tionen mitzutheilen: sondern er liebte es, von der Kunst zu sprechen, er suchte eine Ehre darinn, für einen Kenner zu gelten. Sternbalds kindliches Gemüth schloß sich bald an diesen Mann an, in seiner Unbe¬ fangenheit hielt er ihn für mehr, als er wirklich war, denn Vansens Liebe zur Mahlerey war nichts als ein blinder Trieb, der sich zufälligerweise auf diese Kunst geworfen hatte. Er hatte angefangen Gemählde zu kaufen, und nachdem er sich einige Kenntnisse erworben hatte, war es nur Eitelkeit und Sucht zu sammeln und aufzuhäufen, daß er es nicht müde ward, sich um Gemählde und ihre Meister zu be¬ kümmern. So treiben die meisten Menschen irgend eine Wissenschaft oder Beschäftigung, und der gute Künstler irrt sehr, wenn er unter diesen die verwandten Geister, die Verehrer der Kunst sucht.
tionen mitzutheilen: ſondern er liebte es, von der Kunſt zu ſprechen, er ſuchte eine Ehre darinn, für einen Kenner zu gelten. Sternbalds kindliches Gemüth ſchloß ſich bald an dieſen Mann an, in ſeiner Unbe¬ fangenheit hielt er ihn für mehr, als er wirklich war, denn Vanſens Liebe zur Mahlerey war nichts als ein blinder Trieb, der ſich zufälligerweiſe auf dieſe Kunſt geworfen hatte. Er hatte angefangen Gemählde zu kaufen, und nachdem er ſich einige Kenntniſſe erworben hatte, war es nur Eitelkeit und Sucht zu ſammeln und aufzuhäufen, daß er es nicht müde ward, ſich um Gemählde und ihre Meiſter zu be¬ kümmern. So treiben die meiſten Menſchen irgend eine Wiſſenſchaft oder Beſchäftigung, und der gute Künſtler irrt ſehr, wenn er unter dieſen die verwandten Geiſter, die Verehrer der Kunſt ſucht.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0345"n="334"/>
tionen mitzutheilen: ſondern er liebte es,<lb/>
von der Kunſt zu ſprechen, er ſuchte eine<lb/>
Ehre darinn, für einen Kenner zu gelten.<lb/>
Sternbalds kindliches Gemüth ſchloß ſich<lb/>
bald an dieſen Mann an, in ſeiner Unbe¬<lb/>
fangenheit hielt er ihn für mehr, als er<lb/>
wirklich war, denn Vanſens Liebe zur<lb/>
Mahlerey war nichts als ein blinder<lb/>
Trieb, der ſich zufälligerweiſe auf dieſe<lb/>
Kunſt geworfen hatte. Er hatte angefangen<lb/>
Gemählde zu kaufen, und nachdem er ſich<lb/>
einige Kenntniſſe erworben hatte, war es<lb/>
nur Eitelkeit und Sucht zu ſammeln und<lb/>
aufzuhäufen, daß er es nicht müde ward,<lb/>ſich um Gemählde und ihre Meiſter zu be¬<lb/>
kümmern. So treiben die meiſten Menſchen<lb/>
irgend eine Wiſſenſchaft oder Beſchäftigung,<lb/>
und der gute Künſtler irrt ſehr, wenn er<lb/>
unter dieſen die verwandten Geiſter, die<lb/>
Verehrer der Kunſt ſucht.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[334/0345]
tionen mitzutheilen: ſondern er liebte es,
von der Kunſt zu ſprechen, er ſuchte eine
Ehre darinn, für einen Kenner zu gelten.
Sternbalds kindliches Gemüth ſchloß ſich
bald an dieſen Mann an, in ſeiner Unbe¬
fangenheit hielt er ihn für mehr, als er
wirklich war, denn Vanſens Liebe zur
Mahlerey war nichts als ein blinder
Trieb, der ſich zufälligerweiſe auf dieſe
Kunſt geworfen hatte. Er hatte angefangen
Gemählde zu kaufen, und nachdem er ſich
einige Kenntniſſe erworben hatte, war es
nur Eitelkeit und Sucht zu ſammeln und
aufzuhäufen, daß er es nicht müde ward,
ſich um Gemählde und ihre Meiſter zu be¬
kümmern. So treiben die meiſten Menſchen
irgend eine Wiſſenſchaft oder Beſchäftigung,
und der gute Künſtler irrt ſehr, wenn er
unter dieſen die verwandten Geiſter, die
Verehrer der Kunſt ſucht.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/345>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.