Nun war es wieder wie ein Vorhang niedergefallen, seinem Blicke öffnete sich die Ebene wieder, die kahlen Felsen unter ihm verloren sich lieblich in dem grünen Gemisch der Wälder und Wiesen, die unfreundliche Natur war verschwunden, sie war mit der lieblichen Aussicht eins, von dem übrigen verschönert, diente sie selber die andern Ge¬ genstände zu verschönern. Da lag die Herr¬ lichkeit der Ströme vor ihm ausgebreitet, er glaubte vor den plötzlichen Anblick der weiten, unendlichen, mannigfaltigen Natur zu vergehn, denn es war, als wenn sie mit herzdurchdringende Stimme zu ihm hinauf¬ sprach, als wenn sie mit feurigen Augen vom Himmel und aus dem glänzenden Strom heraus nach ihm blickte, mit ihren Riesen¬ gliedern nach ihm hindeutete. Franz streckte die Arme aus, als wenn er etwas Unsicht¬ bares an sein ungeduldiges Herz drücken
Nun war es wieder wie ein Vorhang niedergefallen, ſeinem Blicke öffnete ſich die Ebene wieder, die kahlen Felſen unter ihm verloren ſich lieblich in dem grünen Gemiſch der Wälder und Wieſen, die unfreundliche Natur war verſchwunden, ſie war mit der lieblichen Ausſicht eins, von dem übrigen verſchönert, diente ſie ſelber die andern Ge¬ genſtände zu verſchönern. Da lag die Herr¬ lichkeit der Ströme vor ihm ausgebreitet, er glaubte vor den plötzlichen Anblick der weiten, unendlichen, mannigfaltigen Natur zu vergehn, denn es war, als wenn ſie mit herzdurchdringende Stimme zu ihm hinauf¬ ſprach, als wenn ſie mit feurigen Augen vom Himmel und aus dem glänzenden Strom heraus nach ihm blickte, mit ihren Rieſen¬ gliedern nach ihm hindeutete. Franz ſtreckte die Arme aus, als wenn er etwas Unſicht¬ bares an ſein ungeduldiges Herz drücken
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0113"n="105"/><p>Nun war es wieder wie ein Vorhang<lb/>
niedergefallen, ſeinem Blicke öffnete ſich die<lb/>
Ebene wieder, die kahlen Felſen unter ihm<lb/>
verloren ſich lieblich in dem grünen Gemiſch<lb/>
der Wälder und Wieſen, die unfreundliche<lb/>
Natur war verſchwunden, ſie war mit der<lb/>
lieblichen Ausſicht eins, von dem übrigen<lb/>
verſchönert, diente ſie ſelber die andern Ge¬<lb/>
genſtände zu verſchönern. Da lag die Herr¬<lb/>
lichkeit der Ströme vor ihm ausgebreitet,<lb/>
er glaubte vor den plötzlichen Anblick der<lb/>
weiten, unendlichen, mannigfaltigen Natur<lb/>
zu vergehn, denn es war, als wenn ſie mit<lb/>
herzdurchdringende Stimme zu ihm hinauf¬<lb/>ſprach, als wenn ſie mit feurigen Augen<lb/>
vom Himmel und aus dem glänzenden Strom<lb/>
heraus nach ihm blickte, mit ihren Rieſen¬<lb/>
gliedern nach ihm hindeutete. Franz ſtreckte<lb/>
die Arme aus, als wenn er etwas Unſicht¬<lb/>
bares an ſein ungeduldiges Herz drücken<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[105/0113]
Nun war es wieder wie ein Vorhang
niedergefallen, ſeinem Blicke öffnete ſich die
Ebene wieder, die kahlen Felſen unter ihm
verloren ſich lieblich in dem grünen Gemiſch
der Wälder und Wieſen, die unfreundliche
Natur war verſchwunden, ſie war mit der
lieblichen Ausſicht eins, von dem übrigen
verſchönert, diente ſie ſelber die andern Ge¬
genſtände zu verſchönern. Da lag die Herr¬
lichkeit der Ströme vor ihm ausgebreitet,
er glaubte vor den plötzlichen Anblick der
weiten, unendlichen, mannigfaltigen Natur
zu vergehn, denn es war, als wenn ſie mit
herzdurchdringende Stimme zu ihm hinauf¬
ſprach, als wenn ſie mit feurigen Augen
vom Himmel und aus dem glänzenden Strom
heraus nach ihm blickte, mit ihren Rieſen¬
gliedern nach ihm hindeutete. Franz ſtreckte
die Arme aus, als wenn er etwas Unſicht¬
bares an ſein ungeduldiges Herz drücken
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/113>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.