Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Andalosia. Wie fühl' ich mich beglückt, wenn Ihr, mein König, Mich würdigt, mich als Freund zu Euch zu heben. König. Verweile, Andalosia, denn ich gehe Mich umzukleiden, um mit Dir und andern Der Edelsten der holden Fremdlingin Entgegen bis zum Ankerplatz zu reiten. (ab.) Andalosia. Du willst uns nicht begleiten, Ampedo? Ampedo. Nein, Bruder, ich verweil' im stillen Hause; Dies Lärmen, dieser Auflauf, Schrein des Volks, Das Tummeln dieser Reiter, dieses Drängen, Wo jeder eilt, die Eitelkeit zu zeigen, Ist nicht für mich und macht mich nur betrübt. Dann drängt sich mir des Lebens Richtigkeit So recht ins innre Herz, wenn ich dies Jauchzen, Den Krampf der Freude seh' der trunknen Menge, Die niemals um sich weiß, und dies bedarf, Des Lebens trüben Sumpf in Fluß zu bringen. Andalosia. Ich kenne Dich nicht mehr, Du bist verwandelt, Und Deine Weisheit wird Melankolie. Ampedo. Laß auch von diesem eitlen Prahlen, Bruder, Warum willst Du durch Pracht und frevlen Aufwand, Thöricht Verschwenden, der gemeinen Seelen Ergrimmten bösen Neid auf Dich erregen? Obs gut gethan, daß Du die Fürstinn auch, Die Du gekränkt, was sie wohl nie vergißt, Als Königinn hierher bringst, steht zu zweifeln; Zweite Abtheilung. Andaloſia. Wie fuͤhl' ich mich begluͤckt, wenn Ihr, mein Koͤnig, Mich wuͤrdigt, mich als Freund zu Euch zu heben. Koͤnig. Verweile, Andaloſia, denn ich gehe Mich umzukleiden, um mit Dir und andern Der Edelſten der holden Fremdlingin Entgegen bis zum Ankerplatz zu reiten. (ab.) Andaloſia. Du willſt uns nicht begleiten, Ampedo? Ampedo. Nein, Bruder, ich verweil' im ſtillen Hauſe; Dies Laͤrmen, dieſer Auflauf, Schrein des Volks, Das Tummeln dieſer Reiter, dieſes Draͤngen, Wo jeder eilt, die Eitelkeit zu zeigen, Iſt nicht fuͤr mich und macht mich nur betruͤbt. Dann draͤngt ſich mir des Lebens Richtigkeit So recht ins innre Herz, wenn ich dies Jauchzen, Den Krampf der Freude ſeh' der trunknen Menge, Die niemals um ſich weiß, und dies bedarf, Des Lebens truͤben Sumpf in Fluß zu bringen. Andaloſia. Ich kenne Dich nicht mehr, Du biſt verwandelt, Und Deine Weisheit wird Melankolie. Ampedo. Laß auch von dieſem eitlen Prahlen, Bruder, Warum willſt Du durch Pracht und frevlen Aufwand, Thoͤricht Verſchwenden, der gemeinen Seelen Ergrimmten boͤſen Neid auf Dich erregen? Obs gut gethan, daß Du die Fuͤrſtinn auch, Die Du gekraͤnkt, was ſie wohl nie vergißt, Als Koͤniginn hierher bringſt, ſteht zu zweifeln; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0462" n="452"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p>Wie fuͤhl' ich mich begluͤckt, wenn Ihr, mein Koͤnig,<lb/> Mich wuͤrdigt, mich als Freund zu Euch zu heben.</p> </sp><lb/> <sp who="#Koͤnig"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig</hi>.</speaker><lb/> <p>Verweile, Andaloſia, denn ich gehe<lb/> Mich umzukleiden, um mit Dir und andern<lb/> Der Edelſten der holden Fremdlingin<lb/> Entgegen bis zum Ankerplatz zu reiten.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(ab.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p>Du willſt uns nicht begleiten, Ampedo?</p> </sp><lb/> <sp who="#Ampedo"> <speaker><hi rendition="#g">Ampedo</hi>.</speaker><lb/> <p>Nein, Bruder, ich verweil' im ſtillen Hauſe;<lb/> Dies Laͤrmen, dieſer Auflauf, Schrein des Volks,<lb/> Das Tummeln dieſer Reiter, dieſes Draͤngen,<lb/> Wo jeder eilt, die Eitelkeit zu zeigen,<lb/> Iſt nicht fuͤr mich und macht mich nur betruͤbt.<lb/> Dann draͤngt ſich mir des Lebens Richtigkeit<lb/> So recht ins innre Herz, wenn ich dies Jauchzen,<lb/> Den Krampf der Freude ſeh' der trunknen Menge,<lb/> Die niemals um ſich weiß, und dies bedarf,<lb/> Des Lebens truͤben Sumpf in Fluß zu bringen.</p> </sp><lb/> <sp who="#Andaloſia"> <speaker><hi rendition="#g">Andaloſia</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich kenne Dich nicht mehr, Du biſt verwandelt,<lb/> Und Deine Weisheit wird Melankolie.</p> </sp><lb/> <sp who="#Ampedo"> <speaker><hi rendition="#g">Ampedo</hi>.</speaker><lb/> <p>Laß auch von dieſem eitlen Prahlen, Bruder,<lb/> Warum willſt Du durch Pracht und frevlen Aufwand,<lb/> Thoͤricht Verſchwenden, der gemeinen Seelen<lb/> Ergrimmten boͤſen Neid auf Dich erregen?<lb/> Obs gut gethan, daß Du die Fuͤrſtinn auch,<lb/> Die Du gekraͤnkt, was ſie wohl nie vergißt,<lb/> Als Koͤniginn hierher bringſt, ſteht zu zweifeln;<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [452/0462]
Zweite Abtheilung.
Andaloſia.
Wie fuͤhl' ich mich begluͤckt, wenn Ihr, mein Koͤnig,
Mich wuͤrdigt, mich als Freund zu Euch zu heben.
Koͤnig.
Verweile, Andaloſia, denn ich gehe
Mich umzukleiden, um mit Dir und andern
Der Edelſten der holden Fremdlingin
Entgegen bis zum Ankerplatz zu reiten.
(ab.)
Andaloſia.
Du willſt uns nicht begleiten, Ampedo?
Ampedo.
Nein, Bruder, ich verweil' im ſtillen Hauſe;
Dies Laͤrmen, dieſer Auflauf, Schrein des Volks,
Das Tummeln dieſer Reiter, dieſes Draͤngen,
Wo jeder eilt, die Eitelkeit zu zeigen,
Iſt nicht fuͤr mich und macht mich nur betruͤbt.
Dann draͤngt ſich mir des Lebens Richtigkeit
So recht ins innre Herz, wenn ich dies Jauchzen,
Den Krampf der Freude ſeh' der trunknen Menge,
Die niemals um ſich weiß, und dies bedarf,
Des Lebens truͤben Sumpf in Fluß zu bringen.
Andaloſia.
Ich kenne Dich nicht mehr, Du biſt verwandelt,
Und Deine Weisheit wird Melankolie.
Ampedo.
Laß auch von dieſem eitlen Prahlen, Bruder,
Warum willſt Du durch Pracht und frevlen Aufwand,
Thoͤricht Verſchwenden, der gemeinen Seelen
Ergrimmten boͤſen Neid auf Dich erregen?
Obs gut gethan, daß Du die Fuͤrſtinn auch,
Die Du gekraͤnkt, was ſie wohl nie vergißt,
Als Koͤniginn hierher bringſt, ſteht zu zweifeln;
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