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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

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tionen mitzutheilen: sondern er liebte es,
von der Kunst zu sprechen, er suchte eine
Ehre darinn, für einen Kenner zu gelten.
Sternbalds kindliches Gemüth schloß sich
bald an diesen Mann an, in seiner Unbe¬
fangenheit hielt er ihn für mehr, als er
wirklich war, denn Vansens Liebe zur
Mahlerey war nichts als ein blinder
Trieb, der sich zufälligerweise auf diese
Kunst geworfen hatte. Er hatte angefangen
Gemählde zu kaufen, und nachdem er sich
einige Kenntnisse erworben hatte, war es
nur Eitelkeit und Sucht zu sammeln und
aufzuhäufen, daß er es nicht müde ward,
sich um Gemählde und ihre Meister zu be¬
kümmern. So treiben die meisten Menschen
irgend eine Wissenschaft oder Beschäftigung,
und der gute Künstler irrt sehr, wenn er
unter diesen die verwandten Geister, die
Verehrer der Kunst sucht.

tionen mitzutheilen: ſondern er liebte es,
von der Kunſt zu ſprechen, er ſuchte eine
Ehre darinn, für einen Kenner zu gelten.
Sternbalds kindliches Gemüth ſchloß ſich
bald an dieſen Mann an, in ſeiner Unbe¬
fangenheit hielt er ihn für mehr, als er
wirklich war, denn Vanſens Liebe zur
Mahlerey war nichts als ein blinder
Trieb, der ſich zufälligerweiſe auf dieſe
Kunſt geworfen hatte. Er hatte angefangen
Gemählde zu kaufen, und nachdem er ſich
einige Kenntniſſe erworben hatte, war es
nur Eitelkeit und Sucht zu ſammeln und
aufzuhäufen, daß er es nicht müde ward,
ſich um Gemählde und ihre Meiſter zu be¬
kümmern. So treiben die meiſten Menſchen
irgend eine Wiſſenſchaft oder Beſchäftigung,
und der gute Künſtler irrt ſehr, wenn er
unter dieſen die verwandten Geiſter, die
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[334/0345] tionen mitzutheilen: ſondern er liebte es, von der Kunſt zu ſprechen, er ſuchte eine Ehre darinn, für einen Kenner zu gelten. Sternbalds kindliches Gemüth ſchloß ſich bald an dieſen Mann an, in ſeiner Unbe¬ fangenheit hielt er ihn für mehr, als er wirklich war, denn Vanſens Liebe zur Mahlerey war nichts als ein blinder Trieb, der ſich zufälligerweiſe auf dieſe Kunſt geworfen hatte. Er hatte angefangen Gemählde zu kaufen, und nachdem er ſich einige Kenntniſſe erworben hatte, war es nur Eitelkeit und Sucht zu ſammeln und aufzuhäufen, daß er es nicht müde ward, ſich um Gemählde und ihre Meiſter zu be¬ kümmern. So treiben die meiſten Menſchen irgend eine Wiſſenſchaft oder Beſchäftigung, und der gute Künſtler irrt ſehr, wenn er unter dieſen die verwandten Geiſter, die Verehrer der Kunſt ſucht.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/345>, abgerufen am 24.11.2024.