Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Betty. Weiß ich doch, daß Du großmüthiger bist, als ein Prinz. Nun so gieb mir den Dia- mant von Deinem Finger. Fortunat. Da, nimm' ihn, mein Herz; den hab' ich in Flandern im Lanzenstechen gewonnen, und die schönste Gräfinn von der Welt hatte ihn zum Preise ausgesezt. Walther. Aber bei wem, ihr Burschen, schmause ich denn heut? Soll denn meine Kehle ganz trocken bleiben, ihr Grünschnäbel? Fortunat. Bei mir, wie gewöhnlich. Walther. Mir ist's Recht, Du Königlichge- sinnter, laß geben, reichen, Du Bube mit dem Feuer-Auge! Nun, Cavalier, da Du ein Edel- mann bist, nichts Gewöhnliches, kein dünnes Ge- tränk, laß vom besten feurigsten Spanischen brin- gen, wie es sich für einen Cavalier schickt, Euer saures Gesöff kann mein Magen nicht vertragen. Felix. Morgen mußt Du mit mir trinken, Alter. Walther. Wenn ich muß, muß ich, sonst halt' ich mich da zu meinem Goldlockigen. Seht, wie dem Flegel die rubinrothen Lippen so himmlich zu Gesichte stehn, als hätte er sie eigen beim Ju- welier dazu bestellt! Und die Sapphir-Augen! Kü- fer, sagt selbst, Maulaffen, habt Ihr schon jemals ein solches Gesicht hier an Euren Wänden sitzen gehabt? Sprecht! Kellner. Der gnädige Herr ist ein Ausbund von Schönheit, Großmuth und Freigebigkeit. Walther. Da, Fortunat, trink einen Becher Fortunat. Betty. Weiß ich doch, daß Du großmuͤthiger biſt, als ein Prinz. Nun ſo gieb mir den Dia- mant von Deinem Finger. Fortunat. Da, nimm' ihn, mein Herz; den hab' ich in Flandern im Lanzenſtechen gewonnen, und die ſchoͤnſte Graͤfinn von der Welt hatte ihn zum Preiſe ausgeſezt. Walther. Aber bei wem, ihr Burſchen, ſchmauſe ich denn heut? Soll denn meine Kehle ganz trocken bleiben, ihr Gruͤnſchnaͤbel? Fortunat. Bei mir, wie gewoͤhnlich. Walther. Mir iſt's Recht, Du Koͤniglichge- ſinnter, laß geben, reichen, Du Bube mit dem Feuer-Auge! Nun, Cavalier, da Du ein Edel- mann biſt, nichts Gewoͤhnliches, kein duͤnnes Ge- traͤnk, laß vom beſten feurigſten Spaniſchen brin- gen, wie es ſich fuͤr einen Cavalier ſchickt, Euer ſaures Geſoͤff kann mein Magen nicht vertragen. Felix. Morgen mußt Du mit mir trinken, Alter. Walther. Wenn ich muß, muß ich, ſonſt halt' ich mich da zu meinem Goldlockigen. Seht, wie dem Flegel die rubinrothen Lippen ſo himmlich zu Geſichte ſtehn, als haͤtte er ſie eigen beim Ju- welier dazu beſtellt! Und die Sapphir-Augen! Kuͤ- fer, ſagt ſelbſt, Maulaffen, habt Ihr ſchon jemals ein ſolches Geſicht hier an Euren Waͤnden ſitzen gehabt? Sprecht! Kellner. Der gnaͤdige Herr iſt ein Ausbund von Schoͤnheit, Großmuth und Freigebigkeit. Walther. Da, Fortunat, trink einen Becher <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0073" n="63"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> <sp who="#Betty"> <speaker><hi rendition="#g">Betty</hi>.</speaker> <p>Weiß ich doch, daß Du großmuͤthiger<lb/> biſt, als ein Prinz. Nun ſo gieb mir den Dia-<lb/> mant von Deinem Finger.</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Da, nimm' ihn, mein Herz; den<lb/> hab' ich in Flandern im Lanzenſtechen gewonnen,<lb/> und die ſchoͤnſte Graͤfinn von der Welt hatte ihn<lb/> zum Preiſe ausgeſezt.