und küßte; die Wandrer gingen vorbei ohne nach ihm umzusehn. Franz fühlte sein Herz heftig schlagen, der Schweiß floß ihm die Stirn hinab, er war so froh als wenn er die Tafel erst jetzt zum erstenmahl gefunden hätte; es rührte ihn innig, daß sie beinah für ihn verlohren gewesen sey. Die beiden Wandrer waren ihm jetzt beinahe schon aus den Augen verschwunden, er beschloß nun unter diesem Baume, der ihm so lieb ge¬ worden war, zu ruhen, bis die Mittagshitze vorüber seyn würde.
Ohne daß er bemerkte schlief er nach und nach ein; die Stille, das liebliche Ge¬ räusch der Blätter, ein Gewässer in der Entfernung, luden ihn dazu. Er hörte alles noch leise in seinen Schlummer hinein, und ihm dünkte als wenn er über eine Wie¬ se ginge auf der fremde Blumen standen, die er bis dahin noch nie gesehn hatte. Unter
und küßte; die Wandrer gingen vorbei ohne nach ihm umzuſehn. Franz fühlte ſein Herz heftig ſchlagen, der Schweiß floß ihm die Stirn hinab, er war ſo froh als wenn er die Tafel erſt jetzt zum erſtenmahl gefunden hätte; es rührte ihn innig, daß ſie beinah für ihn verlohren geweſen ſey. Die beiden Wandrer waren ihm jetzt beinahe ſchon aus den Augen verſchwunden, er beſchloß nun unter dieſem Baume, der ihm ſo lieb ge¬ worden war, zu ruhen, bis die Mittagshitze vorüber ſeyn würde.
Ohne daß er bemerkte ſchlief er nach und nach ein; die Stille, das liebliche Ge¬ räuſch der Blätter, ein Gewäſſer in der Entfernung, luden ihn dazu. Er hörte alles noch leiſe in ſeinen Schlummer hinein, und ihm dünkte als wenn er über eine Wie¬ ſe ginge auf der fremde Blumen ſtanden, die er bis dahin noch nie geſehn hatte. Unter
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0180"n="169"/>
und küßte; die Wandrer gingen vorbei ohne<lb/>
nach ihm umzuſehn. Franz fühlte ſein Herz<lb/>
heftig ſchlagen, der Schweiß floß ihm die<lb/>
Stirn hinab, er war ſo froh als wenn er<lb/>
die Tafel erſt jetzt zum erſtenmahl gefunden<lb/>
hätte; es rührte ihn innig, daß ſie beinah<lb/>
für ihn verlohren geweſen ſey. Die beiden<lb/>
Wandrer waren ihm jetzt beinahe ſchon aus<lb/>
den Augen verſchwunden, er beſchloß nun<lb/>
unter dieſem Baume, der ihm ſo lieb ge¬<lb/>
worden war, zu ruhen, bis die Mittagshitze<lb/>
vorüber ſeyn würde.</p><lb/><p>Ohne daß er bemerkte ſchlief er nach<lb/>
und nach ein; die Stille, das liebliche Ge¬<lb/>
räuſch der Blätter, ein Gewäſſer in der<lb/>
Entfernung, luden ihn dazu. Er hörte<lb/>
alles noch leiſe in ſeinen Schlummer hinein,<lb/>
und ihm dünkte als wenn er über eine Wie¬<lb/>ſe ginge auf der fremde Blumen ſtanden, die<lb/>
er bis dahin noch nie geſehn hatte. Unter<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[169/0180]
und küßte; die Wandrer gingen vorbei ohne
nach ihm umzuſehn. Franz fühlte ſein Herz
heftig ſchlagen, der Schweiß floß ihm die
Stirn hinab, er war ſo froh als wenn er
die Tafel erſt jetzt zum erſtenmahl gefunden
hätte; es rührte ihn innig, daß ſie beinah
für ihn verlohren geweſen ſey. Die beiden
Wandrer waren ihm jetzt beinahe ſchon aus
den Augen verſchwunden, er beſchloß nun
unter dieſem Baume, der ihm ſo lieb ge¬
worden war, zu ruhen, bis die Mittagshitze
vorüber ſeyn würde.
Ohne daß er bemerkte ſchlief er nach
und nach ein; die Stille, das liebliche Ge¬
räuſch der Blätter, ein Gewäſſer in der
Entfernung, luden ihn dazu. Er hörte
alles noch leiſe in ſeinen Schlummer hinein,
und ihm dünkte als wenn er über eine Wie¬
ſe ginge auf der fremde Blumen ſtanden, die
er bis dahin noch nie geſehn hatte. Unter
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/180>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.