Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. rem Vaterlande, der Lombardey, einige Zeit ver-weilen? Hieronym. Ich habe diesmal keine Zeit, ich bin länger in Palästina zurück gehalten worden, und jetzt hier in Famagusta, als ich vermuthet hatte, und darum muß ich um so schneller nach London eilen. Hier kommt der Graf. Der Graf von Flandern mit Gefolge. Ridolfo. Graf. Lebt wohl mein Freund. Sieh da, Meister Hieronymus, der Wind hat sich gedreht, wir lichten in einer Stunde die Anker. Ich gehe jetzt um nur einige Worte mit des Königs Mar- schall zu sprechen, und bin dann bereit. (ab mit Gefolge.) Valerio. War der Handel gut. Ridolfo. Nicht so gar, der Graf will die meisten Dinge in Venedig einkaufen, das einmal den Ruf vor allen in kostbaren Waaren hat. Valerio. So beherrscht das Vorurtheil die Welt, denn vieles könnte er hier doch besser und wohlfeiler haben. Hieronym. So geht die Mode hin und her, und der Kaufmann muß von ihrer Wandelbarkeit Gewinn ziehn. Fängt doch Brabant an, mit Tü- chern Genua und Venedig den Preis abzugewin- nen, wollen doch sogar die Engländer manches selbst fabriziren, was sie sonst nur von Italien be- zogen. Der Geldumsatz ist drum immer der sicher- ste Gewinn. Fortunat. rem Vaterlande, der Lombardey, einige Zeit ver-weilen? Hieronym. Ich habe diesmal keine Zeit, ich bin laͤnger in Palaͤſtina zuruͤck gehalten worden, und jetzt hier in Famaguſta, als ich vermuthet hatte, und darum muß ich um ſo ſchneller nach London eilen. Hier kommt der Graf. Der Graf von Flandern mit Gefolge. Ridolfo. Graf. Lebt wohl mein Freund. Sieh da, Meiſter Hieronymus, der Wind hat ſich gedreht, wir lichten in einer Stunde die Anker. Ich gehe jetzt um nur einige Worte mit des Koͤnigs Mar- ſchall zu ſprechen, und bin dann bereit. (ab mit Gefolge.) Valerio. War der Handel gut. Ridolfo. Nicht ſo gar, der Graf will die meiſten Dinge in Venedig einkaufen, das einmal den Ruf vor allen in koſtbaren Waaren hat. Valerio. So beherrſcht das Vorurtheil die Welt, denn vieles koͤnnte er hier doch beſſer und wohlfeiler haben. Hieronym. So geht die Mode hin und her, und der Kaufmann muß von ihrer Wandelbarkeit Gewinn ziehn. Faͤngt doch Brabant an, mit Tuͤ- chern Genua und Venedig den Preis abzugewin- nen, wollen doch ſogar die Englaͤnder manches ſelbſt fabriziren, was ſie ſonſt nur von Italien be- zogen. Der Geldumſatz iſt drum immer der ſicher- ſte Gewinn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#VAL"> <p><pb facs="#f0023" n="13"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> rem Vaterlande, der Lombardey, einige Zeit ver-<lb/> weilen?</p> </sp><lb/> <sp who="#HIERO"> <speaker><hi rendition="#g">Hieronym</hi>.</speaker> <p>Ich habe diesmal keine Zeit, ich<lb/> bin laͤnger in Palaͤſtina zuruͤck gehalten worden,<lb/> und jetzt hier in Famaguſta, als ich vermuthet<lb/> hatte, und darum muß ich um ſo ſchneller nach<lb/> London eilen. Hier kommt der Graf.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Graf von Flandern</hi> mit Gefolge.<lb/><hi rendition="#g">Ridolfo</hi>.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#GRAF"> <speaker><hi rendition="#g">Graf</hi>.</speaker> <p>Lebt wohl mein Freund. Sieh da,<lb/> Meiſter Hieronymus, der Wind hat ſich gedreht,<lb/> wir lichten in einer Stunde die Anker. Ich gehe<lb/> jetzt um nur einige Worte mit des Koͤnigs Mar-<lb/> ſchall zu ſprechen, und bin dann bereit.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(ab mit Gefolge.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#VAL"> <speaker><hi rendition="#g">Valerio</hi>.</speaker> <p>War der Handel gut.</p> </sp><lb/> <sp who="#RIDO"> <speaker><hi rendition="#g">Ridolfo</hi>.</speaker> <p>Nicht ſo gar, der Graf will die<lb/> meiſten Dinge in Venedig einkaufen, das einmal<lb/> den Ruf vor allen in koſtbaren Waaren hat.</p> </sp><lb/> <sp who="#VAL"> <speaker><hi rendition="#g">Valerio</hi>.</speaker> <p>So beherrſcht das Vorurtheil die<lb/> Welt, denn vieles koͤnnte er hier doch beſſer und<lb/> wohlfeiler haben.</p> </sp><lb/> <sp who="#HIERO"> <speaker><hi rendition="#g">Hieronym</hi>.</speaker> <p>So geht die Mode hin und her,<lb/> und der Kaufmann muß von ihrer Wandelbarkeit<lb/> Gewinn ziehn. Faͤngt doch Brabant an, mit Tuͤ-<lb/> chern Genua und Venedig den Preis abzugewin-<lb/> nen, wollen doch ſogar die Englaͤnder manches<lb/> ſelbſt fabriziren, was ſie ſonſt nur von Italien be-<lb/> zogen. Der Geldumſatz iſt drum immer der ſicher-<lb/> ſte Gewinn.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0023]
Fortunat.
rem Vaterlande, der Lombardey, einige Zeit ver-
weilen?
Hieronym. Ich habe diesmal keine Zeit, ich
bin laͤnger in Palaͤſtina zuruͤck gehalten worden,
und jetzt hier in Famaguſta, als ich vermuthet
hatte, und darum muß ich um ſo ſchneller nach
London eilen. Hier kommt der Graf.
Der Graf von Flandern mit Gefolge.
Ridolfo.
Graf. Lebt wohl mein Freund. Sieh da,
Meiſter Hieronymus, der Wind hat ſich gedreht,
wir lichten in einer Stunde die Anker. Ich gehe
jetzt um nur einige Worte mit des Koͤnigs Mar-
ſchall zu ſprechen, und bin dann bereit.
(ab mit Gefolge.)
Valerio. War der Handel gut.
Ridolfo. Nicht ſo gar, der Graf will die
meiſten Dinge in Venedig einkaufen, das einmal
den Ruf vor allen in koſtbaren Waaren hat.
Valerio. So beherrſcht das Vorurtheil die
Welt, denn vieles koͤnnte er hier doch beſſer und
wohlfeiler haben.
Hieronym. So geht die Mode hin und her,
und der Kaufmann muß von ihrer Wandelbarkeit
Gewinn ziehn. Faͤngt doch Brabant an, mit Tuͤ-
chern Genua und Venedig den Preis abzugewin-
nen, wollen doch ſogar die Englaͤnder manches
ſelbſt fabriziren, was ſie ſonſt nur von Italien be-
zogen. Der Geldumſatz iſt drum immer der ſicher-
ſte Gewinn.
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