nen. Du mußt nicht glauben, Franz, sag¬ te er, daß ich meiner Geliebten in Italien untreu bin, oder daß ich sie vergesse, denn das ist unmöglich, aber ich lernte diese Nie¬ derländerinn auf eine wunderliche Weise kennen, wir wurden so schnell mit einander bekannt, so daß mir das Andenken jener Stunden immer theuer sein wird.
Dein frohes Gemüth ist eine glückliche Gabe des Himmels, antwortete Franz, Dir bleibt alles neu, und keine Freude veraltet Dir, und Du bist mit der ganzen Welt zu¬ frieden.
Warum sollte man es nicht sein! rief Franz aus; ist die Welt denn nicht schön, so wie sie ist? Mir ist das ernsthafte Kla¬ gen zuwider, weil die wenigsten Menschen wissen was sie wollen, oder was sie wün¬ schen. Sie sind blind und wollen sehn, sie sehn, und sie wollen blind sein.
nen. Du mußt nicht glauben, Franz, ſag¬ te er, daß ich meiner Geliebten in Italien untreu bin, oder daß ich ſie vergeſſe, denn das iſt unmöglich, aber ich lernte dieſe Nie¬ derländerinn auf eine wunderliche Weiſe kennen, wir wurden ſo ſchnell mit einander bekannt, ſo daß mir das Andenken jener Stunden immer theuer ſein wird.
Dein frohes Gemüth iſt eine glückliche Gabe des Himmels, antwortete Franz, Dir bleibt alles neu, und keine Freude veraltet Dir, und Du biſt mit der ganzen Welt zu¬ frieden.
Warum ſollte man es nicht ſein! rief Franz aus; iſt die Welt denn nicht ſchön, ſo wie ſie iſt? Mir iſt das ernſthafte Kla¬ gen zuwider, weil die wenigſten Menſchen wiſſen was ſie wollen, oder was ſie wün¬ ſchen. Sie ſind blind und wollen ſehn, ſie ſehn, und ſie wollen blind ſein.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0327"n="316"/>
nen. Du mußt nicht glauben, Franz, ſag¬<lb/>
te er, daß ich meiner Geliebten in Italien<lb/>
untreu bin, oder daß ich ſie vergeſſe, denn<lb/>
das iſt unmöglich, aber ich lernte dieſe Nie¬<lb/>
derländerinn auf eine wunderliche Weiſe<lb/>
kennen, wir wurden ſo ſchnell mit einander<lb/>
bekannt, ſo daß mir das Andenken jener<lb/>
Stunden immer theuer ſein wird.</p><lb/><p>Dein frohes Gemüth iſt eine glückliche<lb/>
Gabe des Himmels, antwortete Franz, Dir<lb/>
bleibt alles neu, und keine Freude veraltet<lb/>
Dir, und Du biſt mit der ganzen Welt zu¬<lb/>
frieden.</p><lb/><p>Warum ſollte man es nicht ſein! rief<lb/>
Franz aus; iſt die Welt denn nicht ſchön,<lb/>ſo wie ſie iſt? Mir iſt das ernſthafte Kla¬<lb/>
gen zuwider, weil die wenigſten Menſchen<lb/>
wiſſen was ſie wollen, oder was ſie wün¬<lb/>ſchen. Sie ſind blind und wollen ſehn, ſie<lb/>ſehn, und ſie wollen blind ſein.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[316/0327]
nen. Du mußt nicht glauben, Franz, ſag¬
te er, daß ich meiner Geliebten in Italien
untreu bin, oder daß ich ſie vergeſſe, denn
das iſt unmöglich, aber ich lernte dieſe Nie¬
derländerinn auf eine wunderliche Weiſe
kennen, wir wurden ſo ſchnell mit einander
bekannt, ſo daß mir das Andenken jener
Stunden immer theuer ſein wird.
Dein frohes Gemüth iſt eine glückliche
Gabe des Himmels, antwortete Franz, Dir
bleibt alles neu, und keine Freude veraltet
Dir, und Du biſt mit der ganzen Welt zu¬
frieden.
Warum ſollte man es nicht ſein! rief
Franz aus; iſt die Welt denn nicht ſchön,
ſo wie ſie iſt? Mir iſt das ernſthafte Kla¬
gen zuwider, weil die wenigſten Menſchen
wiſſen was ſie wollen, oder was ſie wün¬
ſchen. Sie ſind blind und wollen ſehn, ſie
ſehn, und ſie wollen blind ſein.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/327>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.