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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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müde, der Pilgrim war schon in einem Win¬
kel des Hauses eingeschlafen, nur Rudolf
blieb munter, und verzehrte einiges von den
Früchten, Brod und Honig, das der Ein¬
siedler aufgetragen hatte. Ihr seyd in mei¬
ner Einsamkeit willkommen, sagte dieser zu
Florestan, und es ist mein tägliches Gebet zu
Gott, daß er mir Gelegenheit geben möge,
zuweilen einiges Gute zu thun, und so ist
sie mir denn heute wider Erwarten gekom¬
men. Sonst bringe ich meine Zeit mit An¬
dacht und Beten zu, auch lasse ich nach ge¬
wissen Gebeten immer mein Glöcklein erschal¬
len, damit die Hirten und Bauern im Walde,
oder die Leute im nächsten Dorfe wissen mö¬
gen, daß ich munter bin und für sie den
Herrn danke, das einzige, was ich zur Ver¬
geltung für ihre Wohlthaten zu thun im
Stande bin.

Rudolf blieb mit dem Einsiedler noch

müde, der Pilgrim war ſchon in einem Win¬
kel des Hauſes eingeſchlafen, nur Rudolf
blieb munter, und verzehrte einiges von den
Früchten, Brod und Honig, das der Ein¬
ſiedler aufgetragen hatte. Ihr ſeyd in mei¬
ner Einſamkeit willkommen, ſagte dieſer zu
Floreſtan, und es iſt mein tägliches Gebet zu
Gott, daß er mir Gelegenheit geben möge,
zuweilen einiges Gute zu thun, und ſo iſt
ſie mir denn heute wider Erwarten gekom¬
men. Sonſt bringe ich meine Zeit mit An¬
dacht und Beten zu, auch laſſe ich nach ge¬
wiſſen Gebeten immer mein Glöcklein erſchal¬
len, damit die Hirten und Bauern im Walde,
oder die Leute im nächſten Dorfe wiſſen mö¬
gen, daß ich munter bin und für ſie den
Herrn danke, das einzige, was ich zur Ver¬
geltung für ihre Wohlthaten zu thun im
Stande bin.

Rudolf blieb mit dem Einſiedler noch

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[184/0192] müde, der Pilgrim war ſchon in einem Win¬ kel des Hauſes eingeſchlafen, nur Rudolf blieb munter, und verzehrte einiges von den Früchten, Brod und Honig, das der Ein¬ ſiedler aufgetragen hatte. Ihr ſeyd in mei¬ ner Einſamkeit willkommen, ſagte dieſer zu Floreſtan, und es iſt mein tägliches Gebet zu Gott, daß er mir Gelegenheit geben möge, zuweilen einiges Gute zu thun, und ſo iſt ſie mir denn heute wider Erwarten gekom¬ men. Sonſt bringe ich meine Zeit mit An¬ dacht und Beten zu, auch laſſe ich nach ge¬ wiſſen Gebeten immer mein Glöcklein erſchal¬ len, damit die Hirten und Bauern im Walde, oder die Leute im nächſten Dorfe wiſſen mö¬ gen, daß ich munter bin und für ſie den Herrn danke, das einzige, was ich zur Ver¬ geltung für ihre Wohlthaten zu thun im Stande bin. Rudolf blieb mit dem Einſiedler noch

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/192>, abgerufen am 27.11.2024.