Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Prolog. (Ein Gerichtssaal.) Zwei Räthe, ein Schreiber. Erster Rath. So haben wir nun heute das Protokoll ohne un- sern Herrn Präsidenten schließen müssen. 2. Rath. Die Reise, die der Herr gemacht hat, war nicht länger aufzuschieben, er mußte bei der Visitation gegenwärtig seyn. 1. Rath. Dazu ist es so schönes und war- mes Frühlingswetter, daß es zugleich eine Lustreise wird: die Aussichten sind unterwegs vortreflich, die Chausseen ausgebessert, die Wirthshäuser un- vergleichlich, und sein neuer Wagen der bequemste auf der Welt; da ist es nicht zu verwundern, wenn man die Geschäfte willig übernimmt, und einen ziemlichen Diensteifer sehn läßt. 2. Rath. Herr College, der Mann ist ein würdiger Mann, und es ist ein Glück für uns, daß er unserm Departement vorgesetzt ist: hätte einer von uns das Glück, künftig einmal diesen Posten zu bekleiden -- 1. Rath. Daran kann keiner von uns den- ken, dergleichen Fortun, dergleichen Carriere macht kein anderer. Zweite Abtheilung. Prolog. (Ein Gerichtsſaal.) Zwei Raͤthe, ein Schreiber. Erſter Rath. So haben wir nun heute das Protokoll ohne un- ſern Herrn Praͤſidenten ſchließen muͤſſen. 2. Rath. Die Reiſe, die der Herr gemacht hat, war nicht laͤnger aufzuſchieben, er mußte bei der Viſitation gegenwaͤrtig ſeyn. 1. Rath. Dazu iſt es ſo ſchoͤnes und war- mes Fruͤhlingswetter, daß es zugleich eine Luſtreiſe wird: die Ausſichten ſind unterwegs vortreflich, die Chauſſeen ausgebeſſert, die Wirthshaͤuſer un- vergleichlich, und ſein neuer Wagen der bequemſte auf der Welt; da iſt es nicht zu verwundern, wenn man die Geſchaͤfte willig uͤbernimmt, und einen ziemlichen Dienſteifer ſehn laͤßt. 2. Rath. Herr College, der Mann iſt ein wuͤrdiger Mann, und es iſt ein Gluͤck fuͤr uns, daß er unſerm Departement vorgeſetzt iſt: haͤtte einer von uns das Gluͤck, kuͤnftig einmal dieſen Poſten zu bekleiden — 1. Rath. Daran kann keiner von uns den- ken, dergleichen Fortun, dergleichen Carriere macht kein anderer. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0259" n="249"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Prolog</hi>.</hi> </hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Ein Gerichtsſaal.)</hi> </stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Zwei Raͤthe, ein Schreiber</hi>.</hi> </stage><lb/> <sp who="#Erſter Rath"> <speaker><hi rendition="#g">Erſter Rath</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#in">S</hi>o haben wir nun heute das Protokoll ohne un-<lb/> ſern Herrn Praͤſidenten ſchließen muͤſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#2Rath"> <speaker>2. <hi rendition="#g">Rath</hi>.</speaker> <p>Die Reiſe, die der Herr gemacht<lb/> hat, war nicht laͤnger aufzuſchieben, er mußte bei<lb/> der Viſitation gegenwaͤrtig ſeyn.</p> </sp><lb/> <sp who="#1Rath"> <speaker>1. <hi rendition="#g">Rath</hi>.</speaker> <p>Dazu iſt es ſo ſchoͤnes und war-<lb/> mes Fruͤhlingswetter, daß es zugleich eine Luſtreiſe<lb/> wird: die Ausſichten ſind unterwegs vortreflich,<lb/> die Chauſſeen ausgebeſſert, die Wirthshaͤuſer un-<lb/> vergleichlich, und ſein neuer Wagen der bequemſte<lb/> auf der Welt; da iſt es nicht zu verwundern, wenn<lb/> man die Geſchaͤfte willig uͤbernimmt, und einen<lb/> ziemlichen Dienſteifer ſehn laͤßt.</p> </sp><lb/> <sp who="#2Rath"> <speaker>2. <hi rendition="#g">Rath</hi>.</speaker> <p>Herr College, der Mann iſt ein<lb/> wuͤrdiger Mann, und es iſt ein Gluͤck fuͤr uns, daß<lb/> er unſerm Departement vorgeſetzt iſt: haͤtte einer<lb/> von uns das Gluͤck, kuͤnftig einmal dieſen Poſten<lb/> zu bekleiden —</p> </sp><lb/> <sp who="#1Rath"> <speaker>1. <hi rendition="#g">Rath</hi>.</speaker> <p>Daran kann keiner von uns den-<lb/> ken, dergleichen Fortun, dergleichen Carriere macht<lb/> kein anderer.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [249/0259]
Zweite Abtheilung.
Prolog.
(Ein Gerichtsſaal.)
Zwei Raͤthe, ein Schreiber.
Erſter Rath.
So haben wir nun heute das Protokoll ohne un-
ſern Herrn Praͤſidenten ſchließen muͤſſen.
2. Rath. Die Reiſe, die der Herr gemacht
hat, war nicht laͤnger aufzuſchieben, er mußte bei
der Viſitation gegenwaͤrtig ſeyn.
1. Rath. Dazu iſt es ſo ſchoͤnes und war-
mes Fruͤhlingswetter, daß es zugleich eine Luſtreiſe
wird: die Ausſichten ſind unterwegs vortreflich,
die Chauſſeen ausgebeſſert, die Wirthshaͤuſer un-
vergleichlich, und ſein neuer Wagen der bequemſte
auf der Welt; da iſt es nicht zu verwundern, wenn
man die Geſchaͤfte willig uͤbernimmt, und einen
ziemlichen Dienſteifer ſehn laͤßt.
2. Rath. Herr College, der Mann iſt ein
wuͤrdiger Mann, und es iſt ein Gluͤck fuͤr uns, daß
er unſerm Departement vorgeſetzt iſt: haͤtte einer
von uns das Gluͤck, kuͤnftig einmal dieſen Poſten
zu bekleiden —
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