Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Der Hof wird müssen kalten Braten essen,Und das, o weh! kommt in die Chronik dann. Andalosia. Verständ' ich dich, könnt' ich dir Antwort geben. Koch. Um Antwort gar nicht ist es mir zu thun, Kein Holz ist da! ich lief zum Markt, da heißts Bedrohet sey mit Todesstrafe, wer Nur einen Span verkauft, dasselbe draußen Im Magazin; da will ich Kohlen nehmen, Dasselbe Lied: Verbot und Todesstrafe! Nun? Arm und Bein können wir doch nicht unter Die Casserole thun und damit feuern? Andalosia. Du sagst die Wahrheit, guter Mann, ich merke Der König will uns auf die Probe stellen, Den Wink versteh ich nun, den er mir neulich Nur so wie im Vorbeigehn hingeworfen, Daß ich wohl nicht im Stande würde seyn Ein Fest, so glänzend, noch zu wiederholen. -- Man muß in schnellster Eil dies Ding verbessern. Koch. Doch wie? Gesagt ists bald, doch schwer gethan. Andalosia. Vertraust du deiner Kunst so viel, mein Koch, Daß du von feinem Zimmt, von Nägelein, Muskatennüssen, andern Spezerein Die uns die fernen Indien liefern, magst. Ein großes Feuer schüren, daran braten? Koch. Das ist nicht Kunst, ein Feuer draus zu machen, Die Sachen zu bezahlen, das ist Kunst, Zweite Abtheilung. Der Hof wird muͤſſen kalten Braten eſſen,Und das, o weh! kommt in die Chronik dann. Andaloſia. Verſtaͤnd' ich dich, koͤnnt' ich dir Antwort geben. Koch. Um Antwort gar nicht iſt es mir zu thun, Kein Holz iſt da! ich lief zum Markt, da heißts Bedrohet ſey mit Todesſtrafe, wer Nur einen Span verkauft, daſſelbe draußen Im Magazin; da will ich Kohlen nehmen, Daſſelbe Lied: Verbot und Todesſtrafe! Nun? Arm und Bein koͤnnen wir doch nicht unter Die Caſſerole thun und damit feuern? Andaloſia. Du ſagſt die Wahrheit, guter Mann, ich merke Der Koͤnig will uns auf die Probe ſtellen, Den Wink verſteh ich nun, den er mir neulich Nur ſo wie im Vorbeigehn hingeworfen, Daß ich wohl nicht im Stande wuͤrde ſeyn Ein Feſt, ſo glaͤnzend, noch zu wiederholen. — Man muß in ſchnellſter Eil dies Ding verbeſſern. Koch. Doch wie? Geſagt iſts bald, doch ſchwer gethan. Andaloſia. Vertrauſt du deiner Kunſt ſo viel, mein Koch, Daß du von feinem Zimmt, von Naͤgelein, Muskatennuͤſſen, andern Spezerein Die uns die fernen Indien liefern, magſt. Ein großes Feuer ſchuͤren, daran braten? Koch. Das iſt nicht Kunſt, ein Feuer draus zu machen, Die Sachen zu bezahlen, das iſt Kunſt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Koch"> <p><pb facs="#f0312" n="302"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> Der Hof wird muͤſſen kalten Braten eſſen,<lb/> Und das, o weh! kommt in die Chronik dann.</p> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p>Verſtaͤnd' ich dich, koͤnnt' ich dir Antwort geben.</p> </sp><lb/> <sp who="#Koch"> <speaker><hi rendition="#g">Koch</hi>.</speaker><lb/> <p>Um Antwort gar nicht iſt es mir zu thun,<lb/> Kein Holz iſt da! ich lief zum Markt, da heißts<lb/> Bedrohet ſey mit Todesſtrafe, wer<lb/> Nur einen Span verkauft, daſſelbe draußen<lb/> Im Magazin; da will ich Kohlen nehmen,<lb/> Daſſelbe Lied: Verbot und Todesſtrafe!<lb/> Nun? Arm und Bein koͤnnen wir doch nicht unter<lb/> Die Caſſerole thun und damit feuern?</p> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p>Du ſagſt die Wahrheit, guter Mann, ich merke<lb/> Der Koͤnig will uns auf die Probe ſtellen,<lb/> Den Wink verſteh ich nun, den er mir neulich<lb/> Nur ſo wie im Vorbeigehn hingeworfen,<lb/> Daß ich wohl nicht im Stande wuͤrde ſeyn<lb/> Ein Feſt, ſo glaͤnzend, noch zu wiederholen. —<lb/> Man muß in ſchnellſter Eil dies Ding verbeſſern.</p> </sp><lb/> <sp who="#Koch"> <speaker><hi rendition="#g">Koch</hi>.</speaker><lb/> <p>Doch wie? Geſagt iſts bald, doch ſchwer gethan.</p> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p>Vertrauſt du deiner Kunſt ſo viel, mein Koch,<lb/> Daß du von feinem Zimmt, von Naͤgelein,<lb/> Muskatennuͤſſen, andern Spezerein<lb/> Die uns die fernen Indien liefern, magſt.<lb/> Ein großes Feuer ſchuͤren, daran braten?</p> </sp><lb/> <sp who="#Koch"> <speaker><hi rendition="#g">Koch</hi>.</speaker><lb/> <p>Das iſt nicht Kunſt, ein Feuer draus zu machen,<lb/> Die Sachen zu bezahlen, das iſt Kunſt,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [302/0312]
Zweite Abtheilung.
Der Hof wird muͤſſen kalten Braten eſſen,
Und das, o weh! kommt in die Chronik dann.
Andaloſia.
Verſtaͤnd' ich dich, koͤnnt' ich dir Antwort geben.
Koch.
Um Antwort gar nicht iſt es mir zu thun,
Kein Holz iſt da! ich lief zum Markt, da heißts
Bedrohet ſey mit Todesſtrafe, wer
Nur einen Span verkauft, daſſelbe draußen
Im Magazin; da will ich Kohlen nehmen,
Daſſelbe Lied: Verbot und Todesſtrafe!
Nun? Arm und Bein koͤnnen wir doch nicht unter
Die Caſſerole thun und damit feuern?
Andaloſia.
Du ſagſt die Wahrheit, guter Mann, ich merke
Der Koͤnig will uns auf die Probe ſtellen,
Den Wink verſteh ich nun, den er mir neulich
Nur ſo wie im Vorbeigehn hingeworfen,
Daß ich wohl nicht im Stande wuͤrde ſeyn
Ein Feſt, ſo glaͤnzend, noch zu wiederholen. —
Man muß in ſchnellſter Eil dies Ding verbeſſern.
Koch.
Doch wie? Geſagt iſts bald, doch ſchwer gethan.
Andaloſia.
Vertrauſt du deiner Kunſt ſo viel, mein Koch,
Daß du von feinem Zimmt, von Naͤgelein,
Muskatennuͤſſen, andern Spezerein
Die uns die fernen Indien liefern, magſt.
Ein großes Feuer ſchuͤren, daran braten?
Koch.
Das iſt nicht Kunſt, ein Feuer draus zu machen,
Die Sachen zu bezahlen, das iſt Kunſt,
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