achtete mich, daß ich zu keinem Entschlusse kommen konnte. Der Hochzeitstag war in¬ deß ganz nahe herangerückt, meine Braut machte alle Anstalten, ich hörte immer schon von den künftigen Einrichtungen sprechen; mein Herz schlug mir bei jedem Worte.
Man erzählt, daß man vor dem letzten Unglück des Markus Antonius wunderbare Töne wie von Instrumenten gehört habe, wodurch sein Schutzgott Herkules von ihm Ab¬ schied genommen: so hört ich in jedem Lerchen¬ gesange, in jedem Klang einer Trompete, jegli¬ chen Instruments das Glück, das mir seinen Ab¬ schied wehmüthig zurief. Immer lag mir die gründämmernde Laube im Sinne, das blaue Auge, der volle Busen. Ich war entschlossen. Nein, Lodoviko, rief ich aus, ich will Dir nicht untreu werden. Du sollst mich nicht als Sklav wiederfinden, nachdem Du mich von der ersten Kette losgemacht hast. Soll ich ein Ehemann werden, weil ich liebte? Seltsame Folge!
achtete mich, daß ich zu keinem Entſchluſſe kommen konnte. Der Hochzeitstag war in¬ deß ganz nahe herangerückt, meine Braut machte alle Anſtalten, ich hörte immer ſchon von den künftigen Einrichtungen ſprechen; mein Herz ſchlug mir bei jedem Worte.
Man erzählt, daß man vor dem letzten Unglück des Markus Antonius wunderbare Töne wie von Inſtrumenten gehört habe, wodurch ſein Schutzgott Herkules von ihm Ab¬ ſchied genommen: ſo hört ich in jedem Lerchen¬ geſange, in jedem Klang einer Trompete, jegli¬ chen Inſtruments das Glück, das mir ſeinen Ab¬ ſchied wehmüthig zurief. Immer lag mir die gründämmernde Laube im Sinne, das blaue Auge, der volle Buſen. Ich war entſchloſſen. Nein, Lodoviko, rief ich aus, ich will Dir nicht untreu werden. Du ſollſt mich nicht als Sklav wiederfinden, nachdem Du mich von der erſten Kette losgemacht haſt. Soll ich ein Ehemann werden, weil ich liebte? Seltſame Folge!
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0221"n="213"/>
achtete mich, daß ich zu keinem Entſchluſſe<lb/>
kommen konnte. Der Hochzeitstag war in¬<lb/>
deß ganz nahe herangerückt, meine Braut<lb/>
machte alle Anſtalten, ich hörte immer ſchon<lb/>
von den künftigen Einrichtungen ſprechen;<lb/>
mein Herz ſchlug mir bei jedem Worte.</p><lb/><p>Man erzählt, daß man vor dem letzten<lb/>
Unglück des Markus Antonius wunderbare<lb/>
Töne wie von Inſtrumenten gehört habe,<lb/>
wodurch ſein Schutzgott Herkules von ihm Ab¬<lb/>ſchied genommen: ſo hört ich in jedem Lerchen¬<lb/>
geſange, in jedem Klang einer Trompete, jegli¬<lb/>
chen Inſtruments das Glück, das mir ſeinen Ab¬<lb/>ſchied wehmüthig zurief. Immer lag mir die<lb/>
gründämmernde Laube im Sinne, das blaue<lb/>
Auge, der volle Buſen. Ich war entſchloſſen.<lb/>
Nein, Lodoviko, rief ich aus, ich will Dir nicht<lb/>
untreu werden. Du ſollſt mich nicht als Sklav<lb/>
wiederfinden, nachdem Du mich von der erſten<lb/>
Kette losgemacht haſt. Soll ich ein Ehemann<lb/>
werden, weil ich liebte? Seltſame Folge!</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[213/0221]
achtete mich, daß ich zu keinem Entſchluſſe
kommen konnte. Der Hochzeitstag war in¬
deß ganz nahe herangerückt, meine Braut
machte alle Anſtalten, ich hörte immer ſchon
von den künftigen Einrichtungen ſprechen;
mein Herz ſchlug mir bei jedem Worte.
Man erzählt, daß man vor dem letzten
Unglück des Markus Antonius wunderbare
Töne wie von Inſtrumenten gehört habe,
wodurch ſein Schutzgott Herkules von ihm Ab¬
ſchied genommen: ſo hört ich in jedem Lerchen¬
geſange, in jedem Klang einer Trompete, jegli¬
chen Inſtruments das Glück, das mir ſeinen Ab¬
ſchied wehmüthig zurief. Immer lag mir die
gründämmernde Laube im Sinne, das blaue
Auge, der volle Buſen. Ich war entſchloſſen.
Nein, Lodoviko, rief ich aus, ich will Dir nicht
untreu werden. Du ſollſt mich nicht als Sklav
wiederfinden, nachdem Du mich von der erſten
Kette losgemacht haſt. Soll ich ein Ehemann
werden, weil ich liebte? Seltſame Folge!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/221>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.