Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. als die theuerste Perle der Wunsch Deiner Liebezerlassen ist. Agrippina. Ich sinne, wie ich die Fülle Deiner Liebe erwiedre. Andalosia. Bist Du denn nicht mein? Diese Liebe unsrer beiden Herzen ist ja nur Eine Liebe, was in Dir klingt tönt auch in meiner Brust, und wie Wellen fließen unsre brünstigen Seelen in einander. Agrippina. Wie süß tönt in stiller Nacht von des Geliebten schöner Lippe die Rede über die Liebe, die Einsamkeit ist wie ein langer ruhender Kuß, und unser Innres erzittert wie es sich der unsichtbaren Welt und den Liebesgeistern entge- gen sehnt. Andalosia. Doch warum sprechen wir und küssen nicht? Agrippina. Auch das Wort, das Geständ- niß der Liebe trägt Wonne in sich. Andalosia. Mein Hoffen, mein inbrünsti- ges Sehnen, die plötzliche Erfüllung, der blendende Glanz meiner Seeligkeit, Deine süße Gegenwart in holder heimlicher Nacht, das Nachtigallenflöten Deines Mundes, alles, alles umfängt und um- webt mich mit Strahlen von Wonne, und schau- kelt mich auf den Wogen von Paradieses-Flüssen, daß dieses sterbliche Wesen des Leibes in holdseli- ger Ermattung verschwimmt, und alle Gedanken und Empfindungen verdämmern in der Blumen- umlaubung Deiner Nähe. Agrippina. O wie versteh' ich Dich so ganz und freue mich des zarten Sinns. Andalosia. Ja, eine selige Ruhe, eine Zweite Abtheilung. als die theuerſte Perle der Wunſch Deiner Liebezerlaſſen iſt. Agrippina. Ich ſinne, wie ich die Fuͤlle Deiner Liebe erwiedre. Andaloſia. Biſt Du denn nicht mein? Dieſe Liebe unſrer beiden Herzen iſt ja nur Eine Liebe, was in Dir klingt toͤnt auch in meiner Bruſt, und wie Wellen fließen unſre bruͤnſtigen Seelen in einander. Agrippina. Wie ſuͤß toͤnt in ſtiller Nacht von des Geliebten ſchoͤner Lippe die Rede uͤber die Liebe, die Einſamkeit iſt wie ein langer ruhender Kuß, und unſer Innres erzittert wie es ſich der unſichtbaren Welt und den Liebesgeiſtern entge- gen ſehnt. Andaloſia. Doch warum ſprechen wir und kuͤſſen nicht? Agrippina. Auch das Wort, das Geſtaͤnd- niß der Liebe traͤgt Wonne in ſich. Andaloſia. Mein Hoffen, mein inbruͤnſti- ges Sehnen, die ploͤtzliche Erfuͤllung, der blendende Glanz meiner Seeligkeit, Deine ſuͤße Gegenwart in holder heimlicher Nacht, das Nachtigallenfloͤten Deines Mundes, alles, alles umfaͤngt und um- webt mich mit Strahlen von Wonne, und ſchau- kelt mich auf den Wogen von Paradieſes-Fluͤſſen, daß dieſes ſterbliche Weſen des Leibes in holdſeli- ger Ermattung verſchwimmt, und alle Gedanken und Empfindungen verdaͤmmern in der Blumen- umlaubung Deiner Naͤhe. Agrippina. O wie verſteh' ich Dich ſo ganz und freue mich des zarten Sinns. Andaloſia. 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Zweite Abtheilung.
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Agrippina. Ich ſinne, wie ich die Fuͤlle
Deiner Liebe erwiedre.
Andaloſia. Biſt Du denn nicht mein?
Dieſe Liebe unſrer beiden Herzen iſt ja nur Eine
Liebe, was in Dir klingt toͤnt auch in meiner Bruſt,
und wie Wellen fließen unſre bruͤnſtigen Seelen in
einander.
Agrippina. Wie ſuͤß toͤnt in ſtiller Nacht
von des Geliebten ſchoͤner Lippe die Rede uͤber die
Liebe, die Einſamkeit iſt wie ein langer ruhender
Kuß, und unſer Innres erzittert wie es ſich der
unſichtbaren Welt und den Liebesgeiſtern entge-
gen ſehnt.
Andaloſia. Doch warum ſprechen wir und
kuͤſſen nicht?
Agrippina. Auch das Wort, das Geſtaͤnd-
niß der Liebe traͤgt Wonne in ſich.
Andaloſia. Mein Hoffen, mein inbruͤnſti-
ges Sehnen, die ploͤtzliche Erfuͤllung, der blendende
Glanz meiner Seeligkeit, Deine ſuͤße Gegenwart
in holder heimlicher Nacht, das Nachtigallenfloͤten
Deines Mundes, alles, alles umfaͤngt und um-
webt mich mit Strahlen von Wonne, und ſchau-
kelt mich auf den Wogen von Paradieſes-Fluͤſſen,
daß dieſes ſterbliche Weſen des Leibes in holdſeli-
ger Ermattung verſchwimmt, und alle Gedanken
und Empfindungen verdaͤmmern in der Blumen-
umlaubung Deiner Naͤhe.
Agrippina. O wie verſteh' ich Dich ſo
ganz und freue mich des zarten Sinns.
Andaloſia. Ja, eine ſelige Ruhe, eine
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