"mir ewig nicht gegönnt seyn. Ich kann "nicht dafür, ich kann mich nicht im Zaume "halten, und alle meine Entwürfe, Hofnun¬ "gen, mein Zutrauen zu mir geht vor "neuen Empfindungen unter, und es wird "leer und wüst in meiner Seele, wie in "einer rauhen Landschaft, wo die Brücken "von einem wilden Waldstrome zusammen¬ "gerissen sind. Ich hatte auf dem Wege "so vielen Muth, ich konnte mich ordent¬ "lich gegen die großen herrlichen Gestalten "nicht schützen und mich ihrer nicht erweh¬ "ren, die in meiner Phantasie aufstiegen, "sie überschütteten mich mit ihrem Glanze, "überdrängten mich mit ihrer Kraft und er¬ "oberten und beherrschten so sehr meinen "Geist, daß ich mich freute und mir ein "recht langes Leben wünschte, um der Welt, "den Kunstfreunden und Dir geliebter, Se¬ "bastian, so recht ausführlich hinzumahlen
«mir ewig nicht gegönnt ſeyn. Ich kann «nicht dafür, ich kann mich nicht im Zaume «halten, und alle meine Entwürfe, Hofnun¬ «gen, mein Zutrauen zu mir geht vor «neuen Empfindungen unter, und es wird «leer und wüſt in meiner Seele, wie in «einer rauhen Landſchaft, wo die Brücken «von einem wilden Waldſtrome zuſammen¬ «geriſſen ſind. Ich hatte auf dem Wege «ſo vielen Muth, ich konnte mich ordent¬ «lich gegen die großen herrlichen Geſtalten «nicht ſchützen und mich ihrer nicht erweh¬ «ren, die in meiner Phantaſie aufſtiegen, «ſie überſchütteten mich mit ihrem Glanze, «überdrängten mich mit ihrer Kraft und er¬ «oberten und beherrſchten ſo ſehr meinen «Geiſt, daß ich mich freute und mir ein «recht langes Leben wünſchte, um der Welt, «den Kunſtfreunden und Dir geliebter, Se¬ «baſtian, ſo recht ausführlich hinzumahlen
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«nicht dafür, ich kann mich nicht im Zaume
«halten, und alle meine Entwürfe, Hofnun¬
«gen, mein Zutrauen zu mir geht vor
«neuen Empfindungen unter, und es wird
«leer und wüſt in meiner Seele, wie in
«einer rauhen Landſchaft, wo die Brücken
«von einem wilden Waldſtrome zuſammen¬
«geriſſen ſind. Ich hatte auf dem Wege
«ſo vielen Muth, ich konnte mich ordent¬
«lich gegen die großen herrlichen Geſtalten
«nicht ſchützen und mich ihrer nicht erweh¬
«ren, die in meiner Phantaſie aufſtiegen,
«ſie überſchütteten mich mit ihrem Glanze,
«überdrängten mich mit ihrer Kraft und er¬
«oberten und beherrſchten ſo ſehr meinen
«Geiſt, daß ich mich freute und mir ein
«recht langes Leben wünſchte, um der Welt,
«den Kunſtfreunden und Dir geliebter, Se¬
«baſtian, ſo recht ausführlich hinzumahlen
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbalds Wanderungen. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald01_1798/63>, abgerufen am 24.11.2024.
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