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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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Bravo! sagte an einem Morgen Rudolf
zu seinem Freunde, Du gefällst mir, denn
ich sehe, Du lernst von mir. Du ahmst mir
nach, daß Du auch eine Liebschaft hast, die
Deine Lebensgeister in Thätigkeit erhält'
glaube mir, man kann im Leben durchaus
nicht anders zurecht kommen. So aber ver¬
schönert sich uns jede Gegend, der Name
der Dörfer und Städte wird uns theuer und
bedeutend, unsre Einbildung wird mit lieb¬
lichen Bildern angefüllt, so daß wir uns al¬
lenthalben wie in einer ersehnten Heimath
fühlen.

Aber wohin führt uns dieser Leichtsinn?
fragte Franz.

Wohin? rief Rudolf aus, o mein Freund,
verbittere Dir nicht mit dergleichen Fragen
Deinen schönsten Lebensgenuß, denn wohin
führt Dich das Leben endlich?

Aber die Sinnlichkeit, sagte Franz,

Bravo! ſagte an einem Morgen Rudolf
zu ſeinem Freunde, Du gefällſt mir, denn
ich ſehe, Du lernſt von mir. Du ahmſt mir
nach, daß Du auch eine Liebſchaft haſt, die
Deine Lebensgeiſter in Thätigkeit erhält'
glaube mir, man kann im Leben durchaus
nicht anders zurecht kommen. So aber ver¬
ſchönert ſich uns jede Gegend, der Name
der Dörfer und Städte wird uns theuer und
bedeutend, unſre Einbildung wird mit lieb¬
lichen Bildern angefüllt, ſo daß wir uns al¬
lenthalben wie in einer erſehnten Heimath
fühlen.

Aber wohin führt uns dieſer Leichtſinn?
fragte Franz.

Wohin? rief Rudolf aus, o mein Freund,
verbittere Dir nicht mit dergleichen Fragen
Deinen ſchönſten Lebensgenuß, denn wohin
führt Dich das Leben endlich?

Aber die Sinnlichkeit, ſagte Franz,

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[154/0162] Bravo! ſagte an einem Morgen Rudolf zu ſeinem Freunde, Du gefällſt mir, denn ich ſehe, Du lernſt von mir. Du ahmſt mir nach, daß Du auch eine Liebſchaft haſt, die Deine Lebensgeiſter in Thätigkeit erhält' glaube mir, man kann im Leben durchaus nicht anders zurecht kommen. So aber ver¬ ſchönert ſich uns jede Gegend, der Name der Dörfer und Städte wird uns theuer und bedeutend, unſre Einbildung wird mit lieb¬ lichen Bildern angefüllt, ſo daß wir uns al¬ lenthalben wie in einer erſehnten Heimath fühlen. Aber wohin führt uns dieſer Leichtſinn? fragte Franz. Wohin? rief Rudolf aus, o mein Freund, verbittere Dir nicht mit dergleichen Fragen Deinen ſchönſten Lebensgenuß, denn wohin führt Dich das Leben endlich? Aber die Sinnlichkeit, ſagte Franz,

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/162>, abgerufen am 24.11.2024.