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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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ruhigte, daß er dem Glücke vertraute, daß
er ihn seine Geliebte und seine Eltern wür¬
de finden lassen. Franz und Rudolf wur¬
den auf der Reise vertrauter mit einander,
sie freuten sich darauf, in Gesellschaft nach
Italien zu gehn. Rudolf war immer lustig,
sein Muth verließ ihn nie, und das war
für Franz in vielen Stunden sehr erquicklich,
der fast beständig ein Mißtrauen gegen sich
selber hatte. Es fügte sich, daß einige
Meilen vor Antwerpen das Schiff eine
Zeitlang still liegen mußte, ein Boot ward
ausgesetzt, und Franz und Rudolf beschlos¬
sen den kleinen Rest der Reise zu Lande zu
machen.

Es war ein schöner Tag. Die Sonne
breitete sich hell über die Ebene aus, Ru¬
dolf war Willens, nach einem Dorfe zu
gehn, um ein Mädchen dort zu besuchen,
das er vor zwei Jahren hatte kennen ler¬

ruhigte, daß er dem Glücke vertraute, daß
er ihn ſeine Geliebte und ſeine Eltern wür¬
de finden laſſen. Franz und Rudolf wur¬
den auf der Reiſe vertrauter mit einander,
ſie freuten ſich darauf, in Geſellſchaft nach
Italien zu gehn. Rudolf war immer luſtig,
ſein Muth verließ ihn nie, und das war
für Franz in vielen Stunden ſehr erquicklich,
der faſt beſtändig ein Mißtrauen gegen ſich
ſelber hatte. Es fügte ſich, daß einige
Meilen vor Antwerpen das Schiff eine
Zeitlang ſtill liegen mußte, ein Boot ward
ausgeſetzt, und Franz und Rudolf beſchloſ¬
ſen den kleinen Reſt der Reiſe zu Lande zu
machen.

Es war ein ſchöner Tag. Die Sonne
breitete ſich hell über die Ebene aus, Ru¬
dolf war Willens, nach einem Dorfe zu
gehn, um ein Mädchen dort zu beſuchen,
das er vor zwei Jahren hatte kennen ler¬

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[315/0326] ruhigte, daß er dem Glücke vertraute, daß er ihn ſeine Geliebte und ſeine Eltern wür¬ de finden laſſen. Franz und Rudolf wur¬ den auf der Reiſe vertrauter mit einander, ſie freuten ſich darauf, in Geſellſchaft nach Italien zu gehn. Rudolf war immer luſtig, ſein Muth verließ ihn nie, und das war für Franz in vielen Stunden ſehr erquicklich, der faſt beſtändig ein Mißtrauen gegen ſich ſelber hatte. Es fügte ſich, daß einige Meilen vor Antwerpen das Schiff eine Zeitlang ſtill liegen mußte, ein Boot ward ausgeſetzt, und Franz und Rudolf beſchloſ¬ ſen den kleinen Reſt der Reiſe zu Lande zu machen. Es war ein ſchöner Tag. Die Sonne breitete ſich hell über die Ebene aus, Ru¬ dolf war Willens, nach einem Dorfe zu gehn, um ein Mädchen dort zu beſuchen, das er vor zwei Jahren hatte kennen ler¬

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/326>, abgerufen am 24.11.2024.