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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Zweite Abtheilung.
Ei! ei! wie hart! und eben recht, und rund
Als wie gedrechselt. Wißt Ihr Rath, Herr Rai-
mund?
Raimund.
Ich stehe wie vernagelt.
Leibarzt.
So wie immer:
Geht, theure Fürstinn, dort mit ihm hinein,
Die kleine Säge nehmt, versucht mit Vorsicht
So weit es geht, von oben weg zu schneiden.

(Agrippina mit Raimund und Margarethe ab.)
Königinn.
Ach, das muß Strafe wohl des Himmels seyn.
Leibarzt.
Was sollt' er denn mit Hörnern grade strafen? --
Sollt' sich wohl harte, unverdaute Speise
Zum Haupte wenden, dort versteinern gleichsam,
Im Tode lebend wieder Wachsthum suchen
Und so die Stirn durchdringen? Ists ein Hirsch-
horn.
Den die Prinzeß im Trank, als Gallert liebt?
Giebts so wie Ueberbeine, Ueberköpfe?
Sind Hörner nur Leichdornen, so vergrößert?
Ists Nagelwuchs und Trieb auf falscher Bahn?
Ich muß darüber lesen, gründlich denken.
Drinnen.
Weh! Weh!
Leibarzt.
Welch ein Geschrei?
Königinn.
Mein armes Kind!
Zweite Abtheilung.
Ei! ei! wie hart! und eben recht, und rund
Als wie gedrechſelt. Wißt Ihr Rath, Herr Rai-
mund?
Raimund.
Ich ſtehe wie vernagelt.
Leibarzt.
So wie immer:
Geht, theure Fuͤrſtinn, dort mit ihm hinein,
Die kleine Saͤge nehmt, verſucht mit Vorſicht
So weit es geht, von oben weg zu ſchneiden.

(Agrippina mit Raimund und Margarethe ab.)
Koͤniginn.
Ach, das muß Strafe wohl des Himmels ſeyn.
Leibarzt.
Was ſollt' er denn mit Hoͤrnern grade ſtrafen? —
Sollt' ſich wohl harte, unverdaute Speiſe
Zum Haupte wenden, dort verſteinern gleichſam,
Im Tode lebend wieder Wachsthum ſuchen
Und ſo die Stirn durchdringen? Iſts ein Hirſch-
horn.
Den die Prinzeß im Trank, als Gallert liebt?
Giebts ſo wie Ueberbeine, Ueberkoͤpfe?
Sind Hoͤrner nur Leichdornen, ſo vergroͤßert?
Iſts Nagelwuchs und Trieb auf falſcher Bahn?
Ich muß daruͤber leſen, gruͤndlich denken.
Drinnen.
Weh! Weh!
Leibarzt.
Welch ein Geſchrei?
Koͤniginn.
Mein armes Kind!
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[374/0384] Zweite Abtheilung. Ei! ei! wie hart! und eben recht, und rund Als wie gedrechſelt. Wißt Ihr Rath, Herr Rai- mund? Raimund. Ich ſtehe wie vernagelt. Leibarzt. So wie immer: Geht, theure Fuͤrſtinn, dort mit ihm hinein, Die kleine Saͤge nehmt, verſucht mit Vorſicht So weit es geht, von oben weg zu ſchneiden. (Agrippina mit Raimund und Margarethe ab.) Koͤniginn. Ach, das muß Strafe wohl des Himmels ſeyn. Leibarzt. Was ſollt' er denn mit Hoͤrnern grade ſtrafen? — Sollt' ſich wohl harte, unverdaute Speiſe Zum Haupte wenden, dort verſteinern gleichſam, Im Tode lebend wieder Wachsthum ſuchen Und ſo die Stirn durchdringen? Iſts ein Hirſch- horn. Den die Prinzeß im Trank, als Gallert liebt? Giebts ſo wie Ueberbeine, Ueberkoͤpfe? Sind Hoͤrner nur Leichdornen, ſo vergroͤßert? Iſts Nagelwuchs und Trieb auf falſcher Bahn? Ich muß daruͤber leſen, gruͤndlich denken. Drinnen. Weh! Weh! Leibarzt. Welch ein Geſchrei? Koͤniginn. Mein armes Kind!

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/384>, abgerufen am 22.11.2024.