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Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

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abzuzeichnen, die ich manchmal in glückli¬
chen Stunden in meinem Gemüthe gewahr
werde. Dann erleide ich auch zuweilen recht
sonderbare Begeisterung, so daß mein Geist
sehr heftig bewegt ist, dann glaube ich, wenn
mir die Geschicklichkeit zu Gebote stände,
ich würde recht wunderbare und merkwür¬
dige Sachen ausarbeiten können. Seht,
mein Freund, dann würde ich einsame, schauer¬
liche Gegenden abschildern, morsche zerbro¬
chene Brücken über zwei schroffen Felsen, ei¬
nem Abgrunde hinüber, durch den sich ein
Waldstrom schäumend drängt: verirrte Wan¬
dersleute, deren Gewänder im feuchten Winde
flattern, furchtbare Räubergestalten aus dem
Hohlwege heraus, angefallene und geplün¬
derte Wägen, Kampf mit den Reisenden. --
Dann wieder eine Gemsenjagd in einsamen,
furchtbaren Felsenklippen, die kletternden Jä¬
ger, die springenden, gejagten Thiere von

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abzuzeichnen, die ich manchmal in glückli¬
chen Stunden in meinem Gemüthe gewahr
werde. Dann erleide ich auch zuweilen recht
ſonderbare Begeiſterung, ſo daß mein Geiſt
ſehr heftig bewegt iſt, dann glaube ich, wenn
mir die Geſchicklichkeit zu Gebote ſtände,
ich würde recht wunderbare und merkwür¬
dige Sachen ausarbeiten können. Seht,
mein Freund, dann würde ich einſame, ſchauer¬
liche Gegenden abſchildern, morſche zerbro¬
chene Brücken über zwei ſchroffen Felſen, ei¬
nem Abgrunde hinüber, durch den ſich ein
Waldſtrom ſchäumend drängt: verirrte Wan¬
dersleute, deren Gewänder im feuchten Winde
flattern, furchtbare Räubergeſtalten aus dem
Hohlwege heraus, angefallene und geplün¬
derte Wägen, Kampf mit den Reiſenden. —
Dann wieder eine Gemſenjagd in einſamen,
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ger, die ſpringenden, gejagten Thiere von

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[240/0248] abzuzeichnen, die ich manchmal in glückli¬ chen Stunden in meinem Gemüthe gewahr werde. Dann erleide ich auch zuweilen recht ſonderbare Begeiſterung, ſo daß mein Geiſt ſehr heftig bewegt iſt, dann glaube ich, wenn mir die Geſchicklichkeit zu Gebote ſtände, ich würde recht wunderbare und merkwür¬ dige Sachen ausarbeiten können. Seht, mein Freund, dann würde ich einſame, ſchauer¬ liche Gegenden abſchildern, morſche zerbro¬ chene Brücken über zwei ſchroffen Felſen, ei¬ nem Abgrunde hinüber, durch den ſich ein Waldſtrom ſchäumend drängt: verirrte Wan¬ dersleute, deren Gewänder im feuchten Winde flattern, furchtbare Räubergeſtalten aus dem Hohlwege heraus, angefallene und geplün¬ derte Wägen, Kampf mit den Reiſenden. — Dann wieder eine Gemſenjagd in einſamen, furchtbaren Felſenklippen, die kletternden Jä¬ ger, die ſpringenden, gejagten Thiere von oben

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/248>, abgerufen am 22.11.2024.