Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Zweite Abtheilung. Landstreicher, wie die schwachen gutherzigen Mäd-chen sich ihnen mit Leib und Seele ergeben. (singt) Nein, nicht lieben Nur betrüben Können sie, Und wir Thoren Sind verloren, Finden nie Was mit Thränen Und mit Sehnen Wir gesucht, Denn die Männer Bleiben immer Herb, verrucht: Zeit vertreiben Wollen sie, Treu verbleiben Nimmer nie. Felix. Da trink, schönes Kind, für Dein Lied. Fortunat. Sing' ein anderes, Betty, Deine Stimme ist noch schöner. Betty. (singt) Ach! Liebe, groß ist deine Macht Und peinigend dein Schmerz, Ich lieb' ihn treu, der mich verlacht, Das bricht mein armes Herz. Fortunat. Nein, das soll es nicht, beim Himmel über uns! Sag', Engel, was willst Du? Befiehl, sinne, erdenk' doch nur etwas! Nein, sey nicht so zurückhaltend, vergieb mir meinen gestrigen Scherz; zeige, daß Du mir vergeben hast und for- der jetzt etwas von mir. Zweite Abtheilung. Landſtreicher, wie die ſchwachen gutherzigen Maͤd-chen ſich ihnen mit Leib und Seele ergeben. (ſingt) Nein, nicht lieben Nur betruͤben Koͤnnen ſie, Und wir Thoren Sind verloren, Finden nie Was mit Thraͤnen Und mit Sehnen Wir geſucht, Denn die Maͤnner Bleiben immer Herb, verrucht: Zeit vertreiben Wollen ſie, Treu verbleiben Nimmer nie. Felix. Da trink, ſchoͤnes Kind, fuͤr Dein Lied. Fortunat. Sing' ein anderes, Betty, Deine Stimme iſt noch ſchoͤner. Betty. (ſingt) Ach! Liebe, groß iſt deine Macht Und peinigend dein Schmerz, Ich lieb' ihn treu, der mich verlacht, Das bricht mein armes Herz. Fortunat. Nein, das ſoll es nicht, beim Himmel uͤber uns! Sag', Engel, was willſt Du? Befiehl, ſinne, erdenk' doch nur etwas! Nein, ſey nicht ſo zuruͤckhaltend, vergieb mir meinen geſtrigen Scherz; zeige, daß Du mir vergeben haſt und for- der jetzt etwas von mir. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <sp who="#Anne"> <p><pb facs="#f0072" n="62"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweite Abtheilung</hi>.</fw><lb/> Landſtreicher, wie die ſchwachen gutherzigen Maͤd-<lb/> chen ſich ihnen mit Leib und Seele ergeben.</p> <stage>(ſingt)</stage><lb/> <lg type="poem"> <l>Nein, nicht lieben</l><lb/> <l>Nur betruͤben</l><lb/> <l>Koͤnnen ſie,</l><lb/> <l>Und wir Thoren</l><lb/> <l>Sind verloren,</l><lb/> <l>Finden nie</l><lb/> <l>Was mit Thraͤnen</l><lb/> <l>Und mit Sehnen</l><lb/> <l>Wir geſucht,</l><lb/> <l>Denn die Maͤnner</l><lb/> <l>Bleiben immer</l><lb/> <l>Herb, verrucht:</l><lb/> <l>Zeit vertreiben</l><lb/> <l>Wollen ſie,</l><lb/> <l>Treu verbleiben</l><lb/> <l>Nimmer nie.</l> </lg> </sp><lb/> <sp who="#FELIX"> <speaker><hi rendition="#g">Felix</hi>.</speaker> <p>Da trink, ſchoͤnes Kind, fuͤr Dein Lied.</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Sing' ein anderes, Betty, Deine<lb/> Stimme iſt noch ſchoͤner.</p> </sp><lb/> <sp who="#Betty"> <speaker><hi rendition="#g">Betty</hi>.</speaker> <stage>(ſingt)</stage><lb/> <lg type="poem"> <l>Ach! Liebe, groß iſt deine Macht</l><lb/> <l>Und peinigend dein Schmerz,</l><lb/> <l>Ich lieb' ihn treu, der mich verlacht,</l><lb/> <l>Das bricht mein armes Herz.</l> </lg> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Nein, das ſoll es nicht, beim<lb/> Himmel uͤber uns! Sag', Engel, was willſt Du?<lb/> Befiehl, ſinne, erdenk' doch nur etwas! Nein, ſey<lb/> nicht ſo zuruͤckhaltend, vergieb mir meinen geſtrigen<lb/> Scherz; zeige, daß Du mir vergeben haſt und for-<lb/> der jetzt etwas von mir.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [62/0072]
Zweite Abtheilung.
Landſtreicher, wie die ſchwachen gutherzigen Maͤd-
chen ſich ihnen mit Leib und Seele ergeben. (ſingt)
Nein, nicht lieben
Nur betruͤben
Koͤnnen ſie,
Und wir Thoren
Sind verloren,
Finden nie
Was mit Thraͤnen
Und mit Sehnen
Wir geſucht,
Denn die Maͤnner
Bleiben immer
Herb, verrucht:
Zeit vertreiben
Wollen ſie,
Treu verbleiben
Nimmer nie.
Felix. Da trink, ſchoͤnes Kind, fuͤr Dein Lied.
Fortunat. Sing' ein anderes, Betty, Deine
Stimme iſt noch ſchoͤner.
Betty. (ſingt)
Ach! Liebe, groß iſt deine Macht
Und peinigend dein Schmerz,
Ich lieb' ihn treu, der mich verlacht,
Das bricht mein armes Herz.
Fortunat. Nein, das ſoll es nicht, beim
Himmel uͤber uns! Sag', Engel, was willſt Du?
Befiehl, ſinne, erdenk' doch nur etwas! Nein, ſey
nicht ſo zuruͤckhaltend, vergieb mir meinen geſtrigen
Scherz; zeige, daß Du mir vergeben haſt und for-
der jetzt etwas von mir.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |