Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Andalosia. (erwacht.) Wo bin ich? Margarethe. Wo anders als im königli- chen Schlosse? ums Himmels Willen, es wird schon Tag, macht Euch davon. Andalosia. (taumelt heraus.) Wie bin ich denn hierher gekommen? Margarethe. Je nun, die Jugend, -- die Liebe, -- Prinzessinnen, so hoch geboren sie sind, bleiben doch auch Menschen -- Andalosia. Die Prinzessinn? -- Ich er- innre mich, -- wo blieb sie? Margarethe. Das arme Herz, wie sie sah, daß der gnädige Herr so sehr schläfrig war, und ungeachtet aller Liebkosungen, aller zärtlichen Worte immer wieder einschlief -- Andalosia. Ich? alter Narr? Margarethe. Habt ihr denn nicht noch eben auf dem Ruhebett dort schnarchend gelegen? Andalosia. Himmel! Wie ein Thier habe ich alle Besinnung verloren. Margarethe. Recht ist es nicht, bester Herr, und die gnädige schöne Prinzeß wird Euch nun wohl recht böse seyn. Andalosia. Ich verdiene ihren Zorn, ich Unwürdiger. Noch weiß ich mich nicht zu sam- meln, mein Kopf ist schwach, mein Gehirn erschöpft, o wie werd' ich erschrecken, wenn ich meine volle Besinnung wieder finde. Leb wohl und schweig. (geht ab.) Margarethe. Gimpel! Schweig! Was giebts denn hier zu verschweigen? Ich fürchte, die Königinn und die Prinzeß werden Euch selbst damit aufziehn und Euch in die Nase lachen, daß III. [ 21 ]
Fortunat. Andaloſia. (erwacht.) Wo bin ich? Margarethe. Wo anders als im koͤnigli- chen Schloſſe? ums Himmels Willen, es wird ſchon Tag, macht Euch davon. Andaloſia. (taumelt heraus.) Wie bin ich denn hierher gekommen? Margarethe. Je nun, die Jugend, — die Liebe, — Prinzeſſinnen, ſo hoch geboren ſie ſind, bleiben doch auch Menſchen — Andaloſia. Die Prinzeſſinn? — Ich er- innre mich, — wo blieb ſie? Margarethe. Das arme Herz, wie ſie ſah, daß der gnaͤdige Herr ſo ſehr ſchlaͤfrig war, und ungeachtet aller Liebkoſungen, aller zaͤrtlichen Worte immer wieder einſchlief — Andaloſia. Ich? alter Narr? Margarethe. Habt ihr denn nicht noch eben auf dem Ruhebett dort ſchnarchend gelegen? Andaloſia. Himmel! Wie ein Thier habe ich alle Beſinnung verloren. Margarethe. Recht iſt es nicht, beſter Herr, und die gnaͤdige ſchoͤne Prinzeß wird Euch nun wohl recht boͤſe ſeyn. Andaloſia. Ich verdiene ihren Zorn, ich Unwuͤrdiger. Noch weiß ich mich nicht zu ſam- meln, mein Kopf iſt ſchwach, mein Gehirn erſchoͤpft, o wie werd' ich erſchrecken, wenn ich meine volle Beſinnung wieder finde. Leb wohl und ſchweig. (geht ab.) Margarethe. Gimpel! Schweig! Was giebts denn hier zu verſchweigen? Ich fuͤrchte, die Koͤniginn und die Prinzeß werden Euch ſelbſt damit aufziehn und Euch in die Naſe lachen, daß III. [ 21 ]
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Fortunat.
Andaloſia. (erwacht.) Wo bin ich?
Margarethe. Wo anders als im koͤnigli-
chen Schloſſe? ums Himmels Willen, es wird
ſchon Tag, macht Euch davon.
Andaloſia. (taumelt heraus.) Wie bin ich
denn hierher gekommen?
Margarethe. Je nun, die Jugend, — die
Liebe, — Prinzeſſinnen, ſo hoch geboren ſie ſind,
bleiben doch auch Menſchen —
Andaloſia. Die Prinzeſſinn? — Ich er-
innre mich, — wo blieb ſie?
Margarethe. Das arme Herz, wie ſie ſah,
daß der gnaͤdige Herr ſo ſehr ſchlaͤfrig war, und
ungeachtet aller Liebkoſungen, aller zaͤrtlichen Worte
immer wieder einſchlief —
Andaloſia. Ich? alter Narr?
Margarethe. Habt ihr denn nicht noch
eben auf dem Ruhebett dort ſchnarchend gelegen?
Andaloſia. Himmel! Wie ein Thier habe
ich alle Beſinnung verloren.
Margarethe. Recht iſt es nicht, beſter
Herr, und die gnaͤdige ſchoͤne Prinzeß wird Euch
nun wohl recht boͤſe ſeyn.
Andaloſia. Ich verdiene ihren Zorn, ich
Unwuͤrdiger. Noch weiß ich mich nicht zu ſam-
meln, mein Kopf iſt ſchwach, mein Gehirn erſchoͤpft,
o wie werd' ich erſchrecken, wenn ich meine volle
Beſinnung wieder finde. Leb wohl und ſchweig.
(geht ab.)
Margarethe. Gimpel! Schweig! Was
giebts denn hier zu verſchweigen? Ich fuͤrchte,
die Koͤniginn und die Prinzeß werden Euch ſelbſt
damit aufziehn und Euch in die Naſe lachen, daß
III. [ 21 ]
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