Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Valerio. Und Geld ausleihen, und auf Pfän- der borgen, nicht wahr? Wie Ihr Lombarden es zu thun pflegt. Hieronym. Sacht, sacht, mein Herr Vale- rio. Man hat mir hier in Famagusta gesagt, daß Ihr und noch andre diese Künste auch verstehn. Das Zwölf und Zwanzig vom Hundert ist durch die ganze Welt verbreitet. -- Wer ist der stattliche Herr, der dort herschreitet? Ridolfo. Graf Nimian, ein vornehmer Staats- mann. Graf Nimian kommt mit Gefolge. Nimian. War das nicht der junge Fortunat, der an uns vorbeilief? Diener. Er war es, gnädigster Herr. Nimian. Ruft ihn zurück, ich habe ihm ein Paar Worte zu sagen. (Der Diener kommt mit For- tunat) Hieher, mein junger Mensch. -- Mir ist gesagt worden, und ich habe es auch zum Theil selbst wahrnehmen können, daß Ihr unser Haus fleißig besucht, und Euch des nachgiebigen Gemü- thes meines Sohnes bemeistert Das ist bis jezt ohne Folgen gewesen: da aber der Knabe nun an- fängt, den Erwachsenen gleich zu kommen, und er nur in seinen Studien, oder in dem Umgange mit seines Gleichen gestört werden dürfte, so wer- det Ihr ohne mein Erinnern einsehn können, daß es euch beiden passender ist, wenn Ihr Euch mehr entfremdet; denn jedermann soll mit Personen sei- nes Standes umgehn. Alles Eindrängen, alles Un- Zweite Abtheilung. Valerio. Und Geld ausleihen, und auf Pfaͤn- der borgen, nicht wahr? Wie Ihr Lombarden es zu thun pflegt. Hieronym. Sacht, ſacht, mein Herr Vale- rio. Man hat mir hier in Famaguſta geſagt, daß Ihr und noch andre dieſe Kuͤnſte auch verſtehn. Das Zwoͤlf und Zwanzig vom Hundert iſt durch die ganze Welt verbreitet. — Wer iſt der ſtattliche Herr, der dort herſchreitet? Ridolfo. Graf Nimian, ein vornehmer Staats- mann. Graf Nimian kommt mit Gefolge. Nimian. War das nicht der junge Fortunat, der an uns vorbeilief? Diener. Er war es, gnaͤdigſter Herr. Nimian. Ruft ihn zuruͤck, ich habe ihm ein Paar Worte zu ſagen. (Der Diener kommt mit For- tunat) Hieher, mein junger Menſch. — Mir iſt geſagt worden, und ich habe es auch zum Theil ſelbſt wahrnehmen koͤnnen, daß Ihr unſer Haus fleißig beſucht, und Euch des nachgiebigen Gemuͤ- thes meines Sohnes bemeiſtert Das iſt bis jezt ohne Folgen geweſen: da aber der Knabe nun an- faͤngt, den Erwachſenen gleich zu kommen, und er nur in ſeinen Studien, oder in dem Umgange mit ſeines Gleichen geſtoͤrt werden duͤrfte, ſo wer- det Ihr ohne mein Erinnern einſehn koͤnnen, daß es euch beiden paſſender iſt, wenn Ihr Euch mehr entfremdet; denn jedermann ſoll mit Perſonen ſei- nes Standes umgehn. Alles Eindraͤngen, alles Un- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0024" n="14"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <sp who="#VAL"> <speaker><hi rendition="#g">Valerio</hi>.</speaker> <p>Und Geld ausleihen, und auf Pfaͤn-<lb/> der borgen, nicht wahr? Wie Ihr Lombarden es<lb/> zu thun pflegt.</p> </sp><lb/> <sp who="#HIERO"> <speaker><hi rendition="#g">Hieronym</hi>.