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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Fortunat.

Raimund kömmt zurück.
Raimund.
Vergeblich! Wie es mir gelingt, ein Stück
Des Hornes abzusägen, schießt es gleich
Mit neuer Kraft und wie elastisch vor,
Das Schneiden macht ihr Schmerz und fruchtet
nicht;
Was soll man drum sie nur vergeblich quälen?
Sie weint und hat sich in ihr Bett verhüllt.
Leibarzt.
Ich rathe, hohe Majestäten beide,
Daß man Collegium medicum versammle;
Der Casus ist zu wichtig und zu selten,
Daß ich allein ihn auf die Schultern nähme;
Doch mit gemeinem Rath hat man mehr Muth,
In Corpore kann unsre Kunst nicht irren,
Wir stehn dann wie in Batterien verschanzt
Und schießen mit Erfolg die Krankheit nieder.
König.
So seys, denn wohl ist dies der beste Rath.
Königinn.
Unselges Kind, wie hast Du das verschuldet?
Raimund.
Die Kohlen werden nun erloschen seyn.
(Alle gehn ab.)


Fortunat.

Raimund koͤmmt zuruͤck.
Raimund.
Vergeblich! Wie es mir gelingt, ein Stuͤck
Des Hornes abzuſaͤgen, ſchießt es gleich
Mit neuer Kraft und wie elaſtiſch vor,
Das Schneiden macht ihr Schmerz und fruchtet
nicht;
Was ſoll man drum ſie nur vergeblich quaͤlen?
Sie weint und hat ſich in ihr Bett verhuͤllt.
Leibarzt.
Ich rathe, hohe Majeſtaͤten beide,
Daß man Collegium medicum verſammle;
Der Caſus iſt zu wichtig und zu ſelten,
Daß ich allein ihn auf die Schultern naͤhme;
Doch mit gemeinem Rath hat man mehr Muth,
In Corpore kann unſre Kunſt nicht irren,
Wir ſtehn dann wie in Batterien verſchanzt
Und ſchießen mit Erfolg die Krankheit nieder.
Koͤnig.
So ſeys, denn wohl iſt dies der beſte Rath.
Koͤniginn.
Unſelges Kind, wie haſt Du das verſchuldet?
Raimund.
Die Kohlen werden nun erloſchen ſeyn.
(Alle gehn ab.)


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[375/0385] Fortunat. Raimund koͤmmt zuruͤck. Raimund. Vergeblich! Wie es mir gelingt, ein Stuͤck Des Hornes abzuſaͤgen, ſchießt es gleich Mit neuer Kraft und wie elaſtiſch vor, Das Schneiden macht ihr Schmerz und fruchtet nicht; Was ſoll man drum ſie nur vergeblich quaͤlen? Sie weint und hat ſich in ihr Bett verhuͤllt. Leibarzt. Ich rathe, hohe Majeſtaͤten beide, Daß man Collegium medicum verſammle; Der Caſus iſt zu wichtig und zu ſelten, Daß ich allein ihn auf die Schultern naͤhme; Doch mit gemeinem Rath hat man mehr Muth, In Corpore kann unſre Kunſt nicht irren, Wir ſtehn dann wie in Batterien verſchanzt Und ſchießen mit Erfolg die Krankheit nieder. Koͤnig. So ſeys, denn wohl iſt dies der beſte Rath. Koͤniginn. Unſelges Kind, wie haſt Du das verſchuldet? Raimund. Die Kohlen werden nun erloſchen ſeyn. (Alle gehn ab.)

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/385>, abgerufen am 22.11.2024.