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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Zweite Abtheilung.
Dichter angeboten wird? Wird dasselbe Stück
aber einmal in einem kurrenten Almanach mit
Kupfern und goldnem Schnitt auf feinem durch-
schlagenden Papier abgedruckt, so finden es
die Leute gar nicht so uneben. Auch bin ich
darüber froh, daß Auguste und Wilibald sich
wieder ausgesöhnt haben. Sie war ja sehr
freundlich gegen ihn und von der liebenswür-
digsten Laune.

Clara lächelte geheimnißvoll, und da Lo-
thar in sie drang, mochte sie die Entdeckung
nicht verschweigen, die sie zufällig gemacht
hatte. Durch Antons Güte, so erzählte sie,
erhielt ich vor einigen Tagen ein Sonett Wi-
libalds, welches dieser, wie ich nun wohl ein-
sehe, für Augusten bestimmt hatte. Ich las es
arglos als Poesie, und bald darauf kam Au-
guste zu mir, das Blatt lag aufgeschlagen, sie
kennt seine Hand, sie las es stillschweigend.
Erst nachher erfuhr ich, daß Anton das Ge-
dicht für sich hatte behalten sollen. Die Zür-
nende hat die Poesie nun damals wohl nicht
als Poesie, sondern als eine Erklärung gelesen,
die mir gelten sollte, heut Morgen haben sich
beide verständigt, sie hat das Blatt mit der
nöthigen Erläuterung empfangen, und ihr vo-
riger Unwille scheint nur ein verhülltes Ge-
ständniß, das unser Wilibald aus der etwas rau-
hen Schale ohne Zweifel heraus wickeln wird.

Und das Sonett? fragte Lothar.
Zweite Abtheilung.
Dichter angeboten wird? Wird daſſelbe Stuͤck
aber einmal in einem kurrenten Almanach mit
Kupfern und goldnem Schnitt auf feinem durch-
ſchlagenden Papier abgedruckt, ſo finden es
die Leute gar nicht ſo uneben. Auch bin ich
daruͤber froh, daß Auguſte und Wilibald ſich
wieder ausgeſoͤhnt haben. Sie war ja ſehr
freundlich gegen ihn und von der liebenswuͤr-
digſten Laune.

Clara laͤchelte geheimnißvoll, und da Lo-
thar in ſie drang, mochte ſie die Entdeckung
nicht verſchweigen, die ſie zufaͤllig gemacht
hatte. Durch Antons Guͤte, ſo erzaͤhlte ſie,
erhielt ich vor einigen Tagen ein Sonett Wi-
libalds, welches dieſer, wie ich nun wohl ein-
ſehe, fuͤr Auguſten beſtimmt hatte. Ich las es
arglos als Poeſie, und bald darauf kam Au-
guſte zu mir, das Blatt lag aufgeſchlagen, ſie
kennt ſeine Hand, ſie las es ſtillſchweigend.
Erſt nachher erfuhr ich, daß Anton das Ge-
dicht fuͤr ſich hatte behalten ſollen. Die Zuͤr-
nende hat die Poeſie nun damals wohl nicht
als Poeſie, ſondern als eine Erklaͤrung geleſen,
die mir gelten ſollte, heut Morgen haben ſich
beide verſtaͤndigt, ſie hat das Blatt mit der
noͤthigen Erlaͤuterung empfangen, und ihr vo-
riger Unwille ſcheint nur ein verhuͤlltes Ge-
ſtaͤndniß, das unſer Wilibald aus der etwas rau-
hen Schale ohne Zweifel heraus wickeln wird.

Und das Sonett? fragte Lothar.
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[243/0253] Zweite Abtheilung. Dichter angeboten wird? Wird daſſelbe Stuͤck aber einmal in einem kurrenten Almanach mit Kupfern und goldnem Schnitt auf feinem durch- ſchlagenden Papier abgedruckt, ſo finden es die Leute gar nicht ſo uneben. Auch bin ich daruͤber froh, daß Auguſte und Wilibald ſich wieder ausgeſoͤhnt haben. Sie war ja ſehr freundlich gegen ihn und von der liebenswuͤr- digſten Laune. Clara laͤchelte geheimnißvoll, und da Lo- thar in ſie drang, mochte ſie die Entdeckung nicht verſchweigen, die ſie zufaͤllig gemacht hatte. Durch Antons Guͤte, ſo erzaͤhlte ſie, erhielt ich vor einigen Tagen ein Sonett Wi- libalds, welches dieſer, wie ich nun wohl ein- ſehe, fuͤr Auguſten beſtimmt hatte. Ich las es arglos als Poeſie, und bald darauf kam Au- guſte zu mir, das Blatt lag aufgeſchlagen, ſie kennt ſeine Hand, ſie las es ſtillſchweigend. Erſt nachher erfuhr ich, daß Anton das Ge- dicht fuͤr ſich hatte behalten ſollen. Die Zuͤr- nende hat die Poeſie nun damals wohl nicht als Poeſie, ſondern als eine Erklaͤrung geleſen, die mir gelten ſollte, heut Morgen haben ſich beide verſtaͤndigt, ſie hat das Blatt mit der noͤthigen Erlaͤuterung empfangen, und ihr vo- riger Unwille ſcheint nur ein verhuͤlltes Ge- ſtaͤndniß, das unſer Wilibald aus der etwas rau- hen Schale ohne Zweifel heraus wickeln wird. Und das Sonett? fragte Lothar.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/253>, abgerufen am 21.11.2024.