dann hätte ich sie zürnend und verzweifelt verlassen, um wieder umherzustreifen, und in den Bergen, im Thalschatten, den frischen, lebendigen Geist wiederzusuchen, der mich ver¬ lassen hatte. Aber sie hing an mir mit al¬ lem Feuer der ersten Liebe, sie zählte die Minuten, die ich nicht bei ihr zugebracht: sie haderte mit meiner Kälte. Noch nie war ich so geliebt, und die Fülle meines Glücks übertäubte mich. Sehnsüchtig sah ich jedem Wandersmann nach, der auf der Landstraße vorüberzog; wie wohl ist Dir, sagte ich, daß Du Dein ungewisses Glück noch suchst! ich habe es gefunden!
Ich ritt aus, um mich zu sammeln. Ich hielt mir in der Einsamkeit meinen Undank vor. Was willst Du in der Welt als Liebe? so redete ich mich selber an; siehe, sie ist Dir geworden, sey zufrieden, begnüge Dich, Du kannst nicht mehr erobern: was Du in ein¬
(2r Th.) O
dann hätte ich ſie zürnend und verzweifelt verlaſſen, um wieder umherzuſtreifen, und in den Bergen, im Thalſchatten, den friſchen, lebendigen Geiſt wiederzuſuchen, der mich ver¬ laſſen hatte. Aber ſie hing an mir mit al¬ lem Feuer der erſten Liebe, ſie zählte die Minuten, die ich nicht bei ihr zugebracht: ſie haderte mit meiner Kälte. Noch nie war ich ſo geliebt, und die Fülle meines Glücks übertäubte mich. Sehnſüchtig ſah ich jedem Wandersmann nach, der auf der Landſtraße vorüberzog; wie wohl iſt Dir, ſagte ich, daß Du Dein ungewiſſes Glück noch ſuchſt! ich habe es gefunden!
Ich ritt aus, um mich zu ſammeln. Ich hielt mir in der Einſamkeit meinen Undank vor. Was willſt Du in der Welt als Liebe? ſo redete ich mich ſelber an; ſiehe, ſie iſt Dir geworden, ſey zufrieden, begnüge Dich, Du kannſt nicht mehr erobern: was Du in ein¬
(2r Th.) O
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dann hätte ich ſie zürnend und verzweifelt
verlaſſen, um wieder umherzuſtreifen, und
in den Bergen, im Thalſchatten, den friſchen,
lebendigen Geiſt wiederzuſuchen, der mich ver¬
laſſen hatte. Aber ſie hing an mir mit al¬
lem Feuer der erſten Liebe, ſie zählte die
Minuten, die ich nicht bei ihr zugebracht:
ſie haderte mit meiner Kälte. Noch nie war
ich ſo geliebt, und die Fülle meines Glücks
übertäubte mich. Sehnſüchtig ſah ich jedem
Wandersmann nach, der auf der Landſtraße
vorüberzog; wie wohl iſt Dir, ſagte ich,
daß Du Dein ungewiſſes Glück noch ſuchſt!
ich habe es gefunden!
Ich ritt aus, um mich zu ſammeln. Ich
hielt mir in der Einſamkeit meinen Undank
vor. Was willſt Du in der Welt als Liebe?
ſo redete ich mich ſelber an; ſiehe, ſie iſt Dir
geworden, ſey zufrieden, begnüge Dich, Du
kannſt nicht mehr erobern: was Du in ein¬
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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/217>, abgerufen am 26.11.2024.
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