Der Schmid betrachtete die Gemählde sehr aufmerksam und bewunderte die Arbeit, daß die Köpfe so natürlich vor den Augen ständen, daß man beinahe glauben könnte, lebendige Menschen vor sich zu sehn. Ist es denn nun nicht schön, sprach der junge Mahler weiter, daß sich männiglich bemüht, die Kunst immer höher zu treiben und im¬ mer wahrer das natürliche Menschenange¬ sicht darzustellen? War es denn nicht für die übrigen Apostel und für alle damaligen Christen herrlich und eine liebliche Erquik¬ kung wenn Lukas ihnen den Erlöser der todt war, wenn er ihnen Maria und Mag¬ dalena und die übrigen hinmahlen konnte, daß sie sie glaubten mit Augen zu sehen und mit den Händen zu erfaßen? Und ist es dann auch nicht in unserm Zeitalter über¬ aus schön, für alle Freunde des großen Man¬ nes, des kühnen Streiters, den wackern
Der Schmid betrachtete die Gemählde ſehr aufmerkſam und bewunderte die Arbeit, daß die Köpfe ſo natürlich vor den Augen ſtänden, daß man beinahe glauben könnte, lebendige Menſchen vor ſich zu ſehn. Iſt es denn nun nicht ſchön, ſprach der junge Mahler weiter, daß ſich männiglich bemüht, die Kunſt immer höher zu treiben und im¬ mer wahrer das natürliche Menſchenange¬ ſicht darzuſtellen? War es denn nicht für die übrigen Apoſtel und für alle damaligen Chriſten herrlich und eine liebliche Erquik¬ kung wenn Lukas ihnen den Erlöſer der todt war, wenn er ihnen Maria und Mag¬ dalena und die übrigen hinmahlen konnte, daß ſie ſie glaubten mit Augen zu ſehen und mit den Händen zu erfaßen? Und iſt es dann auch nicht in unſerm Zeitalter über¬ aus ſchön, für alle Freunde des großen Man¬ nes, des kühnen Streiters, den wackern
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Der Schmid betrachtete die Gemählde
ſehr aufmerkſam und bewunderte die Arbeit,
daß die Köpfe ſo natürlich vor den Augen
ſtänden, daß man beinahe glauben könnte,
lebendige Menſchen vor ſich zu ſehn. Iſt es
denn nun nicht ſchön, ſprach der junge
Mahler weiter, daß ſich männiglich bemüht,
die Kunſt immer höher zu treiben und im¬
mer wahrer das natürliche Menſchenange¬
ſicht darzuſtellen? War es denn nicht für
die übrigen Apoſtel und für alle damaligen
Chriſten herrlich und eine liebliche Erquik¬
kung wenn Lukas ihnen den Erlöſer der
todt war, wenn er ihnen Maria und Mag¬
dalena und die übrigen hinmahlen konnte,
daß ſie ſie glaubten mit Augen zu ſehen
und mit den Händen zu erfaßen? Und iſt
es dann auch nicht in unſerm Zeitalter über¬
aus ſchön, für alle Freunde des großen Man¬
nes, des kühnen Streiters, den wackern
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/41>, abgerufen am 21.11.2024.
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