Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. bald Kopf oben, bald unten, schlägt so gegen mich,der ich hingerissen oben lehne, wirft mir die harten Absätze gegen das Haupt, und mich selbst eiligst die Treppe hinunter, die ich, wie mir es schien, im raschen anapästischen Maß abpurzelte, und noch von den langen Anschlagssylben die Beulen am Kopfe habe. Die Göttinn sagte, der Zufall habe mich hinabgestürzt, und ich verwunderte mich still über die unverschämte Lüge. 2.Rath. Da haben wir's, der Mensch ist auf den Kopf gefallen, und spricht im Wahnsinn. Sekretär. Ich will die Dame herein las- sen, so können Sie sich selbst überzeugen. (Es treten ein die sechs Kläger, Fortuna, ihr Diener, der im Hereintreten ein Rad schlägt.) 1.Rath. Ums Himmels Willen, was ist das? Wer sind Sie? Wo kommen Sie her? Was wollen Sie? Die Kläger. Hier bringen wir endlich -- 1.Kläger. Schweigt! laßt mich reden. -- Wir bringen hier vor Ihren Richterstuhl das fal- sche Weib, welches mich, so wie alle jene Men- schen, durch ihre Bosheit unglücklich gemacht hat. 2.Kläger. Immer will er noch kommandi- ren und herrschen. Diese Gewohnheit scheint tief im Menschen zu wurzeln, und schwer auszurotten. 1.Rath. Wir wissen immer noch nicht, wen wir vor uns haben. 1.Kläger. Diese Frau heißt Fortuna, die Göttin des Glücks, die uns aber alle, wie wir hier sind, höchst unglücklich gemacht hat, es ist uns ge- lungen, sie einzufangen, und wir übergeben sie hier- mit dem löblichen Magistrat, um sie abzustrafen. Zweite Abtheilung. bald Kopf oben, bald unten, ſchlaͤgt ſo gegen mich,der ich hingeriſſen oben lehne, wirft mir die harten Abſaͤtze gegen das Haupt, und mich ſelbſt eiligſt die Treppe hinunter, die ich, wie mir es ſchien, im raſchen anapaͤſtiſchen Maß abpurzelte, und noch von den langen Anſchlagsſylben die Beulen am Kopfe habe. Die Goͤttinn ſagte, der Zufall habe mich hinabgeſtuͤrzt, und ich verwunderte mich ſtill uͤber die unverſchaͤmte Luͤge. 2.Rath. Da haben wir's, der Menſch iſt auf den Kopf gefallen, und ſpricht im Wahnſinn. Sekretaͤr. Ich will die Dame herein laſ- ſen, ſo koͤnnen Sie ſich ſelbſt uͤberzeugen. (Es treten ein die ſechs Klaͤger, Fortuna, ihr Diener, der im Hereintreten ein Rad ſchlaͤgt.) 1.Rath. Ums Himmels Willen, was iſt das? Wer ſind Sie? Wo kommen Sie her? Was wollen Sie? Die Klaͤger. Hier bringen wir endlich — 1.Klaͤger. Schweigt! laßt mich reden. — Wir bringen hier vor Ihren Richterſtuhl das fal- ſche Weib, welches mich, ſo wie alle jene Men- ſchen, durch ihre Bosheit ungluͤcklich gemacht hat. 2.Klaͤger. Immer will er noch kommandi- ren und herrſchen. Dieſe Gewohnheit ſcheint tief im Menſchen zu wurzeln, und ſchwer auszurotten. 1.Rath. Wir wiſſen immer noch nicht, wen wir vor uns haben. 1.Klaͤger. Dieſe Frau heißt Fortuna, die Goͤttin des Gluͤcks, die uns aber alle, wie wir hier ſind, hoͤchſt ungluͤcklich gemacht hat, es iſt uns ge- lungen, ſie einzufangen, und wir uͤbergeben ſie hier- mit dem loͤblichen Magiſtrat, um ſie abzuſtrafen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#Sekretaͤr"> <p><pb facs="#f0263" n="253"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> bald Kopf oben, bald unten, ſchlaͤgt ſo gegen mich,<lb/> der ich hingeriſſen oben lehne, wirft mir die harten<lb/> Abſaͤtze gegen das Haupt, und mich ſelbſt eiligſt<lb/> die Treppe hinunter, die ich, wie mir es ſchien, im<lb/> raſchen anapaͤſtiſchen Maß abpurzelte, und noch<lb/> von den langen Anſchlagsſylben die Beulen am<lb/> Kopfe habe. Die Goͤttinn ſagte, der Zufall habe<lb/> mich hinabgeſtuͤrzt, und ich verwunderte mich ſtill<lb/> uͤber die unverſchaͤmte Luͤge.