Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Benjamin. Wie Du nun bist! Ich denke ja nicht daran. Bertha. Ich würde Dir, Ehrloser, auch die Augen auskratzen. Daniel kömmt. Daniel. Mach, mach daß Du fort kommst, Benjaminchen! Andalosia ist ein ungeduldiger Herr, es ist schon ganz finster, und wir kriegen eine regnigte stürmische Nacht. Mein Sohn Diet- rich hat den Schnupfen, Herr Ampedo ist auch nicht wohl, der will ihn bei sich behalten. Bestelle das, mein Söhnchen. (Benjaminab) Bertha. Es ist doch grausam, die Leute so in der finstern Nacht herum zu jagen. Daniel. Daran denken die Vornehmen nicht, reitet ja der Herr doch selber auch mit. Der fängt nun auch an, solider zu werden, das will mir gar nicht gefallen, er spricht schon davon, sich einzuschränken. -- Auch etliche Bediente will er abdanken; nur will ich bitten, nicht meinen Benjamin, denn der ist der treuste, nützlichste, beste im ganzen Hause, und unermüdet; nicht wahr, liebe Frau? Bertha. Der Mensch ist gut genug. Daniel. Aber was sagst Du zum Ampedo? Spricht der nicht manchmal so vernünftig, daß man erstaunen muß? Das ist bedenklich. Solche Leute leben nicht lange mehr, wenn sie erst ver- ständig werden. -- Hu! was das für ein Wetter da draußen wird! Wer heut im Zimmer sitzen kann, der ist geborgen. Fortunat. Benjamin. Wie Du nun biſt! Ich denke ja nicht daran. Bertha. Ich wuͤrde Dir, Ehrloſer, auch die Augen auskratzen. Daniel koͤmmt. Daniel. Mach, mach daß Du fort kommſt, Benjaminchen! Andaloſia iſt ein ungeduldiger Herr, es iſt ſchon ganz finſter, und wir kriegen eine regnigte ſtuͤrmiſche Nacht. Mein Sohn Diet- rich hat den Schnupfen, Herr Ampedo iſt auch nicht wohl, der will ihn bei ſich behalten. Beſtelle das, mein Soͤhnchen. (Benjaminab) Bertha. Es iſt doch grauſam, die Leute ſo in der finſtern Nacht herum zu jagen. Daniel. Daran denken die Vornehmen nicht, reitet ja der Herr doch ſelber auch mit. Der faͤngt nun auch an, ſolider zu werden, das will mir gar nicht gefallen, er ſpricht ſchon davon, ſich einzuſchraͤnken. — Auch etliche Bediente will er abdanken; nur will ich bitten, nicht meinen Benjamin, denn der iſt der treuſte, nuͤtzlichſte, beſte im ganzen Hauſe, und unermuͤdet; nicht wahr, liebe Frau? Bertha. Der Menſch iſt gut genug. Daniel. Aber was ſagſt Du zum Ampedo? Spricht der nicht manchmal ſo vernuͤnftig, daß man erſtaunen muß? Das iſt bedenklich. Solche Leute leben nicht lange mehr, wenn ſie erſt ver- ſtaͤndig werden. — Hu! was das fuͤr ein Wetter da draußen wird! Wer heut im Zimmer ſitzen kann, der iſt geborgen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0485" n="475"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> <sp who="#Benjamin"> <speaker><hi rendition="#g">Benjamin</hi>.</speaker> <p>Wie Du nun biſt! Ich denke<lb/> ja nicht daran.</p> </sp><lb/> <sp who="#Bertha"> <speaker><hi rendition="#g">Bertha</hi>.</speaker> <p>Ich wuͤrde Dir, Ehrloſer, auch<lb/> die Augen auskratzen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Daniel</hi> koͤmmt.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Daniel"> <speaker><hi rendition="#g">Daniel</hi>.