</speaker> <p>Sacht, ſacht, mein Herr Vale-<lb/> rio. Man hat mir hier in Famaguſta geſagt, daß<lb/> Ihr und noch andre dieſe Kuͤnſte auch verſtehn.<lb/> Das Zwoͤlf und Zwanzig vom Hundert iſt durch<lb/> die ganze Welt verbreitet. — Wer iſt der ſtattliche<lb/> Herr, der dort herſchreitet?</p> </sp><lb/> <sp who="#RIDO"> <speaker><hi rendition="#g">Ridolfo</hi>.</speaker> <p>Graf Nimian, ein vornehmer Staats-<lb/> mann.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Graf Nimian</hi> kommt mit Gefolge.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#NIM"> <speaker><hi rendition="#g">Nimian</hi>.</speaker> <p>War das nicht der junge Fortunat,<lb/> der an uns vorbeilief?</p> </sp><lb/> <sp who="#DIENER"> <speaker><hi rendition="#g">Diener</hi>.</speaker> <p>Er war es, gnaͤdigſter Herr.</p> </sp><lb/> <sp who="#NIM"> <speaker><hi rendition="#g">Nimian</hi>.</speaker> <p>Ruft ihn zuruͤck, ich habe ihm ein<lb/> Paar Worte zu ſagen. <stage>(Der Diener kommt mit <hi rendition="#g">For-<lb/> tunat</hi>)</stage> Hieher, mein junger Menſch. — Mir iſt<lb/> geſagt worden, und ich habe es auch zum Theil<lb/> ſelbſt wahrnehmen koͤnnen, daß Ihr unſer Haus<lb/> fleißig beſucht, und Euch des nachgiebigen Gemuͤ-<lb/> thes meines Sohnes bemeiſtert Das iſt bis jezt<lb/> ohne Folgen geweſen: da aber der Knabe nun an-<lb/> faͤngt, den Erwachſenen gleich zu kommen, und<lb/> er nur in ſeinen Studien, oder in dem Umgange<lb/> mit ſeines Gleichen geſtoͤrt werden duͤrfte, ſo wer-<lb/> det Ihr ohne mein Erinnern einſehn koͤnnen, daß<lb/> es euch beiden paſſender iſt, wenn Ihr Euch mehr<lb/> entfremdet; denn jedermann ſoll mit Perſonen ſei-<lb/> nes Standes umgehn. Alles Eindraͤngen, alles Un-<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [14/0024]
Zweite Abtheilung.
Valerio. Und Geld ausleihen, und auf Pfaͤn-
der borgen, nicht wahr? Wie Ihr Lombarden es
zu thun pflegt.
Hieronym. Sacht, ſacht, mein Herr Vale-
rio. Man hat mir hier in Famaguſta geſagt, daß
Ihr und noch andre dieſe Kuͤnſte auch verſtehn.
Das Zwoͤlf und Zwanzig vom Hundert iſt durch
die ganze Welt verbreitet. — Wer iſt der ſtattliche
Herr, der dort herſchreitet?
Ridolfo. Graf Nimian, ein vornehmer Staats-
mann.
Graf Nimian kommt mit Gefolge.
Nimian. War das nicht der junge Fortunat,
der an uns vorbeilief?
Diener. Er war es, gnaͤdigſter Herr.
Nimian. Ruft ihn zuruͤck, ich habe ihm ein
Paar Worte zu ſagen. (Der Diener kommt mit For-
tunat) Hieher, mein junger Menſch. — Mir iſt
geſagt worden, und ich habe es auch zum Theil
ſelbſt wahrnehmen koͤnnen, daß Ihr unſer Haus
fleißig beſucht, und Euch des nachgiebigen Gemuͤ-
thes meines Sohnes bemeiſtert Das iſt bis jezt
ohne Folgen geweſen: da aber der Knabe nun an-
faͤngt, den Erwachſenen gleich zu kommen, und
er nur in ſeinen Studien, oder in dem Umgange
mit ſeines Gleichen geſtoͤrt werden duͤrfte, ſo wer-
det Ihr ohne mein Erinnern einſehn koͤnnen, daß
es euch beiden paſſender iſt, wenn Ihr Euch mehr
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