Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. sich mit den Hörnern in dem Thürpfosten fest.) Mach los! Mach los! Bertha. Ja, daß Du noch mehr herum rasest. Dietrich. Ich sitze fest, die Hörner sind tief hinein gefahren: zieh! zieh! mach los! Bertha. Du siehst, wie ich arbeite, ich kann nicht, meine Kräfte sind zu schwach. Dietrich. So lieg' ich nun hier fest im Hafen der Liebe; soll ich denn hier wie eine Säule stecken bleiben? Bertha. Es ist alles vergeblich. Dietrich. Ich verwachse mit dem Hause in eins, die Hörner greifen durch bis ins Mauerwerk, und wenn die Feuchtigkeit erst eintritt, so quillen sie vielleicht bis in die Fundamente hinein. Zu welchem Schicksal bin ich geboren! Alle Fälle, die mir mein Vater vorhergesagt, alle Rathschläge pas- sen auf diese vermaledeite Situation nicht, hier eingenagelt, mit gebücktem Kopfe stehn zu müssen. Hilf los! Bertha. Kann ich die Mauer umreißen? -- Da läuft der junge Tischler mit seinem Geräthe vorbei! (klopft ans Fenster.[)] Hier herauf! Hieher, lieber Martin! -- Er muß Dich aus dem Pfo- sten lossägen, sonst seh ich keine Rettung. Dietrich. Was muß der Mensch denken? Martin tritt herein. Martin. Was soll ich, schönes Kind? -- Ei, was ist denn das für ein Spektakul? Das ist ja der Musje Dietrich! Im Holze fest! Mit Hörnern! III. [ 25 ]
Fortunat. ſich mit den Hoͤrnern in dem Thuͤrpfoſten feſt.) Mach los! Mach los! Bertha. Ja, daß Du noch mehr herum raſeſt. Dietrich. Ich ſitze feſt, die Hoͤrner ſind tief hinein gefahren: zieh! zieh! mach los! Bertha. Du ſiehſt, wie ich arbeite, ich kann nicht, meine Kraͤfte ſind zu ſchwach. Dietrich. So lieg' ich nun hier feſt im Hafen der Liebe; ſoll ich denn hier wie eine Saͤule ſtecken bleiben? Bertha. Es iſt alles vergeblich. Dietrich. Ich verwachſe mit dem Hauſe in eins, die Hoͤrner greifen durch bis ins Mauerwerk, und wenn die Feuchtigkeit erſt eintritt, ſo quillen ſie vielleicht bis in die Fundamente hinein. Zu welchem Schickſal bin ich geboren! Alle Faͤlle, die mir mein Vater vorhergeſagt, alle Rathſchlaͤge paſ- ſen auf dieſe vermaledeite Situation nicht, hier eingenagelt, mit gebuͤcktem Kopfe ſtehn zu muͤſſen. Hilf los! Bertha. Kann ich die Mauer umreißen? — Da laͤuft der junge Tiſchler mit ſeinem Geraͤthe vorbei! (klopft ans Fenſter.[)] Hier herauf! Hieher, lieber Martin! — Er muß Dich aus dem Pfo- ſten losſaͤgen, ſonſt ſeh ich keine Rettung. Dietrich. Was muß der Menſch denken? Martin tritt herein. Martin. Was ſoll ich, ſchoͤnes Kind? — Ei, was iſt denn das fuͤr ein Spektakul? Das iſt ja der Musje Dietrich! Im Holze feſt! Mit Hoͤrnern! III. [ 25 ]
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Dietrich"> <pb facs="#f0395" n="385"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> <stage>ſich mit den Hoͤrnern in dem Thuͤrpfoſten feſt.)</stage> <p>Mach los!<lb/> Mach los!</p> </sp><lb/> <sp who="#Bertha"> <speaker><hi rendition="#g">Bertha</hi>.</speaker> <p>Ja, daß Du noch mehr herum<lb/> raſeſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#Dietrich"> <speaker><hi rendition="#g">Dietrich</hi>.</speaker> <p>Ich ſitze feſt, die Hoͤrner ſind<lb/> tief hinein gefahren: zieh! zieh! mach los!</p> </sp><lb/> <sp who="#Bertha"> <speaker><hi rendition="#g">Bertha</hi>.