haben, daß mir noch die Thränen in den Augen stehen.
Sie schieden hierauf von einander und ein jeder gieng seine Straße. Indem es ge¬ gen Abend kam, fielen dem jungen Sternbald viele Gegenstände zu Gemählden ein, die er in seinen Gedanken ordnete und mit Liebe bei diesen Vorstellungen verweilte: je röther der Abend wurde, je schwermüthiger wurden seine Träumereien, er fühlte sich wieder ein¬ sam in der weiten Welt, ohne Kraft, ohne Hülfe in sich selber. Die dunkelgewordenen Bäume, die Schatten die sich auf den Fel¬ dern ausstreckten, die rauchenden Dächer eines kleinen Dorfs und die Sterne die nach und nach am Himmel hervortraten, alles rührte ihn innig, alles bewegte ihn zu einem wehmühtigen Mitleiden mit sich selber.
Er kehrte in die kleine Schenke des Dorfs ein, begehrte ein Abendessen und eine Ruhestel¬
haben, daß mir noch die Thränen in den Augen ſtehen.
Sie ſchieden hierauf von einander und ein jeder gieng ſeine Straße. Indem es ge¬ gen Abend kam, fielen dem jungen Sternbald viele Gegenſtände zu Gemählden ein, die er in ſeinen Gedanken ordnete und mit Liebe bei dieſen Vorſtellungen verweilte: je röther der Abend wurde, je ſchwermüthiger wurden ſeine Träumereien, er fühlte ſich wieder ein¬ ſam in der weiten Welt, ohne Kraft, ohne Hülfe in ſich ſelber. Die dunkelgewordenen Bäume, die Schatten die ſich auf den Fel¬ dern ausſtreckten, die rauchenden Dächer eines kleinen Dorfs und die Sterne die nach und nach am Himmel hervortraten, alles rührte ihn innig, alles bewegte ihn zu einem wehmühtigen Mitleiden mit ſich ſelber.
Er kehrte in die kleine Schenke des Dorfs ein, begehrte ein Abendeſſen und eine Ruheſtel¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0045"n="34"/>
haben, daß mir noch die Thränen in den<lb/>
Augen ſtehen.</p><lb/><p>Sie ſchieden hierauf von einander und<lb/>
ein jeder gieng ſeine Straße. Indem es ge¬<lb/>
gen Abend kam, fielen dem jungen Sternbald<lb/>
viele Gegenſtände zu Gemählden ein, die er<lb/>
in ſeinen Gedanken ordnete und mit Liebe<lb/>
bei dieſen Vorſtellungen verweilte: je röther<lb/>
der Abend wurde, je ſchwermüthiger wurden<lb/>ſeine Träumereien, er fühlte ſich wieder ein¬<lb/>ſam in der weiten Welt, ohne Kraft, ohne<lb/>
Hülfe in ſich ſelber. Die dunkelgewordenen<lb/>
Bäume, die Schatten die ſich auf den Fel¬<lb/>
dern ausſtreckten, die rauchenden Dächer<lb/>
eines kleinen Dorfs und die Sterne die nach<lb/>
und nach am Himmel hervortraten, alles<lb/>
rührte ihn innig, alles bewegte ihn zu <choice><sic>einenm</sic><corr>einem</corr></choice><lb/>
wehmühtigen Mitleiden mit ſich ſelber.</p><lb/><p>Er kehrte in die kleine Schenke des Dorfs<lb/>
ein, begehrte ein Abendeſſen und eine Ruheſtel¬<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[34/0045]
haben, daß mir noch die Thränen in den
Augen ſtehen.
Sie ſchieden hierauf von einander und
ein jeder gieng ſeine Straße. Indem es ge¬
gen Abend kam, fielen dem jungen Sternbald
viele Gegenſtände zu Gemählden ein, die er
in ſeinen Gedanken ordnete und mit Liebe
bei dieſen Vorſtellungen verweilte: je röther
der Abend wurde, je ſchwermüthiger wurden
ſeine Träumereien, er fühlte ſich wieder ein¬
ſam in der weiten Welt, ohne Kraft, ohne
Hülfe in ſich ſelber. Die dunkelgewordenen
Bäume, die Schatten die ſich auf den Fel¬
dern ausſtreckten, die rauchenden Dächer
eines kleinen Dorfs und die Sterne die nach
und nach am Himmel hervortraten, alles
rührte ihn innig, alles bewegte ihn zu einem
wehmühtigen Mitleiden mit ſich ſelber.
Er kehrte in die kleine Schenke des Dorfs
ein, begehrte ein Abendeſſen und eine Ruheſtel¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/45>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.