in der Gesellschaft; aller Scherz fällt erstorben an ihm nieder, wie Schneegestöber am erwärm- ten Fenster schmilzt. Ist er nicht der braune unscheinbare Zweig, sagte Manfred, der Dir die lächelnde Frucht Adelheid gereicht hat? So komm! rief Friedrich. Sie eilten in den Gartensaal, und der Vorleser nahm seinen Sessel ein, den man ihm schon hingestellt hatte. Mein Schauspiel, fing er mit ungewisser Stimme an, eröffnet sich mit einem Prologe, der vielleicht dem ersten Theile vorhergehen, vielleicht auch ganz fehlen könnte, doch theile ich ihn mit, um alles so zu geben, wie ich es vor mir finde. Er fing mit schwankender Stimme zu lesen an, die aber nach und nach fester und sichrer wurde.
Zweite Abtheilung.
in der Geſellſchaft; aller Scherz faͤllt erſtorben an ihm nieder, wie Schneegeſtoͤber am erwaͤrm- ten Fenſter ſchmilzt. Iſt er nicht der braune unſcheinbare Zweig, ſagte Manfred, der Dir die laͤchelnde Frucht Adelheid gereicht hat? So komm! rief Friedrich. Sie eilten in den Gartenſaal, und der Vorleſer nahm ſeinen Seſſel ein, den man ihm ſchon hingeſtellt hatte. Mein Schauſpiel, fing er mit ungewiſſer Stimme an, eroͤffnet ſich mit einem Prologe, der vielleicht dem erſten Theile vorhergehen, vielleicht auch ganz fehlen koͤnnte, doch theile ich ihn mit, um alles ſo zu geben, wie ich es vor mir finde. Er fing mit ſchwankender Stimme zu leſen an, die aber nach und nach feſter und ſichrer wurde.
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Zweite Abtheilung.
in der Geſellſchaft; aller Scherz faͤllt erſtorben
an ihm nieder, wie Schneegeſtoͤber am erwaͤrm-
ten Fenſter ſchmilzt.
Iſt er nicht der braune unſcheinbare Zweig,
ſagte Manfred, der Dir die laͤchelnde Frucht
Adelheid gereicht hat?
So komm! rief Friedrich. Sie eilten in
den Gartenſaal, und der Vorleſer nahm ſeinen
Seſſel ein, den man ihm ſchon hingeſtellt hatte.
Mein Schauſpiel, fing er mit ungewiſſer Stimme
an, eroͤffnet ſich mit einem Prologe, der vielleicht
dem erſten Theile vorhergehen, vielleicht auch
ganz fehlen koͤnnte, doch theile ich ihn mit, um
alles ſo zu geben, wie ich es vor mir finde. Er
fing mit ſchwankender Stimme zu leſen an, die
aber nach und nach feſter und ſichrer wurde.
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/258>, abgerufen am 21.11.2024.
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