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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Arbeit, und doch leidet unter diesem Fleiße
die Wahrheit und der eigentliche Ausdruck
seiner Darstellungen niemals, so daß seine
Ämsigkeit nicht bloß zufällige Zier, sondern
Wesen und Sache selbst ist. Und dann be¬
greife ich kaum die mannichfaltigen Arten
seiner Arbeiten, von den kleinsten und fein¬
sten Gemählden bis zu den lebensgroßen
Bildern, dann seine Holzstiche, seine Ku¬
pferarbeiten, seine saubern Figuren die er
auf Holz in erhabener Arbeit geschnitten, und
die so leicht so zierlich sind, daß man trotz ih¬
rer Vollendung die Arbeit ganz daran ver¬
gißt, und gar nicht an die vielen mühseligen
Stunden denkt, die der Künstler darüber
zugebracht haben muß. Wahrlich Albert ist
ein äußerst wunderbarer Mann, und ich
halte den Schüler für sehr glücklich, dem
es vergönnt ist, unter seinen Augen seine er¬
ste Laufbahn zu eröffnen.

Arbeit, und doch leidet unter dieſem Fleiße
die Wahrheit und der eigentliche Ausdruck
ſeiner Darſtellungen niemals, ſo daß ſeine
Ämſigkeit nicht bloß zufällige Zier, ſondern
Weſen und Sache ſelbſt iſt. Und dann be¬
greife ich kaum die mannichfaltigen Arten
ſeiner Arbeiten, von den kleinſten und fein¬
ſten Gemählden bis zu den lebensgroßen
Bildern, dann ſeine Holzſtiche, ſeine Ku¬
pferarbeiten, ſeine ſaubern Figuren die er
auf Holz in erhabener Arbeit geſchnitten, und
die ſo leicht ſo zierlich ſind, daß man trotz ih¬
rer Vollendung die Arbeit ganz daran ver¬
gißt, und gar nicht an die vielen mühſeligen
Stunden denkt, die der Künſtler darüber
zugebracht haben muß. Wahrlich Albert iſt
ein äußerſt wunderbarer Mann, und ich
halte den Schüler für ſehr glücklich, dem
es vergönnt iſt, unter ſeinen Augen ſeine er¬
ſte Laufbahn zu eröffnen.

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[181/0192] Arbeit, und doch leidet unter dieſem Fleiße die Wahrheit und der eigentliche Ausdruck ſeiner Darſtellungen niemals, ſo daß ſeine Ämſigkeit nicht bloß zufällige Zier, ſondern Weſen und Sache ſelbſt iſt. Und dann be¬ greife ich kaum die mannichfaltigen Arten ſeiner Arbeiten, von den kleinſten und fein¬ ſten Gemählden bis zu den lebensgroßen Bildern, dann ſeine Holzſtiche, ſeine Ku¬ pferarbeiten, ſeine ſaubern Figuren die er auf Holz in erhabener Arbeit geſchnitten, und die ſo leicht ſo zierlich ſind, daß man trotz ih¬ rer Vollendung die Arbeit ganz daran ver¬ gißt, und gar nicht an die vielen mühſeligen Stunden denkt, die der Künſtler darüber zugebracht haben muß. Wahrlich Albert iſt ein äußerſt wunderbarer Mann, und ich halte den Schüler für ſehr glücklich, dem es vergönnt iſt, unter ſeinen Augen ſeine er¬ ſte Laufbahn zu eröffnen.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/192>, abgerufen am 16.05.2024.