</speaker> <p>Mach, mach daß Du fort kommſt,<lb/> Benjaminchen! Andaloſia iſt ein ungeduldiger<lb/> Herr, es iſt ſchon ganz finſter, und wir kriegen<lb/> eine regnigte ſtuͤrmiſche Nacht. Mein Sohn Diet-<lb/> rich hat den Schnupfen, Herr Ampedo iſt auch<lb/> nicht wohl, der will ihn bei ſich behalten. Beſtelle<lb/> das, mein Soͤhnchen.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#et">(<hi rendition="#g">Benjamin</hi>ab)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#Bertha"> <speaker><hi rendition="#g">Bertha</hi>.</speaker> <p>Es iſt doch grauſam, die Leute ſo<lb/> in der finſtern Nacht herum zu jagen.</p> </sp><lb/> <sp who="#Daniel"> <speaker><hi rendition="#g">Daniel</hi>.</speaker> <p>Daran denken die Vornehmen<lb/> nicht, reitet ja der Herr doch ſelber auch mit.<lb/> Der faͤngt nun auch an, ſolider zu werden, das<lb/> will mir gar nicht gefallen, er ſpricht ſchon davon,<lb/> ſich einzuſchraͤnken. — Auch etliche Bediente will<lb/> er abdanken; nur will ich bitten, nicht meinen<lb/> Benjamin, denn der iſt der treuſte, nuͤtzlichſte,<lb/> beſte im ganzen Hauſe, und unermuͤdet; nicht<lb/> wahr, liebe Frau?</p> </sp><lb/> <sp who="#Bertha"> <speaker><hi rendition="#g">Bertha</hi>.</speaker> <p>Der Menſch iſt gut genug.</p> </sp><lb/> <sp who="#Daniel"> <speaker><hi rendition="#g">Daniel</hi>.</speaker> <p>Aber was ſagſt Du zum Ampedo?<lb/> Spricht der nicht manchmal ſo vernuͤnftig, daß<lb/> man erſtaunen muß? Das iſt bedenklich. Solche<lb/> Leute leben nicht lange mehr, wenn ſie erſt ver-<lb/> ſtaͤndig werden. — Hu! was das fuͤr ein Wetter<lb/> da draußen wird! Wer heut im Zimmer ſitzen<lb/> kann, der iſt geborgen.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [475/0485]
Fortunat.
Benjamin. Wie Du nun biſt! Ich denke
ja nicht daran.
Bertha. Ich wuͤrde Dir, Ehrloſer, auch
die Augen auskratzen.
Daniel koͤmmt.
Daniel. Mach, mach daß Du fort kommſt,
Benjaminchen! Andaloſia iſt ein ungeduldiger
Herr, es iſt ſchon ganz finſter, und wir kriegen
eine regnigte ſtuͤrmiſche Nacht. Mein Sohn Diet-
rich hat den Schnupfen, Herr Ampedo iſt auch
nicht wohl, der will ihn bei ſich behalten. Beſtelle
das, mein Soͤhnchen.
(Benjaminab)
Bertha. Es iſt doch grauſam, die Leute ſo
in der finſtern Nacht herum zu jagen.
Daniel. Daran denken die Vornehmen
nicht, reitet ja der Herr doch ſelber auch mit.
Der faͤngt nun auch an, ſolider zu werden, das
will mir gar nicht gefallen, er ſpricht ſchon davon,
ſich einzuſchraͤnken. — Auch etliche Bediente will
er abdanken; nur will ich bitten, nicht meinen
Benjamin, denn der iſt der treuſte, nuͤtzlichſte,
beſte im ganzen Hauſe, und unermuͤdet; nicht
wahr, liebe Frau?
Bertha. Der Menſch iſt gut genug.
Daniel. Aber was ſagſt Du zum Ampedo?
Spricht der nicht manchmal ſo vernuͤnftig, daß
man erſtaunen muß? Das iſt bedenklich. Solche
Leute leben nicht lange mehr, wenn ſie erſt ver-
ſtaͤndig werden. — Hu! was das fuͤr ein Wetter
da draußen wird! Wer heut im Zimmer ſitzen
kann, der iſt geborgen.
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