiner Muͤh und Arbeit ſchaͤmen,
Als wenn der Muͤßiggang was Edles waͤre,
Da kommt das Silber wie ein Feind mir vor,
Der mich verlacht und hoͤhniſch nach mir deutet,
Wenn Sonnenſchein das Glaͤnzen zu mir ſpiegelt.
Theodor..
Das ſind doch Vorurtheile, liebe Frau;
Wir wollen mit dem Lauf der Welt uns troͤſten,
Auch andern geht es ſchlecht, Graf Nimian
Iſt trotz des Hochmuths bald in unſrer Lage,
Was ſein war hat er alles ſchon verkauft.
Graziana.
Das troͤſtet nicht, daß andre elend ſind.
Theodor..
Der fremde Graf iſt mir vorher begegnet:
Das nenn' ich doch noch leben, was der treibt;
Den groͤßten Pallaſt hat er ſich gekauft,
Ihn ſo moͤblirt, wie's ſelbſt kein Koͤnig kann,
Die ſchoͤnſten Hengſte reitet er und wechſelt
Mit Rappen, Schimmeln oder ſeinem Goldfuchs,
Arabiſch ſind die meiſten und das Zeug,
Die Saͤttel, Decken, Zaͤum', das glaͤnzt von Gold:
Dann zieht er wieder auf die Falkenjagd,
Kleidt ſich des Tages drei bis viermal um,
Und immer praͤchtger, koͤſtlicher als erſt.
Er hat den Koͤnig und die Koͤniginn
Beſchenkt, wie kaum der Mogul es vermag,
Die groͤßten Perlen aus dem Orient,
Die reinſten Diamanten. Unſer Herr
Erzeigt ihm drum auch ſolche Gnad' und Freundſchaft,
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