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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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gen, die weidenden Heerden, die ziehenden
Töne des Windes durch die Bäume, das
frische Gras und die sanften Hügel weckten
keine Poesie in seiner Seele auf. Er hatte
Vater und Mutter verlohren, seine Freun¬
de verlassen, er kam sich so verwaist und
verachtet vor, besonders hier auf dem Lan¬
de, wo er mit Niemand über die Kunst
sprechen konnte, daß ihn fast aller Muth
zum Leben verließ. Seine Mutter nahm
seine Hand und sagte: Lieber Sohn, Du
willst jetzt in die weite Welt hineingehen,
wenn ich Dir rathen soll so thu es nicht,
denn es bringt Dir doch keinen Gewinn.
Die Fremde thut keinem Menschen gut, wo
er zu Hause gehört, da blüht auch seine
Wohlfahrt; fremde Menschen werden es
nie ehrlich mit Dir meinen, das Vaterland
ist gut, und warum willst Du so weit weg
und Deutschland verlassen, und was soll ich

gen, die weidenden Heerden, die ziehenden
Töne des Windes durch die Bäume, das
friſche Gras und die ſanften Hügel weckten
keine Poeſie in ſeiner Seele auf. Er hatte
Vater und Mutter verlohren, ſeine Freun¬
de verlaſſen, er kam ſich ſo verwaiſt und
verachtet vor, beſonders hier auf dem Lan¬
de, wo er mit Niemand über die Kunſt
ſprechen konnte, daß ihn faſt aller Muth
zum Leben verließ. Seine Mutter nahm
ſeine Hand und ſagte: Lieber Sohn, Du
willſt jetzt in die weite Welt hineingehen,
wenn ich Dir rathen ſoll ſo thu es nicht,
denn es bringt Dir doch keinen Gewinn.
Die Fremde thut keinem Menſchen gut, wo
er zu Hauſe gehört, da blüht auch ſeine
Wohlfahrt; fremde Menſchen werden es
nie ehrlich mit Dir meinen, das Vaterland
iſt gut, und warum willſt Du ſo weit weg
und Deutſchland verlaſſen, und was ſoll ich

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[90/0101] gen, die weidenden Heerden, die ziehenden Töne des Windes durch die Bäume, das friſche Gras und die ſanften Hügel weckten keine Poeſie in ſeiner Seele auf. Er hatte Vater und Mutter verlohren, ſeine Freun¬ de verlaſſen, er kam ſich ſo verwaiſt und verachtet vor, beſonders hier auf dem Lan¬ de, wo er mit Niemand über die Kunſt ſprechen konnte, daß ihn faſt aller Muth zum Leben verließ. Seine Mutter nahm ſeine Hand und ſagte: Lieber Sohn, Du willſt jetzt in die weite Welt hineingehen, wenn ich Dir rathen ſoll ſo thu es nicht, denn es bringt Dir doch keinen Gewinn. Die Fremde thut keinem Menſchen gut, wo er zu Hauſe gehört, da blüht auch ſeine Wohlfahrt; fremde Menſchen werden es nie ehrlich mit Dir meinen, das Vaterland iſt gut, und warum willſt Du ſo weit weg und Deutſchland verlaſſen, und was ſoll ich

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/101>, abgerufen am 22.11.2024.