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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Es vermehrte noch eine Person die Ge¬
sellschaft, und zwar Niemand anders als
Leopold, der ausgereiset war, seinen
Freund aufzusuchen. Dieser erzählte ihm
sein Glück, und stellte ihm Leonoren als seine
Braut vor. Leopold freute sich mit ihm,
und sagte: Aber liebster Freund, danke dem
Himmel, denn du hast bei weitem mehr
Glück als Verstand gehabt. -- Das begeg¬
net jedem Sterblichen, erwiederte Ferdinand,
und wie elend müßte der Mensch sein, wenn
es irgend einmal einen geben sollte, der
mehr Verstand als Glück hätte? --

Hier schwieg Rudolf. Einige von den
Herren waren während der Erzählung ein¬
geschlafen; Franz war sehr nachdenkend ge¬
worden. Fast alles was er hörte und sah,
bezog er auf sich, und so traf er in dieser
Erzählung auch seine eigne Geschichte an.
Sonderbar war's, daß ihn der Schluß be¬

Es vermehrte noch eine Perſon die Ge¬
ſellſchaft, und zwar Niemand anders als
Leopold, der ausgereiſet war, ſeinen
Freund aufzuſuchen. Dieſer erzählte ihm
ſein Glück, und ſtellte ihm Leonoren als ſeine
Braut vor. Leopold freute ſich mit ihm,
und ſagte: Aber liebſter Freund, danke dem
Himmel, denn du haſt bei weitem mehr
Glück als Verſtand gehabt. — Das begeg¬
net jedem Sterblichen, erwiederte Ferdinand,
und wie elend müßte der Menſch ſein, wenn
es irgend einmal einen geben ſollte, der
mehr Verſtand als Glück hätte? —

Hier ſchwieg Rudolf. Einige von den
Herren waren während der Erzählung ein¬
geſchlafen; Franz war ſehr nachdenkend ge¬
worden. Faſt alles was er hörte und ſah,
bezog er auf ſich, und ſo traf er in dieſer
Erzählung auch ſeine eigne Geſchichte an.
Sonderbar war's, daß ihn der Schluß be¬

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[314/0325] Es vermehrte noch eine Perſon die Ge¬ ſellſchaft, und zwar Niemand anders als Leopold, der ausgereiſet war, ſeinen Freund aufzuſuchen. Dieſer erzählte ihm ſein Glück, und ſtellte ihm Leonoren als ſeine Braut vor. Leopold freute ſich mit ihm, und ſagte: Aber liebſter Freund, danke dem Himmel, denn du haſt bei weitem mehr Glück als Verſtand gehabt. — Das begeg¬ net jedem Sterblichen, erwiederte Ferdinand, und wie elend müßte der Menſch ſein, wenn es irgend einmal einen geben ſollte, der mehr Verſtand als Glück hätte? — Hier ſchwieg Rudolf. Einige von den Herren waren während der Erzählung ein¬ geſchlafen; Franz war ſehr nachdenkend ge¬ worden. Faſt alles was er hörte und ſah, bezog er auf ſich, und ſo traf er in dieſer Erzählung auch ſeine eigne Geſchichte an. Sonderbar war's, daß ihn der Schluß be¬

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/325>, abgerufen am 24.11.2024.