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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.

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Zweite Abtheilung.
Dietrich. Was fühl' ich? Was seh' ich?
Hörner? Wahrhaftige Hörner? Du Boshafte,
Schändliche! Das hat mir mein Vater wohl vor-
her gesagt! O Du Unverschämte! mir noch mit
den eignen Händen die Hörner heraus zu drücken!
Und das vor der Hochzeit!
Bertha. Er hat Hörner bekommen und den
Verstand verloren. Was kann ich dafür, daß sie
ihm tief im Gehirne stecken, so daß man ihm nicht
den Kopf ein wenig anfassen darf, so schießen sie
hervor wie Springfedern! Hat er mir nicht bei-
nah die Augen ausgestoßen? Vielleicht kann man
sie ihm wieder zurück drücken, und sie weichen ihm
im Kopfe wieder auf, denn er hat doch nichts als
Buttermilch drinne.
Dietrich. Buttermilch? Du Ungetreue!
Von Dir, von Deiner Untreue rühren sie her.
Ich habe meinem Vater nicht glauben wollen, und
muß nun die Wahrheit an mir selber erleben! O
verfluchte, verfluchte Liebe! Verflucht die Stunde,
wo Du mir zuerst jenen Kapaunenschenkel heim-
lich zustecktest, denn damals war es um mein Herz
geschehn! Verflucht jedes Glas, das ich auf Deine
Gesundheit ausgetrunken habe! Und schon vor
der Ehe! Weg da! Ich renne Dich mit diesen
Hörnern von Deiner Fabrik durch und durch!
Ich stoße das ganze Haus um! Ich ruinire die
Stadt!
Bertha. Die Bestie verdirbt alle Möbeln,
die Thüren; -- was soll das werden?
Dietrich. (herum wüthend.) Hier! und da!
und alles soll zu Trümmern gehn! Halt!
(er rennt
sich
Zweite Abtheilung.
Dietrich. Was fuͤhl' ich? Was ſeh' ich?
Hoͤrner? Wahrhaftige Hoͤrner? Du Boshafte,
Schaͤndliche! Das hat mir mein Vater wohl vor-
her geſagt! O Du Unverſchaͤmte! mir noch mit
den eignen Haͤnden die Hoͤrner heraus zu druͤcken!
Und das vor der Hochzeit!
Bertha. Er hat Hoͤrner bekommen und den
Verſtand verloren. Was kann ich dafuͤr, daß ſie
ihm tief im Gehirne ſtecken, ſo daß man ihm nicht
den Kopf ein wenig anfaſſen darf, ſo ſchießen ſie
hervor wie Springfedern! Hat er mir nicht bei-
nah die Augen ausgeſtoßen? Vielleicht kann man
ſie ihm wieder zuruͤck druͤcken, und ſie weichen ihm
im Kopfe wieder auf, denn er hat doch nichts als
Buttermilch drinne.
Dietrich. Buttermilch? Du Ungetreue!
Von Dir, von Deiner Untreue ruͤhren ſie her.
Ich habe meinem Vater nicht glauben wollen, und
muß nun die Wahrheit an mir ſelber erleben! O
verfluchte, verfluchte Liebe! Verflucht die Stunde,
wo Du mir zuerſt jenen Kapaunenſchenkel heim-
lich zuſteckteſt, denn damals war es um mein Herz
geſchehn! Verflucht jedes Glas, das ich auf Deine
Geſundheit ausgetrunken habe! Und ſchon vor
der Ehe! Weg da! Ich renne Dich mit dieſen
Hoͤrnern von Deiner Fabrik durch und durch!
Ich ſtoße das ganze Haus um! Ich ruinire die
Stadt!
Bertha. Die Beſtie verdirbt alle Moͤbeln,
die Thuͤren; — was ſoll das werden?
Dietrich. (herum wuͤthend.) Hier! und da!
und alles ſoll zu Truͤmmern gehn! Halt!
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[384/0394] Zweite Abtheilung. Dietrich. Was fuͤhl' ich? Was ſeh' ich? Hoͤrner? Wahrhaftige Hoͤrner? Du Boshafte, Schaͤndliche! Das hat mir mein Vater wohl vor- her geſagt! O Du Unverſchaͤmte! mir noch mit den eignen Haͤnden die Hoͤrner heraus zu druͤcken! Und das vor der Hochzeit! Bertha. Er hat Hoͤrner bekommen und den Verſtand verloren. Was kann ich dafuͤr, daß ſie ihm tief im Gehirne ſtecken, ſo daß man ihm nicht den Kopf ein wenig anfaſſen darf, ſo ſchießen ſie hervor wie Springfedern! Hat er mir nicht bei- nah die Augen ausgeſtoßen? Vielleicht kann man ſie ihm wieder zuruͤck druͤcken, und ſie weichen ihm im Kopfe wieder auf, denn er hat doch nichts als Buttermilch drinne. Dietrich. Buttermilch? Du Ungetreue! Von Dir, von Deiner Untreue ruͤhren ſie her. Ich habe meinem Vater nicht glauben wollen, und muß nun die Wahrheit an mir ſelber erleben! O verfluchte, verfluchte Liebe! Verflucht die Stunde, wo Du mir zuerſt jenen Kapaunenſchenkel heim- lich zuſteckteſt, denn damals war es um mein Herz geſchehn! Verflucht jedes Glas, das ich auf Deine Geſundheit ausgetrunken habe! Und ſchon vor der Ehe! Weg da! Ich renne Dich mit dieſen Hoͤrnern von Deiner Fabrik durch und durch! Ich ſtoße das ganze Haus um! Ich ruinire die Stadt! Bertha. Die Beſtie verdirbt alle Moͤbeln, die Thuͤren; — was ſoll das werden? Dietrich. (herum wuͤthend.) Hier! und da! und alles ſoll zu Truͤmmern gehn! Halt! (er rennt ſich

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus03_1816/394>, abgerufen am 21.11.2024.