Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweite Abtheilung.
Lady H.
Wenn sie durch Dich nur den Verstand empfängt.
Theodor..
Was Neu's ist in der Stadt hier vorgefallen,
Aus Cypern, oder Creta, weiß Gott wo,
('Ne Art Cretin ist dieser saubre Bursche)
Ist da ein fremder Graf, ein Haselant,
Ein Schnurrenmacher angekommen; Hengste,
Arab'scher Zucht, Geschmeide, prächtge Kleider,
Viel bunte blanke Diener, fremde Phrasen,
Und Gold, das er so mir nichts Dir nichts wegwirft,
Bringt mit sich der geschniegelte Dummerjahn.
Herbert.
Anständig sprich! mir wird ganz übel, hör' ich
Dergleichen grob gemeine Redensarten.
Lady H.
Laß ihn doch reden, denn sonst fehlt ihm ja
Die Uebung, sich geschickter auszudrücken.
Theodor..
Laßt's nur, genir' mich doch nicht, gnädge Mutter;
Alter macht wunderlich, ist wahres Wort.
Wollt ihr nicht glauben, wie ich ihn beschrieben
Den Hasenfuß, tretet zum Erker dort
In jene Stub; er tummelt auf dem Markt
Die Hengste eben, die von vorn und hinten
Ihr Wiehern hören lassen, wie sie springen.
Kommt, gnädge Frau, s' ist schon der Mühe werth.

(sie gehn ab.)


Zweite Abtheilung.
Lady H.
Wenn ſie durch Dich nur den Verſtand empfaͤngt.
Theodor..
Was Neu's iſt in der Stadt hier vorgefallen,
Aus Cypern, oder Creta, weiß Gott wo,
('Ne Art Cretin iſt dieſer ſaubre Burſche)
Iſt da ein fremder Graf, ein Haſelant,
Ein Schnurrenmacher angekommen; Hengſte,
Arab'ſcher Zucht, Geſchmeide, praͤchtge Kleider,
Viel bunte blanke Diener, fremde Phraſen,
Und Gold, das er ſo mir nichts Dir nichts wegwirft,
Bringt mit ſich der geſchniegelte Dummerjahn.
Herbert.
Anſtaͤndig ſprich! mir wird ganz uͤbel, hoͤr' ich
Dergleichen grob gemeine Redensarten.
Lady H.
Laß ihn doch reden, denn ſonſt fehlt ihm ja
Die Uebung, ſich geſchickter auszudruͤcken.
Theodor..
Laßt's nur, genir' mich doch nicht, gnaͤdge Mutter;
Alter macht wunderlich, iſt wahres Wort.
Wollt ihr nicht glauben, wie ich ihn beſchrieben
Den Haſenfuß, tretet zum Erker dort
In jene Stub; er tummelt auf dem Markt
Die Hengſte eben, die von vorn und hinten
Ihr Wiehern hoͤren laſſen, wie ſie ſpringen.
Kommt, gnaͤdge Frau, s' iſt ſchon der Muͤhe werth.

(ſie gehn ab.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0300" n="290"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/>
              <sp who="#Lady">
                <speaker><hi rendition="#g">Lady</hi> H.</speaker><lb/>
                <p>Wenn &#x017F;ie durch Dich nur den Ver&#x017F;tand empfa&#x0364;ngt.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#THEO">
                <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/>
                <p>Was Neu's i&#x017F;t in der Stadt hier vorgefallen,<lb/>
Aus Cypern, oder Creta, weiß Gott wo,<lb/>
('Ne Art Cretin i&#x017F;t die&#x017F;er &#x017F;aubre Bur&#x017F;che)<lb/>
I&#x017F;t da ein fremder Graf, ein Ha&#x017F;elant,<lb/>
Ein Schnurrenmacher angekommen; Heng&#x017F;te,<lb/>
Arab'&#x017F;cher Zucht, Ge&#x017F;chmeide, pra&#x0364;chtge Kleider,<lb/>
Viel bunte blanke Diener, fremde Phra&#x017F;en,<lb/>
Und Gold, das er &#x017F;o mir nichts Dir nichts wegwirft,<lb/>
Bringt mit &#x017F;ich der ge&#x017F;chniegelte Dummerjahn.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Herbert">
                <speaker><hi rendition="#g">Herbert</hi>.</speaker><lb/>
                <p>An&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;prich! mir wird ganz u&#x0364;bel, ho&#x0364;r' ich<lb/>
Dergleichen grob gemeine Redensarten.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#Lady">
                <speaker><hi rendition="#g">Lady</hi> H.</speaker><lb/>
                <p>Laß ihn doch reden, denn &#x017F;on&#x017F;t fehlt ihm ja<lb/>
Die Uebung, &#x017F;ich ge&#x017F;chickter auszudru&#x0364;cken.</p>
              </sp><lb/>
              <sp who="#THEO">
                <speaker><hi rendition="#g">Theodor</hi>..</speaker><lb/>
                <p>Laßt's nur, genir' mich doch nicht, gna&#x0364;dge Mutter;<lb/>
Alter macht wunderlich, i&#x017F;t wahres Wort.<lb/>
Wollt ihr nicht glauben, wie ich ihn be&#x017F;chrieben<lb/>
Den Ha&#x017F;enfuß, tretet zum Erker dort<lb/>
In jene Stub; er tummelt auf dem Markt<lb/>
Die Heng&#x017F;te eben, die von vorn und hinten<lb/>
Ihr Wiehern ho&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en, wie &#x017F;ie &#x017F;pringen.<lb/>
Kommt, gna&#x0364;dge Frau, s' i&#x017F;t &#x017F;chon der Mu&#x0364;he werth.</p><lb/>
                <stage> <hi rendition="#et">(&#x017F;ie gehn ab.)</hi> </stage>
              </sp>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0300] Zweite Abtheilung. Lady H. Wenn ſie durch Dich nur den Verſtand empfaͤngt. Theodor.. Was Neu's iſt in der Stadt hier vorgefallen, Aus Cypern, oder Creta, weiß Gott wo, ('Ne Art Cretin iſt dieſer ſaubre Burſche) Iſt da ein fremder Graf, ein Haſelant, Ein Schnurrenmacher angekommen; Hengſte, Arab'ſcher Zucht, Geſchmeide, praͤchtge Kleider, Viel bunte blanke Diener, fremde Phraſen, Und Gold, das er ſo mir nichts Dir nichts wegwirft, Bringt mit ſich der geſchniegelte Dummerjahn. Herbert. Anſtaͤndig ſprich! mir wird ganz uͤbel, hoͤr' ich Dergleichen grob gemeine Redensarten. Lady H. Laß ihn doch reden, denn ſonſt fehlt ihm ja Die Uebung, ſich geſchickter auszudruͤcken. Theodor.. Laßt's nur, genir' mich doch nicht, gnaͤdge Mutter; Alter macht wunderlich, iſt wahres Wort. Wollt ihr nicht glauben, wie ich ihn beſchrieben Den Haſenfuß, tretet zum Erker dort In jene Stub; er tummelt auf dem Markt Die Hengſte eben, die von vorn und hinten Ihr Wiehern hoͤren laſſen, wie ſie ſpringen. Kommt, gnaͤdge Frau, s' iſt ſchon der Muͤhe werth. (ſie gehn ab.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/300
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/300>, abgerufen am 21.11.2024.