Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Wie jeder vor dem andern gern vertraulichSich an mich drängt, und triumphirend umschaut Wenn ich nur weniges mit ihm gesprochen: Wie alle sinnen, woher mir die Schätze, Die unerschöpflichen, gekommen sind, Ja wie die himmlische, die hohe Göttinn Prinzessin Agrippina nach mir schaut, Den Blick erwiedert und mein kühnes Lächeln: Wenn ich im Sinn mir alles dies erwäge, Bin ich berauscht von Wonne. All die andern Sind Sklaven nur des Geizes, Eigennutzes, Doch sie, die Herrliche, sie liebt mich selbst, Sie würde auch den Bettler in mir lieben. Der Koch kommt. Koch. O gnäd'ger Herr! wir sind ruinirt, vernichtet, Aus ists mit allem, total zu Grund gerichtet. Andalosia. Was fehlt dir Mann? Was kann es denn nur geben? Koch. Was's geben kann? Oho! gar mancherlei, So, par exemple, wenn in aller Welt Kein Fünkchen Feuer mehr zu haben wäre, Wenn sichs zum Himmel wieder aufwärts höbe, (Von wo's der erste Koch Prometheus holte, Rostbeef, Ragouts und frische Wurst zu machen) Wie stünd' es dann um unser Kochen, he! Andalosia. Du bist betrunken schon am frühen Tage. Koch. Es giebt kein Feuer in ganz London hier, Fortunat. Wie jeder vor dem andern gern vertraulichSich an mich draͤngt, und triumphirend umſchaut Wenn ich nur weniges mit ihm geſprochen: Wie alle ſinnen, woher mir die Schaͤtze, Die unerſchoͤpflichen, gekommen ſind, Ja wie die himmliſche, die hohe Goͤttinn Prinzeſſin Agrippina nach mir ſchaut, Den Blick erwiedert und mein kuͤhnes Laͤcheln: Wenn ich im Sinn mir alles dies erwaͤge, Bin ich berauſcht von Wonne. All die andern Sind Sklaven nur des Geizes, Eigennutzes, Doch ſie, die Herrliche, ſie liebt mich ſelbſt, Sie wuͤrde auch den Bettler in mir lieben. Der Koch kommt. Koch. O gnaͤd'ger Herr! wir ſind ruinirt, vernichtet, Aus iſts mit allem, total zu Grund gerichtet. Andaloſia. Was fehlt dir Mann? Was kann es denn nur geben? Koch. Was's geben kann? Oho! gar mancherlei, So, par exemple, wenn in aller Welt Kein Fuͤnkchen Feuer mehr zu haben waͤre, Wenn ſichs zum Himmel wieder aufwaͤrts hoͤbe, (Von wo's der erſte Koch Prometheus holte, Roſtbeef, Ragouts und friſche Wurſt zu machen) Wie ſtuͤnd' es dann um unſer Kochen, he! Andaloſia. Du biſt betrunken ſchon am fruͤhen Tage. Koch. Es giebt kein Feuer in ganz London hier, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Andaloſia"> <p><pb facs="#f0311" n="301"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> Wie jeder vor dem andern gern vertraulich<lb/> Sich an mich draͤngt, und triumphirend umſchaut<lb/> Wenn ich nur weniges mit ihm geſprochen:<lb/> Wie alle ſinnen, woher mir die Schaͤtze,<lb/> Die unerſchoͤpflichen, gekommen ſind,<lb/> Ja wie die himmliſche, die hohe Goͤttinn<lb/> Prinzeſſin Agrippina nach mir ſchaut,<lb/> Den Blick erwiedert und mein kuͤhnes Laͤcheln:<lb/> Wenn ich im Sinn mir alles dies erwaͤge,<lb/> Bin ich berauſcht von Wonne. All die andern<lb/> Sind Sklaven nur des Geizes, Eigennutzes,<lb/> Doch ſie, die Herrliche, ſie liebt mich ſelbſt,<lb/> Sie wuͤrde auch den Bettler in mir lieben.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Der Koch</hi> kommt.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Koch"> <speaker><hi rendition="#g">Koch</hi>.</speaker><lb/> <p>O gnaͤd'ger Herr! wir ſind ruinirt, vernichtet,<lb/> Aus iſts mit allem, total zu Grund gerichtet.</p> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p>Was fehlt dir Mann? Was kann es denn nur geben?</p> </sp><lb/> <sp who="#Koch"> <speaker><hi rendition="#g">Koch</hi>.</speaker><lb/> <p>Was's geben kann? Oho! gar mancherlei,<lb/> So, <hi rendition="#aq">par exemple,</hi> wenn in aller Welt<lb/> Kein Fuͤnkchen Feuer mehr zu haben waͤre,<lb/> Wenn ſichs zum Himmel wieder aufwaͤrts hoͤbe,<lb/> (Von wo's der erſte Koch Prometheus holte,<lb/> Roſtbeef, Ragouts und friſche Wurſt zu machen)<lb/> Wie ſtuͤnd' es dann um unſer Kochen, he!</p> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p>Du biſt betrunken ſchon am fruͤhen Tage.</p> </sp><lb/> <sp who="#Koch"> <speaker><hi rendition="#g">Koch</hi>.</speaker><lb/> <p>Es giebt kein Feuer in ganz London hier,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [301/0311]
Fortunat.
Wie jeder vor dem andern gern vertraulich
Sich an mich draͤngt, und triumphirend umſchaut
Wenn ich nur weniges mit ihm geſprochen:
Wie alle ſinnen, woher mir die Schaͤtze,
Die unerſchoͤpflichen, gekommen ſind,
Ja wie die himmliſche, die hohe Goͤttinn
Prinzeſſin Agrippina nach mir ſchaut,
Den Blick erwiedert und mein kuͤhnes Laͤcheln:
Wenn ich im Sinn mir alles dies erwaͤge,
Bin ich berauſcht von Wonne. All die andern
Sind Sklaven nur des Geizes, Eigennutzes,
Doch ſie, die Herrliche, ſie liebt mich ſelbſt,
Sie wuͤrde auch den Bettler in mir lieben.
Der Koch kommt.
Koch.
O gnaͤd'ger Herr! wir ſind ruinirt, vernichtet,
Aus iſts mit allem, total zu Grund gerichtet.
Andaloſia.
Was fehlt dir Mann? Was kann es denn nur geben?
Koch.
Was's geben kann? Oho! gar mancherlei,
So, par exemple, wenn in aller Welt
Kein Fuͤnkchen Feuer mehr zu haben waͤre,
Wenn ſichs zum Himmel wieder aufwaͤrts hoͤbe,
(Von wo's der erſte Koch Prometheus holte,
Roſtbeef, Ragouts und friſche Wurſt zu machen)
Wie ſtuͤnd' es dann um unſer Kochen, he!
Andaloſia.
Du biſt betrunken ſchon am fruͤhen Tage.
Koch.
Es giebt kein Feuer in ganz London hier,
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