Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

"der guten freundlichen Natur anwehen,
"wenn es Dir in deiner Brust zu enge wird,
"schau auf die Menschen je zuweilen hin,
"die im Strudel des Lebens am wenigsten
"bemerkt werden, und heiße die süße Fröm¬
"migkeit willkommen, die unter alten Ei¬
"chen beim Schein der Abendsonne, wenn
"Heimchen zwitschern und Feldtauben gir¬
"ren, auf Dich niederkömmt. Nenne mich
"nicht zu weich und vielleicht phantastisch,
"wenn ich Dir dieses rathe, ich weiß, daß
"Du in manchen Sachen anders denkst, und
"vernünftiger und eben darum auch härter
"bist.

"Ein Nachbar besuchte uns noch nach
"dem Abendessen und erzählte in seiner ein¬
"fältigen Art einige Legenden von Mär¬
"tyrern. Der Künstler sollte nach meinem
"Urtheil bei Bauern oder Kindern manchmal
"in die Schule gehn, um sich von seiner

D

«der guten freundlichen Natur anwehen,
«wenn es Dir in deiner Bruſt zu enge wird,
«ſchau auf die Menſchen je zuweilen hin,
«die im Strudel des Lebens am wenigſten
«bemerkt werden, und heiße die ſüße Fröm¬
«migkeit willkommen, die unter alten Ei¬
«chen beim Schein der Abendſonne, wenn
«Heimchen zwitſchern und Feldtauben gir¬
«ren, auf Dich niederkömmt. Nenne mich
«nicht zu weich und vielleicht phantaſtiſch,
«wenn ich Dir dieſes rathe, ich weiß, daß
«Du in manchen Sachen anders denkſt, und
«vernünftiger und eben darum auch härter
«biſt.

«Ein Nachbar beſuchte uns noch nach
«dem Abendeſſen und erzählte in ſeiner ein¬
«fältigen Art einige Legenden von Mär¬
«tyrern. Der Künſtler ſollte nach meinem
«Urtheil bei Bauern oder Kindern manchmal
«in die Schule gehn, um ſich von ſeiner

D
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0060" n="49"/>
«der guten freundlichen Natur anwehen,<lb/>
«wenn es Dir in deiner Bru&#x017F;t zu enge wird,<lb/>
«&#x017F;chau auf die Men&#x017F;chen je zuweilen hin,<lb/>
«die im Strudel des Lebens am wenig&#x017F;ten<lb/>
«bemerkt werden, und heiße die &#x017F;üße Fröm¬<lb/>
«migkeit willkommen, die unter alten Ei¬<lb/>
«chen beim Schein der Abend&#x017F;onne, wenn<lb/>
«Heimchen zwit&#x017F;chern und Feldtauben gir¬<lb/>
«ren, auf Dich niederkömmt. Nenne mich<lb/>
«nicht zu weich und vielleicht phanta&#x017F;ti&#x017F;ch,<lb/>
«wenn ich Dir die&#x017F;es rathe, ich weiß, daß<lb/>
«Du in manchen Sachen anders denk&#x017F;t, und<lb/>
«vernünftiger und eben darum auch härter<lb/>
«bi&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>«Ein Nachbar be&#x017F;uchte uns noch nach<lb/>
«dem Abende&#x017F;&#x017F;en und erzählte in &#x017F;einer ein¬<lb/>
«fältigen Art einige Legenden von Mär¬<lb/>
«tyrern. Der Kün&#x017F;tler &#x017F;ollte nach meinem<lb/>
«Urtheil bei Bauern oder Kindern manchmal<lb/>
«in die Schule gehn, um &#x017F;ich von &#x017F;einer<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0060] «der guten freundlichen Natur anwehen, «wenn es Dir in deiner Bruſt zu enge wird, «ſchau auf die Menſchen je zuweilen hin, «die im Strudel des Lebens am wenigſten «bemerkt werden, und heiße die ſüße Fröm¬ «migkeit willkommen, die unter alten Ei¬ «chen beim Schein der Abendſonne, wenn «Heimchen zwitſchern und Feldtauben gir¬ «ren, auf Dich niederkömmt. Nenne mich «nicht zu weich und vielleicht phantaſtiſch, «wenn ich Dir dieſes rathe, ich weiß, daß «Du in manchen Sachen anders denkſt, und «vernünftiger und eben darum auch härter «biſt. «Ein Nachbar beſuchte uns noch nach «dem Abendeſſen und erzählte in ſeiner ein¬ «fältigen Art einige Legenden von Mär¬ «tyrern. Der Künſtler ſollte nach meinem «Urtheil bei Bauern oder Kindern manchmal «in die Schule gehn, um ſich von ſeiner D

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/60
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/60>, abgerufen am 21.11.2024.