</p> </sp><lb/> <sp who="#2Rath"> <speaker>2.<hi rendition="#g">Rath</hi>.</speaker> <p>Da haben wir's, der Menſch iſt<lb/> auf den Kopf gefallen, und ſpricht im Wahnſinn.</p> </sp><lb/> <sp who="#Sekretaͤr"> <speaker><hi rendition="#g">Sekretaͤr</hi>.</speaker> <p>Ich will die Dame herein laſ-<lb/> ſen, ſo koͤnnen Sie ſich ſelbſt uͤberzeugen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(Es treten ein die <hi rendition="#g">ſechs Klaͤger, Fortuna, ihr<lb/> Diener, </hi> der im Hereintreten ein Rad ſchlaͤgt.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#1Rath"> <speaker>1.<hi rendition="#g">Rath</hi>.</speaker> <p>Ums Himmels Willen, was iſt<lb/> das? Wer ſind Sie? Wo kommen Sie her? Was<lb/> wollen Sie?</p> </sp><lb/> <sp who="#Die Klaͤger"> <speaker><hi rendition="#g">Die Klaͤger</hi>.</speaker> <p>Hier bringen wir endlich —</p> </sp><lb/> <sp who="#1Klaͤger"> <speaker>1.<hi rendition="#g">Klaͤger</hi>.</speaker> <p>Schweigt! laßt mich reden. —<lb/> Wir bringen hier vor Ihren Richterſtuhl das fal-<lb/> ſche Weib, welches mich, ſo wie alle jene Men-<lb/> ſchen, durch ihre Bosheit ungluͤcklich gemacht hat.</p> </sp><lb/> <sp who="#2Klaͤger"> <speaker>2.<hi rendition="#g">Klaͤger</hi>.</speaker> <p>Immer will er noch kommandi-<lb/> ren und herrſchen. Dieſe Gewohnheit ſcheint tief<lb/> im Menſchen zu wurzeln, und ſchwer auszurotten.</p> </sp><lb/> <sp who="#1Rath"> <speaker>1.<hi rendition="#g">Rath</hi>.</speaker> <p>Wir wiſſen immer noch nicht, wen<lb/> wir vor uns haben.</p> </sp><lb/> <sp who="#1Klaͤger"> <speaker>1.<hi rendition="#g">Klaͤger</hi>.</speaker> <p>Dieſe Frau heißt Fortuna, die<lb/> Goͤttin des Gluͤcks, die uns aber alle, wie wir hier<lb/> ſind, hoͤchſt ungluͤcklich gemacht hat, es iſt uns ge-<lb/> lungen, ſie einzufangen, und wir uͤbergeben ſie hier-<lb/> mit dem loͤblichen Magiſtrat, um ſie abzuſtrafen.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [253/0263]
Zweite Abtheilung.
bald Kopf oben, bald unten, ſchlaͤgt ſo gegen mich,
der ich hingeriſſen oben lehne, wirft mir die harten
Abſaͤtze gegen das Haupt, und mich ſelbſt eiligſt
die Treppe hinunter, die ich, wie mir es ſchien, im
raſchen anapaͤſtiſchen Maß abpurzelte, und noch
von den langen Anſchlagsſylben die Beulen am
Kopfe habe. Die Goͤttinn ſagte, der Zufall habe
mich hinabgeſtuͤrzt, und ich verwunderte mich ſtill
uͤber die unverſchaͤmte Luͤge.
2.Rath. Da haben wir's, der Menſch iſt
auf den Kopf gefallen, und ſpricht im Wahnſinn.
Sekretaͤr. Ich will die Dame herein laſ-
ſen, ſo koͤnnen Sie ſich ſelbſt uͤberzeugen.
(Es treten ein die ſechs Klaͤger, Fortuna, ihr
Diener, der im Hereintreten ein Rad ſchlaͤgt.)
1.Rath. Ums Himmels Willen, was iſt
das? Wer ſind Sie? Wo kommen Sie her? Was
wollen Sie?
Die Klaͤger. Hier bringen wir endlich —
1.Klaͤger. Schweigt! laßt mich reden. —
Wir bringen hier vor Ihren Richterſtuhl das fal-
ſche Weib, welches mich, ſo wie alle jene Men-
ſchen, durch ihre Bosheit ungluͤcklich gemacht hat.
2.Klaͤger. Immer will er noch kommandi-
ren und herrſchen. Dieſe Gewohnheit ſcheint tief
im Menſchen zu wurzeln, und ſchwer auszurotten.
1.Rath. Wir wiſſen immer noch nicht, wen
wir vor uns haben.
1.Klaͤger. Dieſe Frau heißt Fortuna, die
Goͤttin des Gluͤcks, die uns aber alle, wie wir hier
ſind, hoͤchſt ungluͤcklich gemacht hat, es iſt uns ge-
lungen, ſie einzufangen, und wir uͤbergeben ſie hier-
mit dem loͤblichen Magiſtrat, um ſie abzuſtrafen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |