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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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neue Epoche. In den Stunden, die mir
die Freude übrig ließ, legte ich mich wieder
auf die Kunst, und es war zuweilen, als
wenn vom Himmel herab goldene Strahlen
in mein Herz hineinschienen, und alle meine
Lebensgeister erläuterten und erfrischten. Dann
drohte ich mir gleichsam mit ungebohrnen und
unsterblichen Werken, die meine Hand noch
ausführen sollte, ich sah auf die übrige Kunst,
wie auf etwas Gemeines und Alltägliches
hinab, ich wartete selber mit Sehnsucht auf
die Mahlereien, durch die sich mein hoher
Genius ankündigen würde. Diese Zeit war
die glücklichste meines Lebens.

Indessen war mein kleines Vermögen
aufgegangen. Meine Freunde wurden käl¬
ter, meine Freude erlosch, meine Gattin war
krank, denn ihre Entbindung war nahe, und
ich fing an, an meinem Kunsttalent zu zwei¬
feln. Wie ein dürrer Herbstwind wehte es

neue Epoche. In den Stunden, die mir
die Freude übrig ließ, legte ich mich wieder
auf die Kunſt, und es war zuweilen, als
wenn vom Himmel herab goldene Strahlen
in mein Herz hineinſchienen, und alle meine
Lebensgeiſter erläuterten und erfriſchten. Dann
drohte ich mir gleichſam mit ungebohrnen und
unſterblichen Werken, die meine Hand noch
ausführen ſollte, ich ſah auf die übrige Kunſt,
wie auf etwas Gemeines und Alltägliches
hinab, ich wartete ſelber mit Sehnſucht auf
die Mahlereien, durch die ſich mein hoher
Genius ankündigen würde. Dieſe Zeit war
die glücklichſte meines Lebens.

Indeſſen war mein kleines Vermögen
aufgegangen. Meine Freunde wurden käl¬
ter, meine Freude erloſch, meine Gattin war
krank, denn ihre Entbindung war nahe, und
ich fing an, an meinem Kunſttalent zu zwei¬
feln. Wie ein dürrer Herbſtwind wehte es

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[133/0141] neue Epoche. In den Stunden, die mir die Freude übrig ließ, legte ich mich wieder auf die Kunſt, und es war zuweilen, als wenn vom Himmel herab goldene Strahlen in mein Herz hineinſchienen, und alle meine Lebensgeiſter erläuterten und erfriſchten. Dann drohte ich mir gleichſam mit ungebohrnen und unſterblichen Werken, die meine Hand noch ausführen ſollte, ich ſah auf die übrige Kunſt, wie auf etwas Gemeines und Alltägliches hinab, ich wartete ſelber mit Sehnſucht auf die Mahlereien, durch die ſich mein hoher Genius ankündigen würde. Dieſe Zeit war die glücklichſte meines Lebens. Indeſſen war mein kleines Vermögen aufgegangen. Meine Freunde wurden käl¬ ter, meine Freude erloſch, meine Gattin war krank, denn ihre Entbindung war nahe, und ich fing an, an meinem Kunſttalent zu zwei¬ feln. Wie ein dürrer Herbſtwind wehte es

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/141>, abgerufen am 27.11.2024.