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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Im Walde legte er sich ins Gras nieder,
und sah über sich in den weiten Himmel,
er überblickte seinen Lebenslauf, und schäm¬
te sich daß er noch so wenig gethan habe.
Er betrachtete jedes Werk eines Künstlers
als ein Monument, das er den schönsten
Stunden seiner Existenz gewidmet habe;
um jedes wehen die himmlischen Geister, die
dem bildenden Sinn die Entzückungen brach¬
ten, aus jeder Farbe, aus jedem Schatten
sprechen sie hervor. Ich bin nun schon
zwei und zwanzig Jahr alt, rief er aus,
und noch ist von mir nichts geschehen das
der Rede würdig wäre; ich fühle nur den
Trieb in mir, und meine Muthlosigkeit; der
frische thätige Geist meines Lehrers ist mir
nicht verliehen, mein Beginnen ist zaghaft,
und alle meine Bildungen werden die Spur
dieses zagenden Geistes tragen.

Er kehrte zurück als es Abend war, und

Im Walde legte er ſich ins Gras nieder,
und ſah über ſich in den weiten Himmel,
er überblickte ſeinen Lebenslauf, und ſchäm¬
te ſich daß er noch ſo wenig gethan habe.
Er betrachtete jedes Werk eines Künſtlers
als ein Monument, das er den ſchönſten
Stunden ſeiner Exiſtenz gewidmet habe;
um jedes wehen die himmliſchen Geiſter, die
dem bildenden Sinn die Entzückungen brach¬
ten, aus jeder Farbe, aus jedem Schatten
ſprechen ſie hervor. Ich bin nun ſchon
zwei und zwanzig Jahr alt, rief er aus,
und noch iſt von mir nichts geſchehen das
der Rede würdig wäre; ich fühle nur den
Trieb in mir, und meine Muthloſigkeit; der
friſche thätige Geiſt meines Lehrers iſt mir
nicht verliehen, mein Beginnen iſt zaghaft,
und alle meine Bildungen werden die Spur
dieſes zagenden Geiſtes tragen.

Er kehrte zurück als es Abend war, und

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[123/0134] Im Walde legte er ſich ins Gras nieder, und ſah über ſich in den weiten Himmel, er überblickte ſeinen Lebenslauf, und ſchäm¬ te ſich daß er noch ſo wenig gethan habe. Er betrachtete jedes Werk eines Künſtlers als ein Monument, das er den ſchönſten Stunden ſeiner Exiſtenz gewidmet habe; um jedes wehen die himmliſchen Geiſter, die dem bildenden Sinn die Entzückungen brach¬ ten, aus jeder Farbe, aus jedem Schatten ſprechen ſie hervor. Ich bin nun ſchon zwei und zwanzig Jahr alt, rief er aus, und noch iſt von mir nichts geſchehen das der Rede würdig wäre; ich fühle nur den Trieb in mir, und meine Muthloſigkeit; der friſche thätige Geiſt meines Lehrers iſt mir nicht verliehen, mein Beginnen iſt zaghaft, und alle meine Bildungen werden die Spur dieſes zagenden Geiſtes tragen. Er kehrte zurück als es Abend war, und

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/134>, abgerufen am 24.11.2024.