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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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hatte, er betrachtete wieder die Thürme der
Stadt, auf deren Schieferdächern die Sonne
hell glänzte. So werde ich jetzt Deine
Straßen betreten, sagte er zu sich selber,
so werde ich den großen Lukas sehn dürfen,
von dem mir Albrecht Dürer mit so vieler
Liebe gesprochen hat, der schon als Kind
ein Künstler war, dessen Namen man schon
in seinem sechzehnten Jahre kannte. Ich
werde ihn sprechen hören und von ihm ler¬
nen, ich werde seine neusten Werke sehn,
ich werde ihm sagen können wie ich ihn be¬
wundre; wenn ich mich nur nicht schämen
dürfte, ihm unter die Augen zu treten!
Dennoch habe ich nichts gethan, noch darf
ich mich ihm nicht als Künstler nennen, ich
bin noch nichts, und ich schäme mich vor je¬
dem treflichen Manne.

Er stand eilig auf und näherte sich mit
schnellen Schritten der Stadt; schon stand

hatte, er betrachtete wieder die Thürme der
Stadt, auf deren Schieferdächern die Sonne
hell glänzte. So werde ich jetzt Deine
Straßen betreten, ſagte er zu ſich ſelber,
ſo werde ich den großen Lukas ſehn dürfen,
von dem mir Albrecht Dürer mit ſo vieler
Liebe geſprochen hat, der ſchon als Kind
ein Künſtler war, deſſen Namen man ſchon
in ſeinem ſechzehnten Jahre kannte. Ich
werde ihn ſprechen hören und von ihm ler¬
nen, ich werde ſeine neuſten Werke ſehn,
ich werde ihm ſagen können wie ich ihn be¬
wundre; wenn ich mich nur nicht ſchämen
dürfte, ihm unter die Augen zu treten!
Dennoch habe ich nichts gethan, noch darf
ich mich ihm nicht als Künſtler nennen, ich
bin noch nichts, und ich ſchäme mich vor je¬
dem treflichen Manne.

Er ſtand eilig auf und näherte ſich mit
ſchnellen Schritten der Stadt; ſchon ſtand

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[167/0178] hatte, er betrachtete wieder die Thürme der Stadt, auf deren Schieferdächern die Sonne hell glänzte. So werde ich jetzt Deine Straßen betreten, ſagte er zu ſich ſelber, ſo werde ich den großen Lukas ſehn dürfen, von dem mir Albrecht Dürer mit ſo vieler Liebe geſprochen hat, der ſchon als Kind ein Künſtler war, deſſen Namen man ſchon in ſeinem ſechzehnten Jahre kannte. Ich werde ihn ſprechen hören und von ihm ler¬ nen, ich werde ſeine neuſten Werke ſehn, ich werde ihm ſagen können wie ich ihn be¬ wundre; wenn ich mich nur nicht ſchämen dürfte, ihm unter die Augen zu treten! Dennoch habe ich nichts gethan, noch darf ich mich ihm nicht als Künſtler nennen, ich bin noch nichts, und ich ſchäme mich vor je¬ dem treflichen Manne. Er ſtand eilig auf und näherte ſich mit ſchnellen Schritten der Stadt; ſchon ſtand

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/178>, abgerufen am 21.11.2024.