Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 3. Berlin, 1816.Fortunat. Vierte Scene. (Straße.) Fortunat tritt auf. Fortunat. Ich bin zum Unglück geboren, alles hin, alles fort, was ich besaß, und keine Aus- sicht, keine Hoffnung, etwas wieder zu gewinnen, wenn meine Freunde, meine Landsleute mir nicht aus der Noth helfen. O die verdammten Würfel! verflucht, wer sich mit ihnen einläßt, wer ihnen traut. Felix kommt. Felix. Schleichst Du auch so in der Däm- merung durch diese einsame Gegend der Stadt? Fortunat. Ja, mein Felix, mein geliebter Bruder; ich habe Dich schon in Deiner Wohnung gesucht, ich hatte Dir etwas Nöthiges, Dringendes zu sagen. Felix. Ich war verdrießlich fortgegangen, und ich bin auch noch nicht vergnügt. Was hättest Du mir mitzutheilen? Fortunat. Lieber, jezt kannst Du zeigen, ob Du mein Freund bist: durch unbeschreibliches Un- glück, durch unbegreifliches Mißgeschick, so daß mir auch kein einziger Wurf zuschlug, habe ich al- les das Meinige verloren, meine guten Kleider schon verkauft, alles eingebüßt. Felix. Und Du hast gar nichts übrig behalten? Fortunat. Vierte Scene. (Straße.) Fortunat tritt auf. Fortunat. Ich bin zum Ungluͤck geboren, alles hin, alles fort, was ich beſaß, und keine Aus- ſicht, keine Hoffnung, etwas wieder zu gewinnen, wenn meine Freunde, meine Landsleute mir nicht aus der Noth helfen. O die verdammten Wuͤrfel! verflucht, wer ſich mit ihnen einlaͤßt, wer ihnen traut. Felix kommt. Felix. Schleichſt Du auch ſo in der Daͤm- merung durch dieſe einſame Gegend der Stadt? Fortunat. Ja, mein Felix, mein geliebter Bruder; ich habe Dich ſchon in Deiner Wohnung geſucht, ich hatte Dir etwas Noͤthiges, Dringendes zu ſagen. Felix. Ich war verdrießlich fortgegangen, und ich bin auch noch nicht vergnuͤgt. Was haͤtteſt Du mir mitzutheilen? Fortunat. Lieber, jezt kannſt Du zeigen, ob Du mein Freund biſt: durch unbeſchreibliches Un- gluͤck, durch unbegreifliches Mißgeſchick, ſo daß mir auch kein einziger Wurf zuſchlug, habe ich al- les das Meinige verloren, meine guten Kleider ſchon verkauft, alles eingebuͤßt. Felix. Und Du haſt gar nichts uͤbrig behalten? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0081" n="71"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</fw><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Vierte Scene</hi>.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Straße</hi>.)</hi> </stage><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Fortunat</hi> tritt auf.</hi> </stage><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Ich bin zum Ungluͤck geboren,<lb/> alles hin, alles fort, was ich beſaß, und keine Aus-<lb/> ſicht, keine Hoffnung, etwas wieder zu gewinnen,<lb/> wenn meine Freunde, meine Landsleute mir nicht<lb/> aus der Noth helfen. O die verdammten Wuͤrfel!<lb/> verflucht, wer ſich mit ihnen einlaͤßt, wer ihnen<lb/> traut.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Felix</hi> kommt.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#FELIX"> <speaker><hi rendition="#g">Felix</hi>.</speaker> <p>Schleichſt Du auch ſo in der Daͤm-<lb/> merung durch dieſe einſame Gegend der Stadt?</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Ja, mein Felix, mein geliebter<lb/> Bruder; ich habe Dich ſchon in Deiner Wohnung<lb/> geſucht, ich hatte Dir etwas Noͤthiges, Dringendes<lb/> zu ſagen.</p> </sp><lb/> <sp who="#FELIX"> <speaker><hi rendition="#g">Felix</hi>.</speaker> <p>Ich war verdrießlich fortgegangen, und<lb/> ich bin auch noch nicht vergnuͤgt. Was haͤtteſt<lb/> Du mir mitzutheilen?</p> </sp><lb/> <sp who="#FORT"> <speaker><hi rendition="#g">Fortunat</hi>.</speaker> <p>Lieber, jezt kannſt Du zeigen, ob<lb/> Du mein Freund biſt: durch unbeſchreibliches Un-<lb/> gluͤck, durch unbegreifliches Mißgeſchick, ſo daß<lb/> mir auch kein einziger Wurf zuſchlug, habe ich al-<lb/> les das Meinige verloren, meine guten Kleider<lb/> ſchon verkauft, alles eingebuͤßt.</p> </sp><lb/> <sp who="#FELIX"> <speaker><hi rendition="#g">Felix</hi>.</speaker> <p>Und Du haſt gar nichts uͤbrig behalten?</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [71/0081]
Fortunat.
Vierte Scene.
(Straße.)
Fortunat tritt auf.
Fortunat. Ich bin zum Ungluͤck geboren,
alles hin, alles fort, was ich beſaß, und keine Aus-
ſicht, keine Hoffnung, etwas wieder zu gewinnen,
wenn meine Freunde, meine Landsleute mir nicht
aus der Noth helfen. O die verdammten Wuͤrfel!
verflucht, wer ſich mit ihnen einlaͤßt, wer ihnen
traut.
Felix kommt.
Felix. Schleichſt Du auch ſo in der Daͤm-
merung durch dieſe einſame Gegend der Stadt?
Fortunat. Ja, mein Felix, mein geliebter
Bruder; ich habe Dich ſchon in Deiner Wohnung
geſucht, ich hatte Dir etwas Noͤthiges, Dringendes
zu ſagen.
Felix. Ich war verdrießlich fortgegangen, und
ich bin auch noch nicht vergnuͤgt. Was haͤtteſt
Du mir mitzutheilen?
Fortunat. Lieber, jezt kannſt Du zeigen, ob
Du mein Freund biſt: durch unbeſchreibliches Un-
gluͤck, durch unbegreifliches Mißgeſchick, ſo daß
mir auch kein einziger Wurf zuſchlug, habe ich al-
les das Meinige verloren, meine guten Kleider
ſchon verkauft, alles eingebuͤßt.
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