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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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nicht sonderlich interessirt. Ein Modell auf
dem man die Gewänder ausspannt, wird
nimmermehr das thun, was dem Künstler
die Wirklichkeit leistet. Ausserdem scheint es
mir gut, wie ich auch immer gesucht habe,
die Tracht der Menschen physiognomisch zu
brauchen, so daß sie den Ausdruck und die
Bedeutung der Figuren erhöht. Daher ma¬
che ich oft aus meiner Einbildung Gewand
und Kleidung, die vielleicht niemals getra¬
gen sind. Ich muß gestehen, ich setze gern
einem wilden bösen Kerl eine Mütze von
seltsamer Form auf's Haupt, und gebe ihm
sonst im Aussern noch ein Abzeichen; denn
unser höchster Zweck ist ja doch, daß die Fi¬
guren mit Hand und Fuß und dem ganzen
Körper sprechen sollen.

Ich bin darinn völlig Eurer Meinung,
sagte Lukas Ihr werdet gefunden haben,
daß ich diese Sitte auch von Euch ange¬

nicht ſonderlich intereſſirt. Ein Modell auf
dem man die Gewänder ausſpannt, wird
nimmermehr das thun, was dem Künſtler
die Wirklichkeit leiſtet. Auſſerdem ſcheint es
mir gut, wie ich auch immer geſucht habe,
die Tracht der Menſchen phyſiognomiſch zu
brauchen, ſo daß ſie den Ausdruck und die
Bedeutung der Figuren erhöht. Daher ma¬
che ich oft aus meiner Einbildung Gewand
und Kleidung, die vielleicht niemals getra¬
gen ſind. Ich muß geſtehen, ich ſetze gern
einem wilden böſen Kerl eine Mütze von
ſeltſamer Form auf's Haupt, und gebe ihm
ſonſt im Auſſern noch ein Abzeichen; denn
unſer höchſter Zweck iſt ja doch, daß die Fi¬
guren mit Hand und Fuß und dem ganzen
Körper ſprechen ſollen.

Ich bin darinn völlig Eurer Meinung,
ſagte Lukas Ihr werdet gefunden haben,
daß ich dieſe Sitte auch von Euch ange¬

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[230/0241] nicht ſonderlich intereſſirt. Ein Modell auf dem man die Gewänder ausſpannt, wird nimmermehr das thun, was dem Künſtler die Wirklichkeit leiſtet. Auſſerdem ſcheint es mir gut, wie ich auch immer geſucht habe, die Tracht der Menſchen phyſiognomiſch zu brauchen, ſo daß ſie den Ausdruck und die Bedeutung der Figuren erhöht. Daher ma¬ che ich oft aus meiner Einbildung Gewand und Kleidung, die vielleicht niemals getra¬ gen ſind. Ich muß geſtehen, ich ſetze gern einem wilden böſen Kerl eine Mütze von ſeltſamer Form auf's Haupt, und gebe ihm ſonſt im Auſſern noch ein Abzeichen; denn unſer höchſter Zweck iſt ja doch, daß die Fi¬ guren mit Hand und Fuß und dem ganzen Körper ſprechen ſollen. Ich bin darinn völlig Eurer Meinung, ſagte Lukas Ihr werdet gefunden haben, daß ich dieſe Sitte auch von Euch ange¬

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/241>, abgerufen am 21.11.2024.