Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweite Abtheilung.
Damit er nur nicht aus dem Lande zieht;
Jetzt hat er ihm Gemälde noch versprochen
Die von Venedig erst erwartet werden.
Ja, solcher Mann weiß doch, warum er Luft
Und Athem in sich zieht, der kann einst ruhig
Dem Tod' entgegen sehn, er hat gelebt.
Graziana.
Wenn ich den Sohn noch einmal wieder sähe,
Thät' ich Verzicht auf jedes andre Glück.
Theodor..
Nur, Nota bene, nicht als Bettelmann,
Daß man sich seiner auch noch schämen müßte.
Ja, könnt' er so mit zwei, drei Pferden kommen,
Und brächt' uns wohl ein Capitälchen mit,
Daß wir nur eins der kleinsten Güter lößten,
Dann wär er mir erwünscht, mein Vaterseegen
Sollt' ihm dann nicht entstehn: doch neue Ar-
muth
Mit ihm ins Haus, wär' Elend über Elend. --
Wer klopft denn da? Herein! Nur immer 'rein!

Fortunat tritt herein.
Theodor..
Ei was! mein Allergnädigster! In aller Welt
Wie kommen wir zur unverhofften Ehre?
Fortunat.
Schon lange wünscht' ich kennen Euch zu lernen,
Da ich des Guten viel von Euch gehört,
Und zürne mir, daß ich nicht früher schon
Um Eure Freundschaft und Vertraun gebeten.

Zweite Abtheilung.
Damit er nur nicht aus dem Lande zieht;
Jetzt hat er ihm Gemaͤlde noch verſprochen
Die von Venedig erſt erwartet werden.
Ja, ſolcher Mann weiß doch, warum er Luft
Und Athem in ſich zieht, der kann einſt ruhig
Dem Tod' entgegen ſehn, er hat gelebt.
Graziana.
Wenn ich den Sohn noch einmal wieder ſaͤhe,
Thaͤt' ich Verzicht auf jedes andre Gluͤck.
Theodor..
Nur, Nota bene, nicht als Bettelmann,
Daß man ſich ſeiner auch noch ſchaͤmen muͤßte.
Ja, koͤnnt' er ſo mit zwei, drei Pferden kommen,
Und braͤcht' uns wohl ein Capitaͤlchen mit,
Daß wir nur eins der kleinſten Guͤter loͤßten,
Dann waͤr er mir erwuͤnſcht, mein Vaterſeegen
Sollt' ihm dann nicht entſtehn: doch neue Ar-
muth
Mit ihm ins Haus, waͤr' Elend uͤber Elend. —
Wer klopft denn da? Herein! Nur immer 'rein!

Fortunat tritt herein.
Theodor..
Ei was! mein Allergnaͤdigſter! In aller Welt
Wie kommen wir zur unverhofften Ehre?
Fortunat.
Schon lange wuͤnſcht' ich kennen Euch zu lernen,
Da ich des Guten viel von Euch gehoͤrt,
Und zuͤrne mir, daß ich nicht fruͤher ſchon
Um Eure Freundſchaft und Vertraun gebeten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <sp who="#THEO">
                <p><pb facs="#f0222" n="212"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
Damit er nur nicht aus dem Lande zieht;<lb/>
Jetzt hat er ihm Gema&#x0364;lde noch ver&#x017F;prochen<lb/>
Die von Venedig er&#x017F;t erwartet werden.<lb/>
Ja, &#x017F;olcher Mann weiß doch, warum er Luft<lb/>
Und Athem in &#x017F;ich zieht, der kann ein&#x017F;t ruhig<lb/>
Dem Tod' entgegen &#x017F;ehn, er hat gelebt.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Graziana">
                <speaker><hi rendition="#g">Graziana</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Wenn ich den Sohn noch einmal wieder &#x017F;a&#x0364;he,<lb/>
Tha&#x0364;t' ich Verzicht auf jedes andre Glu&#x0364;ck.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#THEO">
                <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/>
                <p>Nur, Nota bene, nicht als Bettelmann,<lb/>
Daß man &#x017F;ich &#x017F;einer auch noch &#x017F;cha&#x0364;men mu&#x0364;ßte.<lb/>
Ja, ko&#x0364;nnt' er &#x017F;o mit zwei, drei Pferden kommen,<lb/>
Und bra&#x0364;cht' uns wohl ein Capita&#x0364;lchen mit,<lb/>
Daß wir nur eins der klein&#x017F;ten Gu&#x0364;ter lo&#x0364;ßten,<lb/>
Dann wa&#x0364;r er mir erwu&#x0364;n&#x017F;cht, mein Vater&#x017F;eegen<lb/>
Sollt' ihm dann nicht ent&#x017F;tehn: doch neue Ar-<lb/><hi rendition="#et">muth</hi><lb/>
Mit ihm ins Haus, wa&#x0364;r' Elend u&#x0364;ber Elend. &#x2014;<lb/>
Wer klopft denn da? Herein! Nur immer 'rein!</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Fortunat</hi> tritt herein.</hi> </stage>
              </sp><lb/>
              <sp who="#THEO">
                <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/>
                <p>Ei was! mein Allergna&#x0364;dig&#x017F;ter! In aller Welt<lb/>
Wie kommen wir zur unverhofften Ehre?</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#FORT">
                <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker><lb/>
                <p>Schon lange wu&#x0364;n&#x017F;cht' ich kennen Euch zu lernen,<lb/>
Da ich des Guten viel von Euch geho&#x0364;rt,<lb/>
Und zu&#x0364;rne mir, daß ich nicht fru&#x0364;her &#x017F;chon<lb/>
Um Eure Freund&#x017F;chaft und Vertraun gebeten.</p>
              </sp><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0222] Zweite Abtheilung. Damit er nur nicht aus dem Lande zieht; Jetzt hat er ihm Gemaͤlde noch verſprochen Die von Venedig erſt erwartet werden. Ja, ſolcher Mann weiß doch, warum er Luft Und Athem in ſich zieht, der kann einſt ruhig Dem Tod' entgegen ſehn, er hat gelebt. Graziana. Wenn ich den Sohn noch einmal wieder ſaͤhe, Thaͤt' ich Verzicht auf jedes andre Gluͤck. Theodor.. Nur, Nota bene, nicht als Bettelmann, Daß man ſich ſeiner auch noch ſchaͤmen muͤßte. Ja, koͤnnt' er ſo mit zwei, drei Pferden kommen, Und braͤcht' uns wohl ein Capitaͤlchen mit, Daß wir nur eins der kleinſten Guͤter loͤßten, Dann waͤr er mir erwuͤnſcht, mein Vaterſeegen Sollt' ihm dann nicht entſtehn: doch neue Ar- muth Mit ihm ins Haus, waͤr' Elend uͤber Elend. — Wer klopft denn da? Herein! Nur immer 'rein! Fortunat tritt herein. Theodor.. Ei was! mein Allergnaͤdigſter! In aller Welt Wie kommen wir zur unverhofften Ehre? Fortunat. Schon lange wuͤnſcht' ich kennen Euch zu lernen, Da ich des Guten viel von Euch gehoͤrt, Und zuͤrne mir, daß ich nicht fruͤher ſchon Um Eure Freundſchaft und Vertraun gebeten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/222
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/222>, abgerufen am 13.05.2024.