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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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einsetzen das uns kostbar ist, und niemals
keinen Gewinn dafür austauschen. Es ist
wunderbar, daß unser Geist uns treibt, die
innere Entzückung durch das Werk unsrer
Hände zu offenbaren, und daß wir, wenn
wir vollendet haben, in unserm Fleiß uns
selber nicht wieder erkennen.

Das Mahlergeräthe stand unordentlich
um das Bild herum, die Sonne schien glän¬
zend auf den frischaufgetragenen Firniß, er
hörte das tacktmäßige Klappen der Dresch¬
flegel in den Scheuren, in der Ferne das
Vieh auf dem Anger brüllen, und die kleine
Dorfglocke gab mit bescheidenen Schlägen
die Zeit des Tages an; alle Thätigkeit, alle
menschliche Arbeit kam ihm in diesen Augen¬
blicken so seltsam vor, daß er lächelnd die
Hütte verließ, und wieder seinem geliebten
Walde zueilte, um sich von der innern Ver¬
wirrung zu erholen.

einſetzen das uns koſtbar iſt, und niemals
keinen Gewinn dafür austauſchen. Es iſt
wunderbar, daß unſer Geiſt uns treibt, die
innere Entzückung durch das Werk unſrer
Hände zu offenbaren, und daß wir, wenn
wir vollendet haben, in unſerm Fleiß uns
ſelber nicht wieder erkennen.

Das Mahlergeräthe ſtand unordentlich
um das Bild herum, die Sonne ſchien glän¬
zend auf den friſchaufgetragenen Firniß, er
hörte das tacktmäßige Klappen der Dreſch¬
flegel in den Scheuren, in der Ferne das
Vieh auf dem Anger brüllen, und die kleine
Dorfglocke gab mit beſcheidenen Schlägen
die Zeit des Tages an; alle Thätigkeit, alle
menſchliche Arbeit kam ihm in dieſen Augen¬
blicken ſo ſeltſam vor, daß er lächelnd die
Hütte verließ, und wieder ſeinem geliebten
Walde zueilte, um ſich von der innern Ver¬
wirrung zu erholen.

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[122/0133] einſetzen das uns koſtbar iſt, und niemals keinen Gewinn dafür austauſchen. Es iſt wunderbar, daß unſer Geiſt uns treibt, die innere Entzückung durch das Werk unſrer Hände zu offenbaren, und daß wir, wenn wir vollendet haben, in unſerm Fleiß uns ſelber nicht wieder erkennen. Das Mahlergeräthe ſtand unordentlich um das Bild herum, die Sonne ſchien glän¬ zend auf den friſchaufgetragenen Firniß, er hörte das tacktmäßige Klappen der Dreſch¬ flegel in den Scheuren, in der Ferne das Vieh auf dem Anger brüllen, und die kleine Dorfglocke gab mit beſcheidenen Schlägen die Zeit des Tages an; alle Thätigkeit, alle menſchliche Arbeit kam ihm in dieſen Augen¬ blicken ſo ſeltſam vor, daß er lächelnd die Hütte verließ, und wieder ſeinem geliebten Walde zueilte, um ſich von der innern Ver¬ wirrung zu erholen.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/133>, abgerufen am 24.11.2024.