Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Verwunderung gesetzt, aber Rudolf ging so¬
gleich zu seiner Meinung über. Sternbald
und der Pilgrim widersetzten sich am läng¬
sten, aber indem sie noch sprachen, war Lu¬
doviko, ohne danach hinzuhören, schon in
den Garten geklettert und gesprungen, er
half Florestan nach, Roderigo rief den Rück¬
bleibenden ebenfalls zu, Sternbald bequemte
sich, und der Pilgrim, den auch nach dem
Obste gelüstete, fand es bedenklich, ganz
ohne Gesellschaft seine Reise fortzusetzen. Er
machte nachher noch viele Einwendungen,
auf die niemand hörte, denn Ludoviko fing
an aus allen Kräften die Bäume zu schüt¬
teln, die auch reichlich Obst hergaben, das
die übrigen mit vieler Ämsigkeit aufsammelten.

Dann setzten sie sich in der kühlen Grotte
zum Essen nieder und Ludoviko sagte: Wenn
uns nun auch jemand antrifft, was ist es
denn mehr? Er müßte sehr ungesittet seyn,

Verwunderung geſetzt, aber Rudolf ging ſo¬
gleich zu ſeiner Meinung über. Sternbald
und der Pilgrim widerſetzten ſich am läng¬
ſten, aber indem ſie noch ſprachen, war Lu¬
doviko, ohne danach hinzuhören, ſchon in
den Garten geklettert und geſprungen, er
half Floreſtan nach, Roderigo rief den Rück¬
bleibenden ebenfalls zu, Sternbald bequemte
ſich, und der Pilgrim, den auch nach dem
Obſte gelüſtete, fand es bedenklich, ganz
ohne Geſellſchaft ſeine Reiſe fortzuſetzen. Er
machte nachher noch viele Einwendungen,
auf die niemand hörte, denn Ludoviko fing
an aus allen Kräften die Bäume zu ſchüt¬
teln, die auch reichlich Obſt hergaben, das
die übrigen mit vieler Ämſigkeit aufſammelten.

Dann ſetzten ſie ſich in der kühlen Grotte
zum Eſſen nieder und Ludoviko ſagte: Wenn
uns nun auch jemand antrifft, was iſt es
denn mehr? Er müßte ſehr ungeſittet ſeyn,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0268" n="260"/>
Verwunderung ge&#x017F;etzt, aber Rudolf ging &#x017F;<lb/>
gleich zu &#x017F;einer Meinung über. Sternbald<lb/>
und der Pilgrim wider&#x017F;etzten &#x017F;ich am läng¬<lb/>
&#x017F;ten, aber indem &#x017F;ie noch &#x017F;prachen, war Lu¬<lb/>
doviko, ohne danach hinzuhören, &#x017F;chon in<lb/>
den Garten geklettert und ge&#x017F;prungen, er<lb/>
half Flore&#x017F;tan nach, Roderigo rief den Rück¬<lb/>
bleibenden ebenfalls zu, Sternbald bequemte<lb/>
&#x017F;ich, und der Pilgrim, den auch nach dem<lb/>
Ob&#x017F;te gelü&#x017F;tete, fand es bedenklich, ganz<lb/>
ohne Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft &#x017F;eine Rei&#x017F;e fortzu&#x017F;etzen. Er<lb/>
machte nachher noch viele Einwendungen,<lb/>
auf die niemand hörte, denn Ludoviko fing<lb/>
an aus allen Kräften die Bäume zu &#x017F;chüt¬<lb/>
teln, die auch reichlich Ob&#x017F;t hergaben, das<lb/>
die übrigen mit vieler Äm&#x017F;igkeit auf&#x017F;ammelten.<lb/></p>
          <p>Dann &#x017F;etzten &#x017F;ie &#x017F;ich in der kühlen Grotte<lb/>
zum E&#x017F;&#x017F;en nieder und Ludoviko &#x017F;agte: Wenn<lb/>
uns nun auch jemand antrifft, was i&#x017F;t es<lb/>
denn mehr? Er müßte &#x017F;ehr unge&#x017F;ittet &#x017F;eyn,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[260/0268] Verwunderung geſetzt, aber Rudolf ging ſo¬ gleich zu ſeiner Meinung über. Sternbald und der Pilgrim widerſetzten ſich am läng¬ ſten, aber indem ſie noch ſprachen, war Lu¬ doviko, ohne danach hinzuhören, ſchon in den Garten geklettert und geſprungen, er half Floreſtan nach, Roderigo rief den Rück¬ bleibenden ebenfalls zu, Sternbald bequemte ſich, und der Pilgrim, den auch nach dem Obſte gelüſtete, fand es bedenklich, ganz ohne Geſellſchaft ſeine Reiſe fortzuſetzen. Er machte nachher noch viele Einwendungen, auf die niemand hörte, denn Ludoviko fing an aus allen Kräften die Bäume zu ſchüt¬ teln, die auch reichlich Obſt hergaben, das die übrigen mit vieler Ämſigkeit aufſammelten. Dann ſetzten ſie ſich in der kühlen Grotte zum Eſſen nieder und Ludoviko ſagte: Wenn uns nun auch jemand antrifft, was iſt es denn mehr? Er müßte ſehr ungeſittet ſeyn,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/268
Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Franz Sternbald's Wanderungen. Bd. 2. Berlin, 1798, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_sternbald02_1798/268>, abgerufen am 21.11.2024.