</speaker> <p>Du ſiehſt, wie ich arbeite, ich kann<lb/> nicht, meine Kraͤfte ſind zu ſchwach.</p> </sp><lb/> <sp who="#Dietrich"> <speaker><hi rendition="#g">Dietrich</hi>.</speaker> <p>So lieg' ich nun hier feſt im<lb/> Hafen der Liebe; ſoll ich denn hier wie eine Saͤule<lb/> ſtecken bleiben?</p> </sp><lb/> <sp who="#Bertha"> <speaker><hi rendition="#g">Bertha</hi>.</speaker> <p>Es iſt alles vergeblich.</p> </sp><lb/> <sp who="#Dietrich"> <speaker><hi rendition="#g">Dietrich</hi>.</speaker> <p>Ich verwachſe mit dem Hauſe in<lb/> eins, die Hoͤrner greifen durch bis ins Mauerwerk,<lb/> und wenn die Feuchtigkeit erſt eintritt, ſo quillen<lb/> ſie vielleicht bis in die Fundamente hinein. Zu<lb/> welchem Schickſal bin ich geboren! Alle Faͤlle, die<lb/> mir mein Vater vorhergeſagt, alle Rathſchlaͤge paſ-<lb/> ſen auf dieſe vermaledeite Situation nicht, hier<lb/> eingenagelt, mit gebuͤcktem Kopfe ſtehn zu muͤſſen.<lb/> Hilf los!</p> </sp><lb/> <sp who="#Bertha"> <speaker><hi rendition="#g">Bertha</hi>.</speaker> <p>Kann ich die Mauer umreißen? —<lb/> Da laͤuft der junge Tiſchler mit ſeinem Geraͤthe<lb/> vorbei! <stage>(klopft ans Fenſter.<supplied>)</supplied></stage> Hier herauf! Hieher,<lb/> lieber Martin! — Er muß Dich aus dem Pfo-<lb/> ſten losſaͤgen, ſonſt ſeh ich keine Rettung.</p> </sp><lb/> <sp who="#Dietrich"> <speaker><hi rendition="#g">Dietrich</hi>.</speaker> <p>Was muß der Menſch denken?</p><lb/> </sp> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Martin</hi> tritt herein.</hi> </stage><lb/> <sp who="#Martin"> <speaker><hi rendition="#g">Martin</hi>.</speaker> <p>Was ſoll ich, ſchoͤnes Kind? —<lb/> Ei, was iſt denn das fuͤr ein Spektakul? Das<lb/> iſt ja der Musje Dietrich! Im Holze feſt! Mit<lb/> Hoͤrnern!</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">III.</hi> [ 25 ]</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [385/0395]
Fortunat.
ſich mit den Hoͤrnern in dem Thuͤrpfoſten feſt.) Mach los!
Mach los!
Bertha. Ja, daß Du noch mehr herum
raſeſt.
Dietrich. Ich ſitze feſt, die Hoͤrner ſind
tief hinein gefahren: zieh! zieh! mach los!
Bertha. Du ſiehſt, wie ich arbeite, ich kann
nicht, meine Kraͤfte ſind zu ſchwach.
Dietrich. So lieg' ich nun hier feſt im
Hafen der Liebe; ſoll ich denn hier wie eine Saͤule
ſtecken bleiben?
Bertha. Es iſt alles vergeblich.
Dietrich. Ich verwachſe mit dem Hauſe in
eins, die Hoͤrner greifen durch bis ins Mauerwerk,
und wenn die Feuchtigkeit erſt eintritt, ſo quillen
ſie vielleicht bis in die Fundamente hinein. Zu
welchem Schickſal bin ich geboren! Alle Faͤlle, die
mir mein Vater vorhergeſagt, alle Rathſchlaͤge paſ-
ſen auf dieſe vermaledeite Situation nicht, hier
eingenagelt, mit gebuͤcktem Kopfe ſtehn zu muͤſſen.
Hilf los!
Bertha. Kann ich die Mauer umreißen? —
Da laͤuft der junge Tiſchler mit ſeinem Geraͤthe
vorbei! (klopft ans Fenſter.) Hier herauf! Hieher,
lieber Martin! — Er muß Dich aus dem Pfo-
ſten losſaͤgen, ſonſt ſeh ich keine Rettung.
Dietrich. Was muß der Menſch denken?
Martin tritt herein.
Martin. Was ſoll ich, ſchoͤnes Kind? —
Ei, was iſt denn das fuͤr ein Spektakul? Das
iſt ja der Musje Dietrich! Im Holze feſt! Mit
Hoͤrnern!
III. [ 25 ]
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |