müde, der Pilgrim war schon in einem Win¬ kel des Hauses eingeschlafen, nur Rudolf blieb munter, und verzehrte einiges von den Früchten, Brod und Honig, das der Ein¬ siedler aufgetragen hatte. Ihr seyd in mei¬ ner Einsamkeit willkommen, sagte dieser zu Florestan, und es ist mein tägliches Gebet zu Gott, daß er mir Gelegenheit geben möge, zuweilen einiges Gute zu thun, und so ist sie mir denn heute wider Erwarten gekom¬ men. Sonst bringe ich meine Zeit mit An¬ dacht und Beten zu, auch lasse ich nach ge¬ wissen Gebeten immer mein Glöcklein erschal¬ len, damit die Hirten und Bauern im Walde, oder die Leute im nächsten Dorfe wissen mö¬ gen, daß ich munter bin und für sie den Herrn danke, das einzige, was ich zur Ver¬ geltung für ihre Wohlthaten zu thun im Stande bin.
Rudolf blieb mit dem Einsiedler noch
müde, der Pilgrim war ſchon in einem Win¬ kel des Hauſes eingeſchlafen, nur Rudolf blieb munter, und verzehrte einiges von den Früchten, Brod und Honig, das der Ein¬ ſiedler aufgetragen hatte. Ihr ſeyd in mei¬ ner Einſamkeit willkommen, ſagte dieſer zu Floreſtan, und es iſt mein tägliches Gebet zu Gott, daß er mir Gelegenheit geben möge, zuweilen einiges Gute zu thun, und ſo iſt ſie mir denn heute wider Erwarten gekom¬ men. Sonſt bringe ich meine Zeit mit An¬ dacht und Beten zu, auch laſſe ich nach ge¬ wiſſen Gebeten immer mein Glöcklein erſchal¬ len, damit die Hirten und Bauern im Walde, oder die Leute im nächſten Dorfe wiſſen mö¬ gen, daß ich munter bin und für ſie den Herrn danke, das einzige, was ich zur Ver¬ geltung für ihre Wohlthaten zu thun im Stande bin.
Rudolf blieb mit dem Einſiedler noch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0192"n="184"/>
müde, der Pilgrim war ſchon in einem Win¬<lb/>
kel des Hauſes eingeſchlafen, nur Rudolf<lb/>
blieb munter, und verzehrte einiges von den<lb/>
Früchten, Brod und Honig, das der Ein¬<lb/>ſiedler aufgetragen hatte. Ihr ſeyd in mei¬<lb/>
ner Einſamkeit willkommen, ſagte dieſer zu<lb/>
Floreſtan, und es iſt mein tägliches Gebet zu<lb/>
Gott, daß er mir Gelegenheit geben möge,<lb/>
zuweilen einiges Gute zu thun, und ſo iſt<lb/>ſie mir denn heute wider Erwarten gekom¬<lb/>
men. Sonſt bringe ich meine Zeit mit An¬<lb/>
dacht und Beten zu, auch laſſe ich nach ge¬<lb/>
wiſſen Gebeten immer mein Glöcklein erſchal¬<lb/>
len, damit die Hirten und Bauern im Walde,<lb/>
oder die Leute im nächſten Dorfe wiſſen mö¬<lb/>
gen, daß ich munter bin und für ſie den<lb/>
Herrn danke, das einzige, was ich zur Ver¬<lb/>
geltung für ihre Wohlthaten zu thun im<lb/>
Stande bin.</p><lb/><p>Rudolf blieb mit dem Einſiedler noch<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[184/0192]
müde, der Pilgrim war ſchon in einem Win¬
kel des Hauſes eingeſchlafen, nur Rudolf
blieb munter, und verzehrte einiges von den
Früchten, Brod und Honig, das der Ein¬
ſiedler aufgetragen hatte. Ihr ſeyd in mei¬
ner Einſamkeit willkommen, ſagte dieſer zu
Floreſtan, und es iſt mein tägliches Gebet zu
Gott, daß er mir Gelegenheit geben möge,
zuweilen einiges Gute zu thun, und ſo iſt
ſie mir denn heute wider Erwarten gekom¬
men. Sonſt bringe ich meine Zeit mit An¬
dacht und Beten zu, auch laſſe ich nach ge¬
wiſſen Gebeten immer mein Glöcklein erſchal¬
len, damit die Hirten und Bauern im Walde,
oder die Leute im nächſten Dorfe wiſſen mö¬
gen, daß ich munter bin und für ſie den
Herrn danke, das einzige, was ich zur Ver¬
geltung für ihre Wohlthaten zu thun im
Stande bin.
Rudolf blieb mit dem Einſiedler noch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/192>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.