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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Fortunat.
Graziana.
Setzt Euch, mein gnädger Graf; hol doch den
Sessel
Dort aus der Kammer für den gnädgen Herrn.
Fortunat.
Ich will Euch keine Störung machen, Freunde,
Ich hoffe wohl, wir bleiben uns nicht fremd.
Und wenn ich wüßte, daß Ihr mir verzieht,
Setzt ich mich gern mit Euch zum stillen Mahl
An diesen kleinen Tisch; sehr überdrüssig
Bin ich des Lärms, der tobenden Gesellschaft,
Des Glanzes dort am Hof, des leeren Prunks.
Theodor..
Mein Gott -- Herr Graf, -- ich weiß nicht,
was ich rede;
Hilf mir doch aus, Frau! Du! Wie stehst Du da?
Graziana.
Wollt Ihr uns nicht beschämen? Unsrer spotten?
Ihr seht die Armuth, die sich nicht verstecken
Nicht läugnen läßt.
Fortunat.
Mein Spott wär arge Sünde;
Wenn Ihr mich ehren wollt, vertrauet mir.
Theodor..
Recht so! Mach keine Umständ', Frau! Nicht
quängeln!
Der Herr befiehlt's! der Herr mag denn auch essen
Was wir ihm bieten können; schmeckt's ihm nicht,
Wird er nicht satt, ist's seine eigne Schuld!
Hol Licht! setz dreist das kleine Stümpfchen auf!
Bring dann die irdnen Schüsseln, wenig drinn,
Fortunat.
Graziana.
Setzt Euch, mein gnaͤdger Graf; hol doch den
Seſſel
Dort aus der Kammer fuͤr den gnaͤdgen Herrn.
Fortunat.
Ich will Euch keine Stoͤrung machen, Freunde,
Ich hoffe wohl, wir bleiben uns nicht fremd.
Und wenn ich wuͤßte, daß Ihr mir verzieht,
Setzt ich mich gern mit Euch zum ſtillen Mahl
An dieſen kleinen Tiſch; ſehr uͤberdruͤſſig
Bin ich des Laͤrms, der tobenden Geſellſchaft,
Des Glanzes dort am Hof, des leeren Prunks.
Theodor..
Mein Gott — Herr Graf, — ich weiß nicht,
was ich rede;
Hilf mir doch aus, Frau! Du! Wie ſtehſt Du da?
Graziana.
Wollt Ihr uns nicht beſchaͤmen? Unſrer ſpotten?
Ihr ſeht die Armuth, die ſich nicht verſtecken
Nicht laͤugnen laͤßt.
Fortunat.
Mein Spott waͤr arge Suͤnde;
Wenn Ihr mich ehren wollt, vertrauet mir.
Theodor..
Recht ſo! Mach keine Umſtaͤnd', Frau! Nicht
quaͤngeln!
Der Herr befiehlt's! der Herr mag denn auch eſſen
Was wir ihm bieten koͤnnen; ſchmeckt's ihm nicht,
Wird er nicht ſatt, iſt's ſeine eigne Schuld!
Hol Licht! ſetz dreiſt das kleine Stuͤmpfchen auf!
Bring dann die irdnen Schuͤſſeln, wenig drinn,
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[213/0223] Fortunat. Graziana. Setzt Euch, mein gnaͤdger Graf; hol doch den Seſſel Dort aus der Kammer fuͤr den gnaͤdgen Herrn. Fortunat. Ich will Euch keine Stoͤrung machen, Freunde, Ich hoffe wohl, wir bleiben uns nicht fremd. Und wenn ich wuͤßte, daß Ihr mir verzieht, Setzt ich mich gern mit Euch zum ſtillen Mahl An dieſen kleinen Tiſch; ſehr uͤberdruͤſſig Bin ich des Laͤrms, der tobenden Geſellſchaft, Des Glanzes dort am Hof, des leeren Prunks. Theodor.. Mein Gott — Herr Graf, — ich weiß nicht, was ich rede; Hilf mir doch aus, Frau! Du! Wie ſtehſt Du da? Graziana. Wollt Ihr uns nicht beſchaͤmen? Unſrer ſpotten? Ihr ſeht die Armuth, die ſich nicht verſtecken Nicht laͤugnen laͤßt. Fortunat. Mein Spott waͤr arge Suͤnde; Wenn Ihr mich ehren wollt, vertrauet mir. Theodor.. Recht ſo! Mach keine Umſtaͤnd', Frau! Nicht quaͤngeln! Der Herr befiehlt's! der Herr mag denn auch eſſen Was wir ihm bieten koͤnnen; ſchmeckt's ihm nicht, Wird er nicht ſatt, iſt's ſeine eigne Schuld! Hol Licht! ſetz dreiſt das kleine Stuͤmpfchen auf! Bring dann die irdnen Schuͤſſeln, wenig drinn,

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/223>, abgerufen am 21.11.2024.