</p> </sp><lb/> <sp who="#Walther"> <speaker><hi rendition="#g">Walther</hi>.</speaker> <p>Aber bei wem, ihr Burſchen,<lb/> ſchmauſe ich denn heut? Soll denn meine Kehle<lb/> ganz trocken bleiben, ihr Gruͤnſchnaͤbel?</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Bei mir, wie gewoͤhnlich.</p> </sp><lb/> <sp who="#Walther"> <speaker><hi rendition="#g">Walther</hi>.</speaker> <p>Mir iſt's Recht, Du Koͤniglichge-<lb/> ſinnter, laß geben, reichen, Du Bube mit dem<lb/> Feuer-Auge! Nun, Cavalier, da Du ein Edel-<lb/> mann biſt, nichts Gewoͤhnliches, kein duͤnnes Ge-<lb/> traͤnk, laß vom beſten feurigſten Spaniſchen brin-<lb/> gen, wie es ſich fuͤr einen Cavalier ſchickt, Euer<lb/> ſaures Geſoͤff kann mein Magen nicht vertragen.</p> </sp><lb/> <sp who="#FELIX"> <speaker><hi rendition="#g">Felix</hi>.</speaker> <p>Morgen mußt Du mit mir trinken,<lb/> Alter.</p> </sp><lb/> <sp who="#Walther"> <speaker><hi rendition="#g">Walther</hi>.</speaker> <p>Wenn ich muß, muß ich, ſonſt<lb/> halt' ich mich da zu meinem Goldlockigen. Seht,<lb/> wie dem Flegel die rubinrothen Lippen ſo himmlich<lb/> zu Geſichte ſtehn, als haͤtte er ſie eigen beim Ju-<lb/> welier dazu beſtellt! Und die Sapphir-Augen! Kuͤ-<lb/> fer, ſagt ſelbſt, Maulaffen, habt Ihr ſchon jemals<lb/> ein ſolches Geſicht hier an Euren Waͤnden ſitzen<lb/> gehabt? Sprecht!</p> </sp><lb/> <sp who="#Kellner"> <speaker><hi rendition="#g">Kellner</hi>.</speaker> <p>Der gnaͤdige Herr iſt ein Ausbund<lb/> von Schoͤnheit, Großmuth und Freigebigkeit.</p> </sp><lb/> <sp who="#Walther"> <speaker><hi rendition="#g">Walther</hi>.</speaker> <p>Da, Fortunat, trink einen Becher<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0073]
Fortunat.
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biſt, als ein Prinz. Nun ſo gieb mir den Dia-
mant von Deinem Finger.
Fortunat. Da, nimm' ihn, mein Herz; den
hab' ich in Flandern im Lanzenſtechen gewonnen,
und die ſchoͤnſte Graͤfinn von der Welt hatte ihn
zum Preiſe ausgeſezt.
Walther. Aber bei wem, ihr Burſchen,
ſchmauſe ich denn heut? Soll denn meine Kehle
ganz trocken bleiben, ihr Gruͤnſchnaͤbel?
Fortunat. Bei mir, wie gewoͤhnlich.
Walther. Mir iſt's Recht, Du Koͤniglichge-
ſinnter, laß geben, reichen, Du Bube mit dem
Feuer-Auge! Nun, Cavalier, da Du ein Edel-
mann biſt, nichts Gewoͤhnliches, kein duͤnnes Ge-
traͤnk, laß vom beſten feurigſten Spaniſchen brin-
gen, wie es ſich fuͤr einen Cavalier ſchickt, Euer
ſaures Geſoͤff kann mein Magen nicht vertragen.
Felix. Morgen mußt Du mit mir trinken,
Alter.
Walther. Wenn ich muß, muß ich, ſonſt
halt' ich mich da zu meinem Goldlockigen. Seht,
wie dem Flegel die rubinrothen Lippen ſo himmlich
zu Geſichte ſtehn, als haͤtte er ſie eigen beim Ju-
welier dazu beſtellt! Und die Sapphir-Augen! Kuͤ-
fer, ſagt ſelbſt, Maulaffen, habt Ihr ſchon jemals
ein ſolches Geſicht hier an Euren Waͤnden ſitzen
gehabt? Sprecht!
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von Schoͤnheit, Großmuth und Freigebigkeit.
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