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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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wird Eure Kräfte noch mehr niederschlagen,
sie werden alle verschiedene Richtungen suchen,
und alle diese Richtungen werden für Euch
nicht genügend seyn. Nicht, als ob ich die
großen Künstler Italiens nicht schätzte und
liebte, aber man mag sagen was man will,
so hat doch jedes Land seine eigene Kunst,
und es ist gut, daß es sie hat. Ein Mei¬
ster tritt dann in die Fußstapfen des andern,
und verbessert was bei ihm etwa noch man¬
gelhaft war; was dem ersten schwer war,
wird dem zweiten und dritten leicht, und so
wird die vaterländische Kunst endlich zur
höchsten Vortreflichkeit hingeführt. Wir sind
einmahl keine Italiäner, und ein Italiäner
wird nimmermehr deutsch empfinden. Wenn
ich Euch also rathen soll, so stellt lieber Eu¬
re Reise nach Italien ganz ein und bleibt
im Vaterlande, denn was wollt Ihr dort?
Meint Ihr, ihr werdet die Italischen Bilder

wird Eure Kräfte noch mehr niederſchlagen,
ſie werden alle verſchiedene Richtungen ſuchen,
und alle dieſe Richtungen werden für Euch
nicht genügend ſeyn. Nicht, als ob ich die
großen Künſtler Italiens nicht ſchätzte und
liebte, aber man mag ſagen was man will,
ſo hat doch jedes Land ſeine eigene Kunſt,
und es iſt gut, daß es ſie hat. Ein Mei¬
ſter tritt dann in die Fußſtapfen des andern,
und verbeſſert was bei ihm etwa noch man¬
gelhaft war; was dem erſten ſchwer war,
wird dem zweiten und dritten leicht, und ſo
wird die vaterländiſche Kunſt endlich zur
höchſten Vortreflichkeit hingeführt. Wir ſind
einmahl keine Italiäner, und ein Italiäner
wird nimmermehr deutſch empfinden. Wenn
ich Euch alſo rathen ſoll, ſo ſtellt lieber Eu¬
re Reiſe nach Italien ganz ein und bleibt
im Vaterlande, denn was wollt Ihr dort?
Meint Ihr, ihr werdet die Italiſchen Bilder

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[191/0202] wird Eure Kräfte noch mehr niederſchlagen, ſie werden alle verſchiedene Richtungen ſuchen, und alle dieſe Richtungen werden für Euch nicht genügend ſeyn. Nicht, als ob ich die großen Künſtler Italiens nicht ſchätzte und liebte, aber man mag ſagen was man will, ſo hat doch jedes Land ſeine eigene Kunſt, und es iſt gut, daß es ſie hat. Ein Mei¬ ſter tritt dann in die Fußſtapfen des andern, und verbeſſert was bei ihm etwa noch man¬ gelhaft war; was dem erſten ſchwer war, wird dem zweiten und dritten leicht, und ſo wird die vaterländiſche Kunſt endlich zur höchſten Vortreflichkeit hingeführt. Wir ſind einmahl keine Italiäner, und ein Italiäner wird nimmermehr deutſch empfinden. Wenn ich Euch alſo rathen ſoll, ſo ſtellt lieber Eu¬ re Reiſe nach Italien ganz ein und bleibt im Vaterlande, denn was wollt Ihr dort? Meint Ihr, ihr werdet die Italiſchen Bilder

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/202>, abgerufen am 21.11.2024.